Von der Bundesliga bis zur C‑Klasse: Werner Rank ist der einzige Fußballer, der in zwölf deutschen Ligen aktiv war. Wie hat er das geschafft?
Werner Rank, kennen Sie Guido Silberbach?
Natürlich. Der war in der Bundesliga für Wattenscheid 09 aktiv und außerdem hat in etlichen anderen Ligen gespielt.
Neulich wurde Silberbach in der Presse als der neue Kicker-König von Deutschland bezeichnet, da er in jeder Liga gespielt hat. Wurmt es Sie, dass Sie nicht mehr alleiniger Rekordhalter sind?
Ich glaube, Guido hat in zwei Ligen weniger gespielt als ich. Ich habe in von der Bundesliga bis zur C‑Klasse in jeder Liga gespielt. Außerdem habe ich für jede Mannschaft mindestens ein Pflichtspieltor geschossen. Aber es ist natürlich toll, dass es noch andere Fußballverrückte gibt. Außerdem spornt Konkurrenz ja an. (Lacht)
Wenn man ganz genau ist, fehlt Ihnen als auch Guido Silberbach aber noch die Dritte Liga.
Das stimmt. Als ich für die drittklassigen Klubs Stahl Brandenburg, Rot-Weiß Erfurt, den FC Augsburg und VfR Mannheim spielte, gab es die Dritte Liga noch gar nicht. Aber es kann sein, dass ich die Liga noch nachhole. Doch dazu später mehr.
Wann haben Sie eigentlich gemerkt, dass Sie auf Rekordkurs sind?
Als ich vor ein paar Jahren meine Spielertrainer-Tätigkeit bei meinem Heimatverein SG Herrieden beendet habe. Da sagte ein Kumpel zu mir: „Werner, jetzt hast du in allen Klassen gespielt!“ Ich überprüfte das daraufhin und merkte, dass mir noch drei Ligen fehlten: die Kreisklasse, die A‑Klasse und die B‑Klasse. Dann habe ich ein bisschen im Internet recherchiert und bin auf den Verein FC/DJK Weißenburg gestoßen, der drei Mannschaften in den genannten Ligen hat. Wie es der Zufall wollte, liegt Weißenburg gerade mal 20 Kilometer von meiner Heimat Gunzenhausen entfernt. Also wechselte ich kurzerhand rüber – und komplettierte meine Ligen-Sammlung.
Es ging aber noch weiter.
Richtig. Ich erfuhr später, dass es in der Nähe von Ingolstadt noch eine C‑Klasse gibt, also wechselte ich noch mal zum SV Bergheim/Neuburg und machte dort zwei Spiele.
Stehen Sie eigentlich im Guinness-Buch der Rekorde?
Bislang nicht. Es ist recht kompliziert, wenn man dort aufgenommen werden will. Guinness-Vertreter messen oder bezeugen normalerweise einen Rekord vor Ort. Bei mir wäre das allerdings schwierig.
Sprechen wir über Ihre Karriere: Wo war es am schönsten?
Eigentlich war es überall schön. Besonders spannend waren natürlich die ersten Jahre im Profifußball. Zunächst spielte ich ja für Blau-Weiß Berlin und Stahl Brandenburg, danach für Dynamo Dresden. Unter Trainern wie Horst Hrubesch, Siggi Held oder Rolf Schafstall.
Schafstall galt als beinharter Feuerwehrmann. Wie kamen Sie mit ihm zurecht?
Eigentlich ganz gut. Aber es stimmt: Er war ein harter Hund. Ich erinnere mich an ein DFB-Pokal-Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern. Am Abend vor der Partie kam das Fernsehen vorbei, und Schafstall wollte den Journalisten zeigen, wie sehr er seine Spieler im Griff hat – also scheuchte er uns über den Platz wie noch nie. Wir waren total platt. Am nächsten Tag waren wir nach 60 Minuten stehend K.o. und verloren das Spiel.
Stimmt es, dass Sie in Dresden mit Olaf Marschall in einer WG gelebt haben?
Es hat sich einfach angeboten. Olaf und seine Frau hatten ein Haus gemietet, aber keine Möbel. Meine Freundin und ich hatten Möbel, aber keine Wohnung. Also zogen wir für ein paar Monate zusammen.
Wie haben Sie sich verstanden?
Olaf ist ein toller Typ. Fußballerisch und auch menschlich. Ich habe mir viel von ihm abgeguckt, allerdings habe ich ihm auf dem Platz nie das Wasser reichen können. Ich habe zwar zwei wichtige Tore gemacht, in den DFB-Pokal-Partien gegen Meppen und Hannover, doch über die zwei Jahre habe ich für Dynamo nur zwölf Bundesligaspiele absolviert. Die anderen Offensivspieler wie Olaf Marschall, Marek Penksa oder Uwe Rösler waren einfach besser.
Nicht jeder ist so selbstkritisch wie Sie.
Damals, als junger Spieler, sah ich das ein bisschen anders. Aber im Rückblick muss ich sagen: Die Bundesliga war zu gut für mich. Bestes Beispiel: mein erstes Spiel bei Borussia Dortmund. Ich kann mich an keinen einzigen Ballkontakt erinnern. Meine Gegenspieler Jürgen Kohler und Matthias Sammer waren einfach immer einen Schritt schneller.
Ihr Trainer Siggi Held sah es offenbar anders. Er ließ Sie 75 Minuten spielen.
Warum, weiß ich bis heute nicht. Besonders kurios war: Es war das Spiel mit den meisten Karten der Bundesligageschichte. Der Schiedsrichter verteilte fünf Platzverweise und sieben Gelbe Karten. Doch auch da ging ich leer aus. (Lacht)