Nicklas Bendtner beendet seine Karriere. Einst, als es ihn nach Wolfsburg verschlagen hatte, sprach der dänische Stürmer ausführlich mit uns. Über seine vermeintlichen Skandale, sein Image, seinen Antrieb. „Ich werde kämpfen“, sprach er damals, „bis es keinen Sinn mehr hat.“
Hinweis: Das Interview erschien erstmals im Jahr 2016.
Nicklas Bendtner, Ihr Lieblingstier ist der Tiger. Warum?
Er steht am Ende der Nahrungskette. Er frisst, um zu überleben, ohne Mitleid zu haben, er kennt es nicht einmal. Er ist der Räuber schlechthin, ein Tier von gefährlicher Schönheit.
Er ist zudem ein Einzelgänger. Sind Sie das auch?
Nein, als Fußballer muss ich in der Gruppe jagen, um Beute zu machen.
Sie müssen, täten es aber lieber allein?
Ich lebe meinen Individualismus in anderen Bereichen meines Lebens aus.
Haben Sie Freunde im Fußballgeschäft?
Ja, ich würde sagen, ungefähr fünfzehn.
Wer ist Ihr bester Freund?
Er heißt Christian. Wir spielten zusammen, bis wir sechzehn waren. Dann wurde ich Profi, er ergriff einen normalen Beruf.
Hat Christian die Distanz zu sagen: Nicklas, reg dich nicht auf, es ist doch nur Fußball?
Nein, er kann sogar noch schlechter verlieren als ich. Es macht für ihn keinen Unterschied, dass er bloß sonntags auf der Wiese kickt. Er hasst es, wenn er eine Torchance vergibt. Er ärgert sich oft tagelang, dann muss ich ihm sagen: Christian, reg dich nicht auf, es ist doch nur Fußball.
Sie haben fünfzehn Freunde. Haben Sie auch Feinde?
Nicht, dass ich wüsste.
Tiger sind vom Aussterben bedroht. Fußballer wie Sie auch?
Ich bin der Mann, der ich sein will. Ich lebe nach meinen eigenen Vorstellungen. Die einen akzeptieren das, die anderen nicht. Die einen sind froh darüber, die anderen haben Probleme damit.
Macht es Ihnen nichts aus, nicht all Ihren Mitmenschen zu gefallen?
Nein, denn bloß im Mainstream mitzuschwimmen, das wäre mir viel zu langweilig. Diese Haltung wird von manchen als Allüre angesehen. Dabei will ich nur nicht so sein, wie die meisten anderen schon sind.
Ihr radikaler Individualismus hätte Sie in den Siebzigern und Achtzigern zu einem Megastar des Fußballs gemacht. Heute wirken Sie inmitten Ihrer braven Kollegen wie ein Sonderling.
Das höre ich nicht zum ersten Mal.
Stimmen Sie denn zu?
Ich bin zu jung, um mich in Zeiten zurückzuversetzen, die schon so lang vergangen sind.
Sie haben doch bestimmt schon mal von George Best gehört, dem Inbegriff des Fußball-Popstars.
Natürlich kenne ich George Best. Aber bevor ich mich mit ihm vergleichen lasse: Wie definieren Sie den Begriff Fußball-Popstar?
Keine Sendung im deutschen Fernsehen hat etwas derart Autounfallartiges wie „Meine Geschichte!“ auf Sky. Hinsehen? Schwer. Wegschauen? Auch.