Während seine Kollegen vom FC Bayern zur Triple-Helden wurde, kämpfte sich Toni Kroos in der Reha wieder zurück auf den Rasen. Hier sprich er über seine Chancen im System von Pep Guardiola, sein Leben als 80-Prozent-Triple-Gewinner und die Gefahren explosiver Bewegungen.
Toni Kroos, kaum ein offensives Mittelfeld ist international so gut besetzt wie das des FC Bayern. Das wird ein ordentliches Hauen und Stechen in der neuen Saison.
Sicher ist der Konkurrenzkampf extrem, vielleicht noch extremer als im vergangenen Jahr, wo bei uns auch schon sehr viel Qualität versammelt war.
Und dann plant Pep Guardiola, nur noch drei offensive Positionen im Mittelfeld zu besetzen.
Ob drei oder vier – das muss man alles noch abwarten. Ich kann sowieso nur mein Bestes anbieten und hoffen, dass es reicht, um zu spielen.
Hat Guardiola Ihnen schon gesagt, was er von Ihnen erwartet?
Wir haben uns schon des öfteren ausgetauscht und ich habe den Eindruck, dass es sehr gut werden kann.
Was hat er denn gesagt?
Da er es im persönlichen Gespräch mit mir gesagt hat, nehme ich an, dass es nur für mich bestimmt war – nicht für Sie. (lacht)
Auf Franck Ribery ist Guardiola zugegangen und hat gefragt, ob er sich auch andere Positionen vorstellen könne.
Um es kurz zu machen: Er weiß, wo ich spielen kann – und ich weiß es auch.
Im defensiven Mittelfeld ist eher Platz? Wie wär‘s?
Mir liegen dazu keine näheren Informationen vor. Wenn ich da helfen soll, dann werde auch da helfen. (lacht) Es ist aber doch kein Geheimnis, dass mir die drei zentralen Mittelfeldpositionen besonders liegen, oder?
Hat sich die Trainingsintensität unter Pep Guardiola verändert?
Ein Trainingslager ist immer intensiv. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass es anstrengender ist als früher. Der neue Coach macht einige Dinge anders, das bedeutet aber nicht, dass es viel strapaziöser ist.
Der Trainer gestikuliert und redet sehr viel auf dem Platz. Ist das ungewöhnlich für Sie?
Nein, auch Louis Van Gaal war sehr aktiv, hat viel agiert und gesprochen, selbst Jupp Heynckes hat fast jeden Pass mitkommentiert. Und es ist doch klar, dass auch Guardiola seine Ideen rüberbringen will – und das versucht er nun mal in jeder Einheit.
Sie haben seit April kein Pflichtspiel mehr absolviert. Wie geht es Ihnen?
Ich habe im Urlaub jeden Tag trainiert, habe meinen Plan vom Verein mitbekommen und allein alles akribisch abgearbeitet. Sprints, Ausdauerläufe, Steigerungsläufe. Nun konnte ich in den letzten Wochen auch wieder beschwerdefrei trainiern und sehe zu, dass ich bei Pflichtspielstart wieder bei 100 Prozent bin. Kurz: Ich bin wieder vollwertiges Mitglied der Mannschaft.
Wie lange waren Sie aus dem Mannschaftstraining raus?
Wenn die Saison nach dem Pokalfinale weitergegangen wäre, hätte ich vermutlich eine Woche später wieder ins Training einsteigen können.
In der grandiosen Saison 2012/13 waren Sie ein bisschen der tragische Held. Bis zum Viertelfinale in der Champions League gegen Juventus Turin waren Sie unumstrittener Stammspieler in einem hochkarätigen Mittelfeld – und dann verletzten Sie sich nach der Halbzeit im Hinspiel schwer.
Es war natürlich sehr bitter, ausgerechnet in der Phase nicht mehr dabei zu sein, als die Preise eingefahren wurden. Aber mehr Titel hätten wir auch nicht gewinnen können, wenn ich gespielt hätte. Also sei‚s drum. Es wäre doch weitaus schlimmer gewesen, wenn wir ein Finale unglücklich verloren hätten, und ich der Überzeugung gewesen wäre, dass es mit mir anders gelaufen wäre. Deshalb sage ich mir: Ich bin zu achtzig Prozent an allen Erfolgen beteiligt.
Können Sie die Situation der Verletzung noch einmal kurz schildern?
Es war mal wieder eine meiner vielen explosiven Bewegungen. (lacht) Im Ernst: Es war eine Allerweltssituation, die im Spiel hundert Mal vorkommt. Ich bremste ab, irgendwas knackte und ich wusste gleich, da stimmt was nicht.
Wann war Ihnen klar, dass die Saison gelaufen ist?
Ungefähr dreißig Sekunden später, als der „Mull“ sagte, dass es ein Muskelbündelriss ist. Bis dato hatte ich noch nie eine Muskelverletzung, deswegen konnte ich es schwer einschätzen, deshalb hoffte ich zunächst, dass es ein Faserriss ist. War es aber leider nicht.
Wie stark schätzen Sie den BVB in der kommenden Saison ein?
Nach wie vor sind die Dortmunder unser großer Konkurrent im Titelrennen. Auch wenn sie Mario Götze für viel Geld verkauft haben, ist es dort auch nicht mehr so, dass sie dieses Geld nicht wieder für neue Spieler ausgeben können. Aber wenn wir wieder eine gute Saison spielen, führt meines Erachtens kein Weg an uns vorbei.
Ähnlich wie beim FC Bayern ist auch in der Nationalelf das Gedränge auf den Offensivpositionen des Mittelfelds sehr groß. Wie stehen Ihre Chancen, bei der WM 2014 in der Stammelf zu stehen?
In einem Jahr kann sehr viel passieren, deswegen fällt es mir schwer, da konkrete Prognosen abzugeben. Aber da es viel mehr Spiele im Verein sind, als für die Nationalelf, muss ich mich zwangsläufig über den Klub anbieten und dann bei der Auswahl meine Leistung bestätigen. Ich bin optimistisch…