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Jakub Kos­ecki, selbst vielen Deut­schen ist Sand­hausen nicht beson­ders bekannt. Wie oft mussten sie denn in Polen erklären, wo Sand­hausen liegt?
(Lacht) Diese Frage wurde mir tat­säch­lich sehr oft gestellt, vor allem in den ersten Wochen nach meinem Wechsel. Doch mitt­ler­weile sind solche Nach­fragen sel­tener geworden. Zumin­dest meine Familie und meine Freunde wissen, wo Sand­hausen liegt und wie man dahin kommt. Und nicht nur das. Sie ver­folgen auch die Spiele und fie­bern teil­weise richtig mit.

In Polen, aber auch in Deutsch­land war das Erstaunen groß, als bekannt wurde, dass ein Spieler, der quasi zum erwei­terten Kader der pol­ni­schen Natio­nal­mann­schaft gehört, in das kleine Sand­hausen in die 2. Bun­des­liga wech­selt. Wie kam es zu dem Transfer?
Meine letzte Saison bei Legia War­schau ver­lief für mich per­sön­lich ent­täu­schend. Durch Ver­let­zungen verlor ich den Anschluss und hatte kaum noch Spiel­praxis. Und um diese zu sam­meln, wollte ich eigent­lich zu Lechia Danzig aus­ge­liehen werden, wo ich bereits 2012 ein halbes Jahr spielte. Doch meine Manager Cezary Kucharski und Maik Barthel erklärten mir, dass sie eine bes­sere Option für mich hätten. Darauf folgte ein Besuch in Sand­hausen, bei dem ich den Trainer Alois Schwartz und die Mann­schaft kennen lernte. Und da die Chemie stimmte, ent­schloss ich mich zu dem Wechsel. Eine Ent­schei­dung, die ich nicht bereue. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich zu Beginn der Saison meine Pro­bleme hatte mit der Spiel­weise in Deutsch­land. Die Zweite Liga ist hier wirk­lich schwer, es wird viel kör­per­li­cher und aggres­siver gespielt, als ich es bis dahin aus Polen kannte. Ich brauchte Zeit, um mich daran zu gewöhnen.

Sind die Zweite Bun­des­liga und die pol­ni­sche Eks­tra­klasa von der sport­li­chen Qua­lität ver­gleichbar?
Ja, man kann die zwei Ligen schon mit­ein­ander ver­glei­chen, fernab von der aggres­siven Spiel­weise gibt es durchaus einige Par­al­lelen: Bis auf die Spit­zen­klubs wie Leipzig oder Frei­burg ist das Niveau der rest­li­chen Mann­schaften ziem­lich aus­ge­gli­chen. Hier kann quasi jeder jeden schlagen. Ähn­lich ist es in Polen. Da gibt es neben Legia War­schau und Lech Posen noch zwei wei­tere Teams, die zumin­dest von ihrer Infra­struktur und ihren finan­zi­ellen Mög­lich­keiten die Liga domi­nieren müssten. Und so wie Leipzig und Frei­burg meiner Mei­nung nach schon heute sport­lich in der Bun­des­liga mit­halten könnten, glaube ich auch, dass ein Team wie Legia War­schau sowohl aus sport­li­cher Sicht als auch wegen seiner Orga­ni­sa­ti­ons­struktur in der Bun­des­liga mit­spielen könnte.

In Polen hat man Sie jah­re­lang als Softie belä­chelt, ja sogar Witze über Sie gemacht. In einer popu­lären Late-Night-Show wurden sie sogar mal gefragt, ob sie tat­säch­lich nach jedem Spiel weinen. Wie kam es zu diesem Image?
Ich bemühe mich, so zu leben, wie ich bin. Auch meine Inter­essen und Träume möchte ich aus­leben. Und ich inter­es­siere mich halt für Mode, Tat­toos oder Sport­wagen – das zeige ich auch. Ich ziehe mich gerne modisch an, style mich, bin täto­wiert und habe mir einen Jugend­traum erfüllt, indem ich mir einen Sport­wagen zuge­legt habe. Zudem bin ich jemand, der auch seine Mei­nung sagt, vor allem wenn ich der Auf­fas­sung bin, dass irgend­je­mand unge­recht behan­delt worden ist. So wurde ich dann als jemand abge­stem­pelt, der ein Wort zu viel sagt, statt zu schweigen. Und dann noch mein Outfit. Umso über­ra­schender war es für mich, dann in Deutsch­land zu sehen, dass ich nicht der ein­zige Fuß­ball­profi bin, der so tickt. Hier ziehen sich fast alle Fuß­baller so an wie ich. Aber im Gegen­satz zu Polen inter­es­siert es hier keinen, weil es quasi normal ist.

Würden Sie sagen, dass man in Deutsch­land mehr Respekt gegen­über Fuß­ball­profis zeigt?
Nein, Respekt ist auch in Polen vor­handen. Doch wenn man irgendwie auf­fällt, sei es durch seine Inter­essen oder seine Klei­dung, wird man halt schnell zum Helden von irgend­wel­chen Geschichten, in denen man nur auf ein­zelne Aspekte redu­ziert wird. In Deutsch­land dagegen inter­es­siert es kaum jemanden, wel­ches Auto ein Fuß­baller fährt oder wie er sich anzieht. Hier gerät ein Fuß­baller nur dann in die Schlag­zeilen, wenn er zum Bei­spiel zu über­trieben gefeiert hat.