Günther Koch erlebte als Radiokommentator alle Facetten des Profi-Fußballs – seine Liebe zum Amateurbereich hat er trotzdem nie verloren. Heute wird er 80 Jahre alt. Die „Stimme Frankens“ im Interview.
Das Interview erschien erstmals im Oktober 2019. Heute feiert Günther Koch seinen 80. Geburtstag.
Günther Koch, es ist Sonntag, 14 Uhr. Kreisligazeit. Was machen Sie?
Da halte ich Mittagsschlaf.
Den ganzen Nachmittag?
Nein, natürlich nicht. Ich mache erst ein Nickerchen, danach geht’s zu den Amateuren – aber immer erst zur zweiten Hälfte. Die ist eh spannender. Da werden die Spiele entschieden.
Ihr Amateurfußball-Herz schlägt also immer noch?
Das wird es mein ganzes Leben. Erst kürzlich musste ich bei einem A‑Klassenspiel (eine Liga unterhalb der Kreisklasse Anm. d. Red.) zwischen der dritten Mannschaft von Türkspor-Nürnberg und dem STV Deutenbach II den Schiedsrichter unterstützen!
Inwiefern?
Beim Spiel ging es hoch her: Deutenbach ging in der Schlussphase in Führung, per Konter in der Nachspielzeit stellten sie sogar noch auf 2:0. Nach Abpfiff sind die Emotionen übergekocht, ein paar Heim-Fans wollten auf den Schiedsrichter losgehen. Da musste ich dazwischen und vermitteln.
Sie sind also weiter mit Herz und Seele dabei.
Na klar! Außerdem hat der Schiri alles richtig gemacht, jede Entscheidung ganz sachlich kommuniziert und allen erklärt. So mag ich das. Genau so habe ich es auch in meiner Schiedsrichter-Ausbildung gelernt.
Sie besitzen einen Schiedsrichterschein?
Ja, die Ausbildung habe ich im Rahmen meines Trainerlehrgangs Anfang der 70er-Jahre absolviert, zusammen mit den Club-Legenden Hans Walitza und „Gustl“ Flachenecker. Walitza, ein wahres Kopfballungeheuer, gab mir damals Nachhilfe beim Kopfballtraining. Dafür habe ich ihn bei der Schiedsrichterprüfung abschreiben lassen.
Neben dem Schiedsrichter-Dasein standen Sie auch lange selbst auf dem Platz, Ihr Stammverein…
… ist und bleibt der TSV Falkenheim! Leider spiele ich dort nicht mehr. In den Achtzigern habe ich aber mal ein Tor von der Mittellinie erzielt. Der gegnerische Torhüter jubelte nach dem 1:0 seines Teams dermaßen lange, dass ich mir beim Anstoß den Ball schnappte und ihn ins leere Tor schoss.
Erinnert an Mike Hanke gegen Jörg Butt.
Fast. Bei meinem Treffer ist der Torwart einfach zur Eckfahne gerannt, er wollte wohl zu seiner Freundin. Deswegen hatte ich ein wenig mehr Zeit als Hanke, das leere Tor anzuvisieren. Heute kicke ich in einem tollen Team mit Kollegen von jetzt und früher.
Auch mit 77 Jahren spielen Sie selbst noch aktiv?
Auf jeden Fall.
Welcher Spielertyp sind Sie?
Früher war ich ein klassischer Rechtsaußen – zwar oft im Abseits, dafür mit Torjäger-Qualitäten. Aufgrund meines Alters übernehme ich bei unserem Presse-Kick aber zumeist defensive Aufgaben.
Mit wem spielen Sie da zusammen?
Aktuellen und ehemaligen Reportern der Nürnberger Zeitungen, des Kicker und anderen Rundfunksendern. Außerdem sind viele Ex-Cluberer dabei, wie Stefan Reisch oder Tasso Wild. Beide haben 1962 mit dem FCN den DFB-Pokal gewonnen, Stefan sogar ein Jahr zuvor die Meisterschaft. Seit über 40 Jahren treffen wir uns Montagnachmittags.