Kein Spieler wie jeder andere: Neven Subotic baut Brunnen in Äthiopien, feiert Autopartys in Deutschland und wechselt nun zu Union Berlin. Wir trafen ihn zum langen Interview.
Dieses lange Interview mit Subotic erschien im Frühjahr 2018 in 11FREUNDE.
Neven Subotic, stimmt es, dass Sie vor dem Wechsel bei den Spielern von Saint-Etienne durchgeklingelt haben?
Ja. Zunächst habe ich natürlich mit Auba (Pierre-Emerick Aubameyang, Ex-Spieler von Saint-Etienne, die Red.) gesprochen, dann bei Loic Perrin angerufen. Wir haben uns auf Englisch unterhalten. Er ist eine Legende bei ASSE, spielt schon 17 Jahre hier. Ich mache das immer so, dass ich nach dem Gespräch mit dem Trainer auch einen Spieler anrufe und die Meinungen abgleiche. Wir Spieler haben untereinander so ein Vertrauensverhältnis, dass keiner dem anderen das Blaue vom Himmel erzählt. Ich habe schon oft erlebt, dass der Trainer X sagt und der Spieler Y. Loic aber sprach haargenau so vom Fußball wie zuvor der Trainer. Da wusste ich: Es passt.
Und haben deswegen auf die Premier League oder sogar eine Zusammenarbeit mit Ihrem Förderer Jürgen Klopp verzichtet?
Dazu hätte ich wohl im Vorfeld einige Spiele mehr machen müssen. Ich hatte natürlich einige Angebote, aber im Gesamtpaket war Saint-Etienne die beste Wahl. Sie standen zwar zu diesem Zeitpunkt weit unten, haben aber in den letzten Jahren immer um die europäischen Plätze gespielt. Der Klub hat einegroße Tradition und eine beeindruckende Fankultur. Mit Yann M’Vila und Mathieu Debuchy kamen im Winter zwei weitere gute Jungs dazu, so dass nicht alles auf mir lastete. Mir war auch wichtig, dass ich direkt spielen konnte. Das hat mir der Trainer zugesichert.
Trotzdem muss es Ihnen schwergefallen sein, den BVB nach neun Jahren zu verlassen.
Sportlich war es die richtige Entscheidung. Sehen Sie, als ich im Sommer 2017 zurück zum BVB gekommen bin, stand ich nicht mal auf der Kaderliste. Mein Vertrag lief aus, was meine Karten noch einmal verschlechterte. Ich ging also zu Trainer Peter Bosz und fragte, ob ich überhaupt eine Chance habe. Er meinte: „Es ist nicht unmöglich.“ Was für mich hieß: „Es ist verdammt noch mal möglich.“ Ich habe mich drei Monate reingehängt wie ein Bekloppter, im Training alles gegeben und mich dann von Innenverteidiger Nummer sieben bis in die Startelf gearbeitet. Ich spielte in der Champions League bei Real Madrid von Anfang an! Und dann flog Bosz raus, und alles ging von vorne los.
Sie hatten mit dem Nachfolger Peter Stöger schon Anfang 2017 in Köln zusammengearbeitet. War das ein Vor- oder Nachteil?
Wir hatten einen neuen Trainer, Punkt. Ich musste mich wieder in die Elf arbeiten, aber dem Kampf hätte ich mich gestellt. Das Training verlief wieder gut, doch beim ersten Spiel im Januar stand ich wieder nicht einmal im Kader. Da war klar: Ich kann nicht noch einmal drei Monate schuften, dann ist mein Vertrag zu Ende.
Stöger hat in Köln auch mitentschieden, dass Ihre Ausleihe nicht verlängert wurde. Wären Sie nicht gerne beim FC geblieben?
Die Entscheidung war am Ende ziemlich einvernehmlich. Köln wollte auf einen jüngeren Spieler in der Defensive bauen, und ich habe mich auch gefreut, wieder in Dortmund gefordert zu sein. Ganz ehrlich, ich habe auch selten von einer Ausleihe gehört, die so cool verlaufen ist. Ich habe meine Spiele bekommen und etwas absolut Legendäres von innen miterlebt.