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Sti­lijan Petrow, Ihre Freunde vom Sunday-League-Klub Wychall Wan­de­rers“ haben immer rum­ge­al­bert, dass Sie nach Ihrer Pro­fi­kar­riere für den kleinen Klub aus Shirley spielen sollen. Das tun Sie jetzt seit zwei Monaten. Wie ist es, wieder auf dem Platz zu stehen?
Es ist toll zurück zu sein auf dem Fuß­ball­platz, vor allem nach der Dia­gnose Leuk­ämie“. Ich habe Fuß­ball echt ver­misst in den letzten zwei­ein­halb Jahren. Ich durfte wegen meiner Behand­lung und der starken Neben­wir­kungen der Tabletten nicht kicken. Des­halb hatte ich auch erst ein biss­chen Angst wieder zu spielen.

Sie hatten Angst Fuß­ball zu spielen?
Natür­lich. Ich war zwar als Profi immer fit und in guter Form, aber durch die Krebs­be­hand­lung mit so vielen Tabletten und Ste­ro­iden, ver­lierst du ein­fach deine Mus­keln und deine Fit­ness, das ist gefähr­lich, dann ein­fach wieder los­zu­spielen. Es ist schwer sich vor­zu­stellen, wie der Körper reagiert.

Und wie hat er reagiert?
Wir haben erstmal ein Trai­nings­spiel – elf gegen elf – gespielt und extra für mich nur auf einer Hälfte des Platzes gekickt. Da musste ich mich nicht ganz so sehr anstrengen, wie auf dem ganzen Platz. Danach habe ich mich sehr gut gefühlt und einer meiner Freunde sagte: Hey es sieht gut aus, als wenn du richtig mit­spielen könn­test.“ Und jetzt habe ich sieben Spiele lang durch­ge­spielt und werde von mal zu mal stärker.

Sie sind nicht nur Kapitän von Celtic Glasgow und Aston Villa gewesen, son­dern auch von der bul­ga­ri­schen Natio­nal­mann­schaft. Sehen Ihre Mit­spieler Sie als Pro­mi­nenten oder als Stan“?
Ich wollte von Anfang an, dass meine Mit­spieler ganz normal mit mir umgehen. Ich sagte zu den Jungs: Ey, wenn wir zusammen sitzen, braucht ihr euch nicht zusam­men­reißen mit euren Witzen!“ (lacht) Aber meine Gegen­spieler wissen nur, ich war Pre­mier-League-Spieler und bul­ga­ri­scher Natio­nal­spieler und dann sind sie über­eifrig – die tackeln mich ein­fach, rem­peln mich um und ver­su­chen alles, um besser zu sein als ich. Für die ist das ein rich­tiger Ansporn gegen mich zu spielen. Aber das ist okay, auch dadurch werde ich fitter und fühle mich besser.

Trotzdem spielen Sie jetzt nicht mehr mit Spie­lern wie Henrik Larsson, John Carew oder Ashley Young zusammen. Sind Sie manchmal frus­triert über Pässe Ihrer Mit­spieler, die nicht ankommen?
Oh ja, ich bin mega frus­triert, ich fange an zu brüllen, ich bin genervt, aber ich ver­gesse nie­mals, auf wel­chem Level ich jetzt spiele. Wenn du in der Pre­mier League spielst, weißt du ganz genau, wer für was zuständig ist, wer welche Qua­li­täten auf wel­cher Posi­tion hat und alles ist darauf abge­stimmt. Du spielst so, wie du es trai­niert hast, wie du es stun­den­lang ein­stu­diert hast, und dann schießt du ein Tor.

Wie ist es in der Sunday League?
In einem Sonn­tags­spiel musst du nicht nur einen guten Ball spielen, son­dern einen per­fekten und so deine Mit­spieler in Szene setzen, dass sie nur noch abschließen müssen. Nicht, dass der Ball noch lange rum­hüpft und sie über­legen müssen, wie sie ihn jetzt schießen. Über sowas musst du vorher nach­denken. In der Sunday League ist Fuß­ball dazu da, dass du dich ent­spannst und dass du lächelst, aber ja natür­lich gewinnen will ich trotzdem (lacht).

Wir haben gehört, dass Sie einen Mann­schafts­kol­legen an einer Pom­mes­bude erwischten und sagten: Pommes am Abend vor dem Spiel, willst du mich ver­al­bern?“
So sind die Jungs, die nehmen das nicht ganz so ernst wie ich. Die trinken halt abends ein paar Bier oder essen Pommes und stellen sich sonn­tags ein­fach auf den Platz und bolzen los. Aber ich habe das noch so aus meiner Pro­fil­auf­zeit in mir, da musste ich immer auf­passen, was ich esse, was ich trinke. Ich wollte sie davon über­zeugen, dass das Sinn macht, darauf zu achten, aber sie hören ein­fach nicht auf mich (lacht). Ich bin es halt gewohnt, immer auf meine Fit­ness zu achten.

Sie nehmen die Spiele für die Wan­de­rers schon sehr ernst?
Ich will immer gewinnen. Aber mir ist auch klar, dass man das nicht mit der Pre­mier League ver­glei­chen kann. Im Villa Park ist alles wochen­lang im Voraus orga­ni­siert und dann kommst du zu uns auf den Platz, und da ist alles ein biss­chen ver­moost. Es gibt Löcher im Rasen, und wenn es nur ein biss­chen regnet, dann wird es echt mat­schig. Es stehen überall Bäume herum ohne rich­tige Abgren­zungen, und manchmal siehst du die Linien auf dem Platz nicht mehr.

Damit kommen Sie klar?
Ja, weil die Moti­va­tion in Shirley eine ganz andere ist als in der Pre­mier League. Es ist nicht wie im Pro­fi­fuß­ball, mit all diesem Druck – es geht nur darum, dass wir uns da zusammen treffen und Spaß haben. Die Jungs kommen ein­fach dahin, um zu spielen, um zu ent­spannen, um hin­terher ein Bier mit­ein­ander zu trinken.

Dürfen Sie auch schon wieder Bier trinken?
Ich habe meine Ärzte danach gefragt und sie haben gesagt: Ja, aber in Maßen“. Manchmal trinke ich ein paar Bier oder mal ein Gläs­chen Wein, aber ich möchte noch darauf warten, dass ich keine Ste­roide mehr nehmen muss. Wäh­rend der Che­mo­the­rapie musst du sehr drauf achten, was du isst und trinkst und ich habe immer ver­sucht, dass penibel ein­zu­halten, damit ich meinen Körper nicht noch mehr belaste, weil na klar, leidet auch meine Leber auto­ma­tisch mit, da brauche ich nicht noch Alkohol drauf­kippen.