
Brasilien

Schweiz
Brasilien-Schweiz im Liveticker
Und Brasilien so:
Brasilien wollte siegen, Brasilien ging in Führung, aber dann kam die Schweiz. 1:1 und nicht nur Ze Roberto ist durch den Wind. Der Ticker kam mit Sturmfrisur.

Brasilien wollte siegen, Brasilien ging in Führung, aber dann kam die Schweiz. 1:1 und nicht nur Ze Roberto ist durch den Wind. Der Ticker kam mit Sturmfrisur.
Ach, das ZDF. Holen die Ze Roberto aus der Versenkung. Wir hatten ja auf Paolo Rink gesetzt. Oder Ailton. Aber wer sind wir schon? Nicht einmal Stephane Chapuisats! Irgendwo in einem viel zu großen Wohnzimmer sitzt Günther Netzer und denkt daran, dass früher alles besser war. Grimmepreisverdächtig.
Wann hat Oli Kahn sich wohl dazu entschieden, seinen Wandschrank-Körper in einen hellen Anzug zu zwängen? Wenn er gleich aufspringt und Oli Welke aus dem Studio schmeißt, zwei Schlägereien vor der Herrentoilette beendet und mit der lokalen Bikerszene einschlägt, würde uns das nicht ansatzweise wunder. Einmal Torsteher, immer Türsteher.
Anpfiff, liebe Freunde. Glotzen wir uns den Frust (?) von der Seele, hoffen wir auf klischeehaft aufspielende Brasilianer, die lieber mit der Hacke, statt zurück spielen, tapfer ackernde Schweizer, mindestens zwei Traumtore und einen Flitzer, der mit einer Putin-Maske in die Coca Cola-Bande grätscht.
Guten Abend also auch von mir (Lemm). Ich tickere heute übrigens aus einer mystischen Stadt am Rhein, die den Namen Köln trägt. Bin also aus karnevalistischer Verbindung allein klar bei Brasilien. Verkleiden ist ja auch nichts für Schweizer, sie können ja eher unglaubwürdig in andere Rollen schlüpfen. Oder hat irgendjemand Sepp Blatter den seriösen Fifa-Chef abgekauft?
Die Brasilianer wie genervte Ehefrauen im Bett: Lassen den anderen kommen. Und die Schweiz traut sich was. Wie schön! Liegt vielleicht daran, dass der Balkangraben, der so oft vor Turnieren beschrieben wird, dieses Jahr in der Mannschaft nur sehr niedrig ist. Und irgendwo kündigt Alice Weidel ihr Zürcher Bankkonto.
»Irgendwann muss es mal nach vorne gehen«, sagt Rethy und ich kann mir diesen Spruch sehr gut vorstellen, auf einer Kaffeetasse zum Beispiel oder in einem Kalender oder als Tweet von Sami Slimani. Hier aber nun eine kurze Liste von Dingen, die genauso viel Gehalt haben wie Rethys kluge Ratschläge:
- Ein leeres Glas
- Minijobber
- dieser Live-Ticker
Übrigens: Immer, wenn Neymar auf dem Boden liegt, leuchtet irgendwo in Rio eine rote Signallampe auf, Sondereinsatzkommandos machen sich bereit, warme Decken und Studentenfutter in der Hand. Roland Emmerich ist bereits an einer Verfilmung dran. Mit Neymar als Donald Trump und Paulinho als Wasserflasche.
Die Schweiz wie ich in der Rush-Hour an der U-Bahn-Tür: Drückt ein bisschen, aber kommt nicht durch. Tite lässt seine Jungs hier nämlich eine so ausgefeilte »Wir machen hier nur noch das Nötigste«-Taktik zocken, dass Holger Stanislawki schon eine 45-Minuten-Sondersendung angemeldet hat. Zu den besten Bio-Würstchen.
Es ist, sorry Freunde, großartig. Diese WM ist großartig. Ob sich heute Abend Neymar und Messi und Reus treffen, um gemeinsam bei Andreas-Bourani-Pop über ihre Gefühle zu sprechen? Mit Oli Welke als Therapeut? »Jungs, macht euch nichts draus. Ihr seid nicht das Problem des Kapitalismus« Und dann wischt er ihnen die Tränen mit einem Coca-Cola-Goldbarren von der Wange.
Und - natürlich - wird dieses Spiel enden mit einem Freistoß des Superstars namens Neymar. Und der schlenzt das Ding erst einmal so ungefährlich in den Strafraum, dass Yann Sommer sich schon die Kippe danach anzündet. Doch dann, wieder Gewusel, irgendwie können das die Brasilianer - und Schär klärt vor der Linie. Und die ganze Tribüne stimmt ein: »If I Could Turn Back Time!« Ich wünschte es mir auch.
»Wenn wir nur nach Ergebnissen gehen, wäre Russland jetzt der Favorit«, sagt Oli Welke und schiebt sich langsam ein dickes Bündel Rubel in die Hosentaschen. Ich fühle mich ausgezehrt, das ist nicht mehr mein Sport und schon erst recht nicht mehr meine Sportberichterstattung. Votiere dafür Oli W. durch Oli P. zu ersetzen. Oder durch einen Braunbären.
Freunde, was soll ich euch sagen? Deutschland mit mieserer Stimmung als Gitarren einer Schülerrockband, Brasilien planloser als orientierungslose Wanderer. Das ist mir alles zu negativ. Ich mach mir jetzt einen Wodka auf und schau die Insta-Story von Cathy Hummels. Wir sagen also: Tschö, morgen ist ja leider auch noch ein Tag!
19:40 Uhr
Schland unter hier in Berlin. Durch die Straßen ziehen stille Märsche von Menschen, die wir zuletzt bei Pegida-Demos gesehen haben und halten mahnend die Portraits von Mesut Özil und Ilkay Gündogan in die Höhe. Weinende Familienväter aus Marzahn heulen heiße Tränen in die abgerissenen Deutschland-Autofahnen, entsetzte Kreisligatrainer schreiben Wutbriefe an den kicker. Ein Schland trägt Trauer. Und wir? Halten die lodernde Flamme der guten Laune einfach weiter fröhlich in die Luft und bereiten uns seelisch auf Brasilien gegen die Schweiz vor. Blättern verliebt durch alte Fotoalben von Ronaldo, malen Rivaldos Fallrückzieher gedankenverloren in die Luft und haben romantische Gedanken an Alain Sutter. Und ihr so? Bitte schreibt uns an: gutgelaunteallerschländervereinigteuch@11freunde.de