Amy Drucquer besucht Fußballspiele und fotografiert weibliche Fans. Die Resonanz auf ihre Fotoseite „This Fan Girl“ ist riesig.
Amy Drucquer, in England heißt es: „Football is the people’s game“. Schließt das Frauen etwa aus?
Das Spiel selbst natürlich nicht. Aber das Drumherum des Fußballs ist schon sehr männlich geprägt. Die Art, wie über Fußball geredet wird. Wie die Medien über Fußball berichten. Wer die Spiele im TV moderiert oder als Experte eingeladen wird. Die testosterongeschwängerte Atmosphäre in den Fußballkneipen. Da kann man sich als weiblicher Fußballfan schon ausgeschlossen fühlen.
Dabei sind laut Studie knapp 25 Prozent der englischen Fußballfans weiblich.
Meine Co-Gründerin Laura und ich waren in der letzten Saison bei 26 Spielen in der Premier League und Championship. Da schien mir nicht jeder vierte Fan eine Frau zu sein. Vielleicht ist das eine geschönte Zahl, aber selbst wenn: Ein Viertel der Fans ist eine ganze Menge. Die sollten eine Stimme haben.
Sie machen Fotos von weiblichen Fans und sammeln diese auf der Seite thisfangirl.com. Wie kam es dazu?
Ich komme aus Leicester und bin Fan von Leicester City, seit mich mein Vater das erste Mal mit ins Stadion nahm, als ich zehn Jahre alt war. Ich war sofort Feuer und Flamme. Vom Spiel selbst, vor allem aber vom Drumherum. Die Fans, ihre Lautstärke, die Farben, Gerüche: Ein totaler Overkill an Eindrücken. Seitdem gehe ich so oft es geht ins Stadion. Und als wir 2016 sensationell Meister wurden, begann ich, die Fans zu fotografieren.
Die weiblichen?
Nein, das war mit „This Fan Girl“ noch nicht zu vergleichen. Für uns Leicester-Fans war das Meisterjahr ein Jahr im Ausnahmezustand. Aber in der Berichterstattung fehlte mir etwas Visuelles. Etwas, das die Atmosphäre vor dem Stadion einfing. Ich fragte mich, warum niemand eine Fotoreportage über die Fans macht. Bis ich entschloss, das einfach selbst zu tun. Also fuhr ich zu den Spielen und fing an, die Leicester-Fans zu fotografieren. Mit meinem Handy und ohne Ahnung von Fotografie zu haben. Meist brauchte ich erst ein, zwei Pints, weil ich so nervös war. (Lacht.)