Europas Topspiele vom Wochenende
Sami und die alte Dame
Warum die englische zweite Liga fest in deutscher Hand ist. Was Antonio Conte und José Mourinho gemeinsam haben. Und wieso Sami Khedira schaut, als müsste er die fünfte Klasse wiederholen.

Inter Mailand - Juventus Turin (2:1)
Das »Derby d'Italia« ging überraschend an die Gastgeber aus Mailand, deren Saisonstart bis dahin ungefähr so gelungen war wie der Versuch, auf RTL2 mit einer Talkshow zum Thema »Was von Nietzsches Provokationen Bestand haben könnte« zu punkten. Ivan Perisic machte sich nichts draus, schoss das Siegtor und sorgte dafür, dass Sami Khedira diesen klassischen »Wer bin ich, und wenn ja warum?«-Blick ansetzte. Ergreifend!

Hull City - Arsenal London (1:4)
Kommen wir zum Mutterschiff des Fußballs, der Premier League. Dort zeigte Granit Xhaka, dass er den Erwartungen durchaus Stand halten kann und wemste einen Distanzschuss in die Maschen, der das Zeug hätte, es als Special Effect nach Hollywood zu schaffen — als Explosion. Lieferte so zugleich die Erklärung, wo all die deutlich zu hoch angesetzten Abschlüsse während seiner Zeit in Gladbach landeten — in England.

FC Chelsea - FC Liverpool (1:2)
Wo wohl all die Kritikaster sind, die Jürgen Klopp nach dem zweiten Spieltag schon wieder aus dem Land schreiben wollten? In Liverpool ganz sicher nicht. Vielleicht aber in London, an Antonio Contes Stuhl knabbern. Schließlich hat der Italiener gegen die Reds nicht nur sein erstes Spiel mit Chelsea verloren, sondern auch ganz persönlich die erste Heimniederlage seit 30 Spielen kassiert. Wenn das kein klarer Trend ist!

FC Watford - Manchester United (3:1)
Und noch eine Serie fand am Wochenende ihr allzu jähes Ende. Denn mit der Niederlage in Watford verlor José Mourinho zum ersten Mal seit 14 Jahren drei Spiele in Folge! Aber keine Sorge, der Mann bleibt sich trotzdem treu. Denn Schuld am Schlamassel war nach der Meinung von »The Special One« wer? Klar, der Schiedsrichter.

SM Caen - Paris St. Germain (0:6)
Ein wenig holprig startete das Rasenballett von Scheichs Gnaden in die Ligue 1. In Monaco verloren, daheim gegen niederes Gebolze aus St. Etienne nur ein Unentschieden. Was vor allem auch daran lag, dass Edinson Cavani bis dahin in Zlatan Ibrahimovics Fußstapfen als Sturmtank passte, als wären ihm beim Aufstieg zum Gipfel der Hoffnung alle Zehen abgefroren. Keine vier Tore gegen Caen später, und schon scheint alles wieder so hell wie die Sonne über Katar. Wenn doch alles so einfach wäre!

Glasgow Rangers - Ross County (0:0)
Ödes Spiel, was nicht zuletzt daran lag, dass Joey Barton nicht mit von der Partie war. Der hatte sich nach der 1:5-Klatsche im Old Firm bei Celtic Glasgow und während der anschließenden Videoanalyse mit einem Teamkollegen in die Haare bekommen. So übel, dass der Verein ihn vom Training suspendierte. Inzwischen hat er sich immerhin entschuldigt. Nicht ohne hinzuzufügen, dass »entschuldigen nicht immer heißt, dass man falsch liegt«.

Huddersfield Town - Queens Park Rangers (2:1)
Gute, alte deutsche Wertarbeit, die die englische Championship da auseinander nimmt. David Wagner, ehedem mit Schalke Uefa-Cup-Sieger und Trainer von Dortmunds zweiter Mannschaft, schwingt als Mini-Klopp das Zepter. Gleich fünf deutsche Spieler tanzen danach. So wie Elias Kachunga, einst bei Gladbach, Hertha und Paderborn in der Bundesliga unterwegs. Und Siegtorschütze gegen QPR. Ach ja, Huddersfield führt die Tabelle an. Der Brexit des kleinen Mannes.

Athletic Bilbao - FC Valencia (2:1)
Was ist nur mit dem einst so ruhmreichen FC Valencia los? Gut, in Bilbao kann man mal verlieren. Nur leider ist das inzwischen zur Regelmäßigkeit geworden. Vier Spiele, null Punkte und 5:10 Tore stehen inzwischen für den Ex-Klub von unserem Weltmeister Shkodran Mustafi zu Buche. Anbei: Symbolbild.

PSV Eindhoven - Feyenoord Rotterdam (0:1)
Zweiter gegen Erster hieß es in Holland. Und die Gäste aus Rotterdam behielten ihre weiße Weste, hat nun 18 Punkte aus sechs Spielen auf dem Konto. Eindhovens Mittelstürmer Luuk de Jong nahm es schon während des Spiels äußerlich gelassen. Kann aber auch daran liegen, dass sein Gesicht überhaupt nur einen einzigen Ausdruck kennt.

Legia Warschau - Lubin (2:3)
Wenn Besnik Hasi die vergangene Woche als gute Woche in Erinnerung behält, ist zumindest klar, warum er gegen Dortmund aufgestellt hat, wie er eben aufgestellt hat. Aber wir wären nicht 11FREUNDE, wenn wir einen Masochisten nicht Masochist sein ließen. Die Klubführung von Legia hingegen ist eher konventionell unterwegs und gab Hasi nach der neuerlichen Liga-Pleite die Papiere. Prüde Polen!

The New Saints - Bala Town (6:1)
Das Beste zum Schluss: The New Saints juckeln weiter von Sieg zu Sieg. Die Menge in Park Hall tobt. (Nicht im Bild: Tobende Menge) Inzwischen beträgt der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Bangor City FC schon acht Punkte. Nach sieben Spielen! Europa, zieh Dich warm an!