Thomas Wings, Sie waren beim Pokal­spiel des FC Schalke 04 gegen For­tuna Düs­sel­dorf als Fan im Sta­dion. Erst­mals war bei der Partie die BFE der Lan­des­po­lizei Nord­rhein-West­falen im Ein­satz. Wie ver­lief die Pre­miere?

Ich per­sön­lich habe von der Ein­heit nichts mit­be­kommen. Ich bin aller­dings auch nicht einmal um die Arena gelaufen, um nach ihnen zu suchen. Rund um die Partie gab es aber auch keinen Anlass für die Beamten, auf­fällig in Erschei­nung zu treten. Bis auf die Tat­sache, dass das Spiel von der trau­rigen Nach­richt vom Tod Rudi Assauers über­schattet wurde, war es ein ganz nor­maler Spieltag.

Was unter­scheidet die BFE von anderen Poli­zei­ein­heiten?

Sie sollen geschulter sein als die bis­he­rigen Ein­heiten. Inwie­weit das tat­säch­lich der Fall ist, vermag ich nicht zu beur­teilen. Gefilmt und beweis­ge­si­chert wurde bei Fuß­ball­spielen, Demos und Ver­samm­lungen aller Art ja eigent­lich schon immer. Auch des­halb halte ich die Ein­füh­rung dieser neuen Ein­heit für eine sehr sym­bo­li­sche Aktion. Man trägt andere Uni­formen, ist eine Son­der­ein­heit. Es wurden ja auch schon Ver­gleiche zum SEK gezogen. Wenn ich an das Vor­gehen sol­cher Son­der­ein­heiten denke, dreht sich bei mir der Rechts­staats-Magen um. Da wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen. In der eigent­li­chen Tages­ar­beit dürfte sich allzu viel gar nicht ver­än­dern, der prak­ti­sche Nutzen dürfte relativ gering sein.

Wes­halb gibt es diese neue Ein­heit dann über­haupt?

In meinem Augen ist die Ein­füh­rung dieser BFE vor allem Sym­bol­po­litik. Es ist ein erneuter Ver­such, auf dem Rücken von Fuß­ball­fans Politik zu betreiben. Hier sollen Fuß­ball­fans unter Gene­ral­ver­dacht gestellt und kri­mi­na­li­siert werden, indem schwerste Gewalt­taten her­bei­ge­redet werden. Sonst würde der Ein­satz einer sol­chen Ein­heit bei Fuß­ball­spielen ja gar keinen Sinn ergeben. Aus meiner Sicht ist diese Ein­heit schlicht nicht not­wendig.

Wieso?

Wenn man sich ansieht, welche Straf­taten nach einem Spieltag am Ende tat­säch­lich vor Gericht landen, sind das vor allem Raub­de­likte wie das klas­si­sche Schal­zo­cken“ oder klei­nere Kör­per­ver­let­zungen. Die werden jedoch vor allem auf den An- und Abrei­se­wegen begangen, also dort, wo die BFE aller Vor­aus­sicht nach gar nicht posi­tio­niert ist. Rund um das Sta­dion haben wir dann hin­gegen viele Ver­fahren, die mit der Polizei selbst zu tun haben: Anzeigen wegen Belei­di­gungen oder Wider­stands­hand­lungen – also Straf­taten, zu denen es ohne die Anwe­sen­heit der Polizei gar nicht kommen würde. Es ist also vor allem ein Apparat, der das direkte Agieren zwi­schen Fans und Polizei über­wacht.

In Dort­mund gingen Fans von Hertha BSC mit Fah­nen­stangen auf Poli­zei­be­amte los. Ist es da nicht nach­voll­ziehbar, dass die Polizei auf­rüstet?

Nein. Abge­sehen davon, dass es sich um einen Ein­zel­fall han­delt und bedacht han­delnde Poli­ti­ke­rinnen und Poli­tiker nicht vom Ein­zel­fall auf die Gesamt­heit schließen sollten: Gerade dieses Bei­spiel zeigt doch, dass es nicht mehr Beweis­si­che­rungs­ein­heiten braucht. Denn das Sta­dion ist bereits voller Über­wa­chung. Die Polizei hat bereits pro­fes­sio­nellste Video­aus­rüs­tung im Ein­satz und kann Pass­bilder von allen Zuschaue­rinnen und Zuschauern fer­tigen. Hinzu kommen Fern­seh­ka­meras, die ja gerade die genannten Szenen rund um die Aus­ein­an­der­set­zung in Dort­mund in allen Ein­zel­heiten gefilmt haben. Da braucht es gewiss kein mehr an Polizei.