Auf Schalke brodelt es. Die Vereinsführung sah sich bei der Jahreshauptversammlung dem Unmut der Mitglieder ausgesetzt. Wir sprachen mit ViaNoGo-Aktivistin Katharina Strohmeyer über eine geschädigte Vereinsdemokratie und Viagogo.
Katharina Strohmeyer, Sie haben auf der Jahreshauptversammlung von Schalke 04 einen Eilantrag gestellt und hatten so in der Diskussion um den Viagogo-Deal das letzte Wort. Wie kam es dazu?
Nachdem der Vorstand vor zwei Monaten die Einladungen zur Hauptversammlung verschickt hatte, stellten 35 Personen fristgerecht Anträge zu den elementaren Dinge des Vereinslebens. Von Satzungsänderungen über die Frage der Kartenvergabe und bis hin zum Deal mit dem Tickethändler Viagogo. Doch der Vorstand machte diese Anträge nicht bekannt, sodass der Aufsichtsrat diese nicht mehr zulassen konnte. Vorstandsriege und Aufsichtsrat lehnten also alle 35 Anträge aus scheinbar formalen Fehlern ab. Da ich als Juristin einige Fachkenntnisse besitze, konnte ich meinen Eilantrag zur Diskussion über den Viagogo-Deal und einer empfehlenden Abstimmung nach mühsamen Verhandlungen kurzfristig durchsetzen.
Durch den Viagogo-Deal befürchten viele Mitglieder einen enormen Anstieg der Ticketpreise und Hilflosigkeit gegen den Schwarzmarkt. Inwiefern sind Sie selbst betroffen?
Überhaupt nicht! In meinem Schrank liegt eine Dauerkarte für den Stehplatz, sodass Viagogo mein eigenes Portemonnaie nicht berührt. Aber es ist eine grundsätzliche, moralische Frage. Denn der Wenigverdienende kann sich durch die folgenden, durch Viagogo verursachten Ticketpreiserhöhungen gar kein Spiel seines Klubs mehr leisten.
Wie fiel die Abstimmung aus?
Zuerst einmal wollten mich die Vereinsverantwortlichen gar nicht auf die Bühne lassen, schlussendlich konnten sie die Abstimmung jedoch nicht verhindern. Von den geschätzten 9 000 Mitgliedern – wie viele Personen exakt in der Arena waren, kann nicht einmal genau gesagt werden – haben etwa 80 Prozent dem Verein empfohlen, seine Verträge mit Viagogo zu kippen.
Konnten Sie eine Reaktion bei den Verantwortlichen erkennen?
Das hatte schon etwas Seltsames, denn die Köpfe des Vorstands konnten wir in den ersten Reihen überhaupt nicht erkennen. Clemens Tönnies, Alexander Jobst und Peter Peters waren schlichtweg zu weit entfernt, als dass ich eine bestimmte Mimik ausmachen konnte. Ich glaube, dass sie diese Distanz auch so aufbauen wollten.
Nach der Abstimmung ließ der Vorstand verlautbaren, dass man über das Ergebnis nachdenken würde. Wie glauben Sie, wird sich die Situation auf Schalke verändern?
Der Vorstand hat in dieser Beziehung nichts verstanden und ist schlichtweg froh, dass er die Versammlung über die Bühne bringen konnte. Es ist sicherlich kein Zufall, dass Fernsehsender aus vermeintlichen Satzungsgründungen keinen Zutritt zur Arena besaßen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich aus eigener Kraft der Führungsriege etwas verändern wird.