Patrick Klui­vert, vor ziem­lich genau 20 Jahren schossen Sie als 18-Jäh­riger das ent­schei­dende Tor im Cham­pions League-Finale. Wie erin­nern Sie sich an diesen Moment?
Ich saß bis zur 68. Minute auf der Bank und sah die Uhr run­ter­ti­cken. Ich spürte aber, dass in dem Spiel noch etwas mög­lich war. End­lich wech­selte mich Louis van Gaal ein. In der 85. Minute geriet Marc Over­mars in eine ziem­lich aus­weg­lose Situa­tion an der linken Eck­fahne. Er schaffte es den­noch, den Ball zurück auf Edgar Davids zu passen, der ihn weiter auf den auf­ge­rückten Frank Rij­kaard spielte. Frank sah eine Lücke in der Milan-Abwehr und steckte den Ball zu mir durch. Mit der linken Pike gelang es mir, den Ball ins Tor zu spit­zeln. Das 1:0 gegen den großen AC Mai­land. Fünf Minuten später war Schluss – und wir Cham­pions-League-Sieger!

Ver­gan­genes Jahr schoss Mario Götze im WM-Finale ein ähn­lich wich­tiges Tor. Auch er steht, wie Sie damals, noch am Anfang seiner Kar­riere. Seither wirkt Götze gehemmt und kam in der letzten Saison nicht wirk­lich in Tritt. Wel­chen Ein­fluss hatte das Tor auf Ihre Kar­riere?
In der ersten Zeit danach ver­spürte ich einen immensen Druck und hatte das Gefühl, dass immer alle Augen auf mich gerichtet waren. Aber ich kam damit ziem­lich gut zurecht. Ich möchte Mario Götze Mut machen, dass er das eben­falls schaffen kann. Er ist ein talen­tierter Spieler und hat sogar Fähig­keiten, die ich damals nicht besaß.

Würden Sie Ihr Tor im Nach­hinein als das wich­tigste Ihrer Kar­riere bezeichnen?
Es hat sicher­lich meine Kar­riere beschleu­nigt, aber ich habe auch andere wich­tige und schö­nere Tore geschossen. Vor allem in der Natio­nal­mann­schaft. Der Füh­rungs­treffer im Vier­tel­fi­nale der WM 1998 gegen Argen­ti­nien ist sicher eines davon.

Den Sieg­treffer zum 2:1 in diesem Spiel erzielte damals Dennis Berg­kamp, mit dem Sie lange ein starkes Duo bil­deten. War er der beste Sturm­partner Ihrer Kar­riere?
Dennis war fan­tas­tisch. Aber ich habe bei Milan auch mit George Weah zusam­men­ge­spielt. Und später mit Ronald­inho, ihn dürfen wir nicht ver­gessen, egal was er heute tut. Er ist einer der größten Spieler aller Zeiten. Ronald­inho und George Weah stelle ich auf eine Stufe mit Dennis Berg­kamp.

Der Cham­pions-League-Sieg 1995 war der letzte große euro­päi­sche Titel für Ajax Ams­terdam. Die Gene­ra­tion um Edgar Davids, Cla­rence See­dorf und Sie war ein­zig­artig. Wird Ajax in Zukunft noch einmal daran anknüpfen können?
Man kann die beiden Situa­tionen nicht ver­glei­chen. Unsere Mann­schaft in den Neun­zi­gern war eine Mischung aus erfah­renen Spie­lern wie Frank Rij­kaard, Jari Lit­manen und den de Boer-Brü­dern – dazu jungen, hung­rigen Spie­lern wie Cla­rence See­dorf und mir. Das war eine sta­bile, ein­ge­schwo­rene Truppe. Es wird für Ajax extrem schwierig, noch einmal solch eine Mann­schaft auf­zu­stellen.