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Stefan Klos, sind Sie ein Stoffel“?
Sie meinen, wegen des Spitz­na­mens? Den hat mir ein Freund meines Bru­ders ver­passt, als ich zehn war. Keine Ahnung, warum. Was ist denn ein Stoffel“?

So bezeichnet der Volks­mund einen unge­schickten, mit­unter mür­ri­schen Men­schen.
Also mür­risch bin ich nicht. Aber es kann sein, dass ich zur aktiven Zeit eher kurze Ant­worten bevor­zugt habe. Das sollte aber nicht unhöf­lich sein.

Mit 1,81 Meter waren Sie für einen Tor­wart eher klein. War das jemals ein Pro­blem in Ihrer aktiven Zeit?
Keine Ahnung, als ich Tor­wart wurde, war ich noch jung. Viel­leicht haben alle gedacht, dass ich mich noch zurecht wachse. Meine Größe war jeden­falls nie Thema. Nur einmal, als ich mit 19 erst­mals bei BVB-Profis spielen sollte.

Wie lief das ab?
Unser Trainer Horst Köppel kam auf mich zu und sagte: Stefan, morgen gegen Wat­ten­scheid spielst Du!“ Prä­si­dent Gerd Nie­baum bekam es mit und sagte zu mir: Sach ma, wie groß bist du eigent­lich?“ Ehe ich ant­worten konnte, ant­wor­tete Köppel: Der ist groß genug!“

Außer dem schmäch­tigen Gerd Nie­baum hat also nie­mand Ihre Kör­per­größe gestört?
Naja, wenn es bei mir oben ein­schlug, fingen einige Medien damit natür­lich an. Heute gibt es kaum noch Keeper unter 1,90 Meter. Als ich in Schott­land trai­nierte, waren selbst die 16-jäh­rigen Nach­wuchstor­hüter größer als ich. Für mich war das aber nie ein Pro­blem.

Ihr großes Vor­bild als Tor­wart war Toni Schu­ma­cher.
Er war in den Acht­zi­gern, in denen ich auf­wuchs, der prä­gende Keeper.

Von seinem extro­ver­tierten Auf­tritt auf dem Rasen haben Sie sich aber nichts abge­schaut.
Stimmt, ich war auf dem Rasen eher ein ruhiger Ver­treter. Aber ich mochte solche Typen. Toni wurde in Dort­mund mein Tor­wart­trainer, wir hatten ein super Ver­hältnis. Frank Mill war auch so ein schräger Vogel, als ich zu den BVB-Profis kam, war er schon 37. Er kam auf mich zu und sagte: Junge, ab sofort biste bei mir aufm Zimmer.“

Beschreiben Sie mal Ihre Teil­zeit-WG.
Frank war alte Schule. Wenn es in den Hotels keine Fern­be­die­nung gab, lag er auf dem Bett und rief: Junge, umschalten!“

Wie oft mussten Sie auf­stehen?
Frei­tag­abends hat er immer Der­rick“ geguckt, da hatte ich meine Ruhe. Aber wenn der Fall gelöst war, musste ich öfter mal raus.

Sie waren so eine Art Lehr­ling für ihn?
Ich war gerade erst bei meinen Eltern aus­ge­zogen. Da kam es vor, dass ich im Hotel meine Sachen nicht gleich in den Schrank hängte. Wenn alles im Raum ver­teilt lag, stellte Frank meine Matratze auf den Balkon und befahl: So, Stoffel, du räumst jetzt das Zimmer auf oder du schläfst draußen.“

Stefan Klos, 48,

wuchs in Dort­mund-Eving auf. 1991 machte ihn Ottmar Hitz­feld zum Stamm­tor­hüter des BVB, mit dem Klos zwei Meis­ter­schaften sowie im Jahr 1997 die Cham­pions League und den Welt­pokal gewann. Nach Ver­trags­que­relen ver­ließ er Ende 1998 die Borussia und heu­erte bei den Glasgow Ran­gers an, mit denen er vier Meis­ter­titel und drei Mal den Pokal holte. Nach einem Kreuz­band­riss und einem Schul­ter­bruch been­dete Klos 2007 seine Lauf­bahn und wohnt seitdem mit seiner Familie in der Schweiz.

Sie beerbten mit 20 den Publi­kums­lieb­ling Teddy de Beer im BVB-Tor. Wie groß war die Riva­lität zwi­schen ihnen?
Bis ich Stamm­kraft wurde, hatten wir kein Pro­blem mit­ein­ander. (Lacht.)

Und dann?
Naja, es gab keinen Krieg, aber die Situa­tion war nicht ein­fach. Teddy war 28, im besten Tor­wartalter. Und plötz­lich kommt ein Jung­spund und macht ihm seinen Platz streitig. Auf dem Trai­nings­platz konnte es da schon unge­müt­lich werden, denn Teddy war mir kör­per­lich um einiges über­legen.

Das heißt, es ging auf die Kno­chen?
Wenn wir im Trai­nings­spiel auf­ein­an­der­trafen, kam das schon mal vor. Ich habe jeden­falls immer auf­ge­passt, wenn er in der Nähe war. Warum bekamen Sie so früh den Vorzug? Ottmar Hitz­feld hatte 1991 beim BVB ange­fangen. Am Anfang der Saison ver­loren wir ziem­lich oft – gegen Ros­tock und Schalke relativ hoch – dann schieden wir auch noch im Pokal aus. Eigent­lich hatte Hitz­feld gesagt, dass ich erst mal meine Bun­des­wehr­zeit absol­vieren solle, aber kurz bevor der Wehr­dienst begann, setzte er mit dem Tor­wart­wechsel ein Zei­chen.

Sie erzählen das so bei­läufig.
Das wirkt nur so. Ich war schon ehr­geizig. Als Tor­wart muss man ver­mut­lich so sein. Denn wenn ein Gegentor fällt, steht man immer im Fokus, selbst wenn einen keine Schuld trifft. Als Tor­wart fühlt man sich immer ein biss­chen mit­ver­ant­wort­lich.

Im Gegen­satz zu Kol­legen wie Oliver Kahn oder Toni Schu­ma­cher haben Sie diese beson­dere Art des Drucks aber nie nach außen getragen.
Sie meinen, weil ich nie einen Gegen­spieler gewürgt habe? Ich habe trotzdem den Druck, der Letzte, der ent­schei­dende Mann, zu sein, der auf eine Situa­tion Ein­fluss nehmen kann, immer deut­lich gespürt.