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Dieses Inter­view erschien erst­mals im Sep­tember 2011.

Wol­fang Kleff, Uli Hoeneß hat mal gesagt, Glad­bach hätte zwar den schi­ckeren Fuß­ball gespielt, die über­ra­gende Mann­schaft der 70er Jahre wäre aber klar der FC Bayern gewesen. Was sagen Sie dazu?
Dagegen kann man gar nicht mal viel sagen. Wir haben zwar mehr Meis­ter­schaften geholt und auch zweimal den UEFA-Cup gewonnen, aber inter­na­tional waren die Bayern ganz ein­fach abge­klärter und hatten dadurch auch mehr Erfolg. Unser Spiel war da manchmal zu eupho­risch.

Zur Borussia kamen Sie 1968 vom Ama­teur­klub VfL Schwerte, und das obwohl Sie dort nicht einmal Stamm­spieler gewesen waren. Kann das stimmen?
Na ja, ich war schon in der Jugend gut gewesen, nur hat man mich da nicht ent­deckt. Zum Bei­spiel habe ich lange Zeit nie in einer Aus­wahl gespielt. In Schwerte gab es dann einen älteren Tor­wart, der unbe­dingt noch sein ver­dientes letztes Jahr bekommen sollte. Das hab ich akzep­tiert und dafür, das stimmt tat­säch­lich, ein Jahr in der Reserve gespielt. Danach war ich dann aber gleich Stamm­spieler und das auch sehr erfolg­reich. In den Zei­tungen schrieb man damals immer von der 1:0‑Mannschaft aus Schwerte“. Soll also heißen, ein Tor hat uns immer zum Sieg gereicht, weil ich so gut gehalten habe.

Irgend­wann kam es dann zum Pro­be­trai­ning in Glad­bach. Fans und Medien waren anfangs eher skep­tisch. Kaum waren Sie aber Stamm­keeper, wurde Glad­bach dann zum ersten Mal Meister. Zufall?
Das wäre ein wenig ver­messen. Dass wir gleich Meister wurden, lag eher daran, dass Hennes Weis­weiler tak­tisch umge­dacht und gezielt die Abwehr ver­stärkt hat. Bestimmt hab ich dazu auch bei­getragen, aber erst mit Luggi Müller und Klaus-Dieter Sieloff wurden wir hinten so stabil, dass wir auch mal ein 1:0 oder 2:1 nach Hause bringen konnten. Das war der Schlüssel zum Titel. Klar war ich ein unbe­schrie­benes Blatt, aber das hat mich nicht geküm­mert. Bei meinem ersten Spiel gegen Aachen hatte ich gerade an die zehn Kilo ver­loren, weil ich das harte Trai­ning nicht gewohnt war. Meinen zweiten Ein­satz bekam ich dann genau ein halbes Jahr später, näm­lich wieder gegen Aachen. Mit Volker Danner war da irgendwas vor­ge­fallen, der flippte öfter mal aus und da hat ihn der Hennes Weis­weiler eli­mi­niert. Zu mir hatte er mitt­ler­weile Ver­trauen. Ich kam also ins Tor und hab von da an sie­ben­ein­halb Jahre durch­ge­spielt, ohne einmal aus­zu­setzen.

Alle bis­he­rigen Deut­schen Meister waren bis dahin Ein­tags­fliegen geblieben, Nürn­berg sogar direkt abge­stiegen. Warum hat Glad­bach sich an der Spitze halten können?
Weil wir unserer Zeit weit voraus waren. Wir waren so stabil, dass der Weis­weiler in aller Ruhe junge Leute dazu­holen und kon­ti­nu­ier­lich ein­bauen konnte. So hatten wir dann nicht nur elf, son­dern 16 oder 17 gute Spieler und damit eine viel bes­sere Breite als die Meister vor uns. Wenn dann Günter Netzer mal aus­fiel, kam halt der Dietmar Danner rein. Der hat zwar etwas anders gespielt, konnte ihn aber voll ersetzen. Außerdem waren wir spie­le­risch natür­lich erheb­lich stärker als es mei­net­wegen Nürn­berg und Braun­schweig gewesen waren.

Es war ein­fach unvor­stellbar für mich. Aber wie man im Nach­hinein sieht, ist wenn es um Geld geht wohl vieles mög­lich im Sport.“

Der Titel wurde 1971 ver­tei­digt und das in der wohl auf­wüh­lendsten Saison, die es in der Bun­des­liga je gegeben hat. Fangen wir mal beim Pfos­ten­bruch an.
Den habe ich aus unge­fähr 115 Metern Ent­fer­nung erlebt, da ich ja logi­scher­weise im anderen Kasten stand. Es gab irgendwie einen Frei­stoß oder Eck­ball, jeden­falls eine Flanke. Her­bert Laumen kam mit Wucht ange­laufen, wollte sich am Netz fest­halten und hat das Ding damit zum Ein­sturz gebracht. Das lag aber nicht an seinem Über­ge­wicht.

Werder wollte unbe­dingt zu Ende spielen, Ihr Team dagegen eine Neu­an­set­zung. Bis heute behaupten die Bremer beharr­lich, Glad­bach hätte des­wegen alle Ver­suche tor­pe­diert, das Tor wieder auf­zu­stellen.
Nein, nein, das war völlig unmög­lich. Das konnte man gar nicht, weil der Pfosten ja durch­ge­bro­chen war. Man hat in der Hektik ja noch ver­sucht, vom Nach­bar­platz ein anderes Tor zu besorgen. Außerdem war ein Fun­da­ment im Boden ein­ge­lassen. Da hätte es schon einen Bagger gebraucht, um das raus­zu­holen und danach neu ein­zu­be­to­nieren. In der kurzen Zeit war das natür­lich unmög­lich. Am liebsten hätten wir doch selbst wei­ter­ge­spielt, weil wir natür­lich gewinnen wollten, um die Bayern auf Abstand zu halten. Wie­der­ho­lungs­spiel, okay, das wäre viel­leicht ein Argu­ment gewesen. Aber die Rechts­lage war völlig undurch­sichtig, weil es so einen Fall ja noch nie gegeben hatte.

Völlig über­ra­schend gingen die Punkte am grünen Tisch nach Bremen und hätten Glad­bach in der End­ab­rech­nung fast zur Meis­ter­schaft gefehlt. Die Bayern boten damals für diesen Fall ein Ent­schei­dungs­spiel an. Ein schein­hei­liges Manöver?
Daran kann ich mich gar nicht erin­nern, und ich bin auch nicht sicher, ob der DFB so etwas mit­ge­macht hätte. Es wäre natür­lich ärger­lich gewesen, wenn der Punkt uns am Ende gefehlt hätte, aber es war eben nicht mehr zu ändern und außerdem schon mitten in der Saison pas­siert. Wir hatten also genug Zeit, uns damit abzu­finden.

In Erin­ne­rung blieb die Spiel­zeit ohnehin eher wegen des Bun­des­li­ga­skan­dals. Was haben Sie davon mit­be­kommen?
Ich war nicht einmal scho­ckiert, son­dern hab nur gedacht, die reden von etwas anderem. Für mich war das so weit ent­fernt wie der Mond, und ich war mir auch über die Kon­se­quenzen über­haupt nicht im Klaren, zumal es uns ja über­haupt nicht betraf. Es war ein­fach unvor­stellbar für mich. Aber wie man im Nach­hinein sieht, ist wenn es um Geld geht wohl vieles mög­lich im Sport. Natür­lich darf man so etwas gar nicht erst anfangen, aber wenn dann auch noch zu viele Leute Bescheid wissen, dann ist es meist nur eine Frage der Zeit, bis es raus­kommt. Von daher war es also Dumm­heit, Nai­vität und ein biss­chen Hab­gier.

Hat es bei Ihnen denn auch jemand ver­sucht? Gerade als Tor­wart war man für Bestechungen ja inter­es­sant, siehe Man­fred Man­g­litz vom 1. FC Köln.
Nein, das wäre ja scho­ckie­rend gewesen. Ich selbst habe tat­säch­lich erst davon erfahren, als es nach der Saison öffent­lich gemacht wurde. Wir hatten das natür­lich auch nicht nötig und sind hier bei Borussia Mön­chen­glad­bach immer anständig behan­delt worden. Gut, die Bezah­lung war eine andere, aber die lag völlig im Rahmen der dama­ligen Zeit. Vor allem hat der Vor­stand uns die Red­lich­keit vor­ge­lebt. Helmut Gras­hoff und Dr. Helmut Beyer, das waren integre Leute, der eine Unter­nehmer und der andere Kauf­mann. Bei solch gestan­denen Geschäfts­leuten wäre das nie­mals in die Tüte gekommen. Da hätten dann schon halb­sei­dene Unter­weltler am Werk sein müssen.