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Marcus Fichtner ist Tanz­lehrer, ins­be­son­dere für Hoch­zeits­paare, Tur­nier­trainer und ehe­ma­liger Ber­liner Meister in den Stan­dard­tänzen. Im Inter­view mit 11FREUNDE gibt er eine Ein­schät­zung zu den Tanz-Fer­tig­keiten Özils und zieht Ver­gleiche zum Fuß­ball. 

Herr Fichtner, wie bewerten Sie als Tanz­lehrer die Leis­tung Mesut Özils bei seinem Hoch­zeits­tanz?
Man sieht, dass er sich viel Mühe gibt. Wenn man die Cho­reo­gra­phie genauer begut­achtet, merkt man schnell, dass er sogar einen Trainer hatte. Da hat sich jemand richtig Gedanken gemacht. Was sofort auf­fällt, ist, dass Frau Gülşe die Person ist, die führt. Özil lässt sich von ihr führen, er selber wirkt eher passiv. 

Auf dem Platz wurde Mesut Özil häufig für genau diese pas­sive, phleg­ma­ti­sche Kör­per­hal­tung kri­ti­siert. Welche Hal­tungs­noten würden Sie ihm hier geben? 
Leider muss man sagen, dass er stock­steif ist. Das kommt als Anfänger aber durchaus vor. Das Pro­blem liegt darin, dass er das Atmen ver­gisst“, weil er sehr auf die Schritte kon­zen­triert ist. Dadurch wirkt er zwi­schen­zeit­lich wie ange­wur­zelt – seine Kri­tiker würden sagen: Er steht im Mit­tel­feld herum ohne groß in Bewe­gung zu sein und am Spiel teil­zu­nehmen. 

Özil gilt als Edel­tech­niker, der mit seinem Fuß alles machen kann. Wie sieht seine Fuß­hal­tung beim Tanzen aus? 
Leider etwas pat­schig. Er setzt die Schritte in etwa so, wie ein Tau­cher, der Flossen anhat. Rhyth­mus­ge­fühl ist nicht wirk­lich zu erkennen. Cris­tiano Ronaldo hat in seinen fünf Schritten beim Anlauf vor dem Frei­stoß mehr Rhythmus und Gleich­mä­ßig­keit als Özil im gesamten Tanz. 

Wel­ches Schwie­rig­keits­ni­veau hatte der Tanz denn?
Der Tanz ist ein klas­si­scher tür­ki­scher Volks­tanz, Halay genannt, mit roman­ti­schen Ele­menten, Sei­ten­wech­seln und Posen. Zu Beginn ein paar kleine Tip­pel­schritte, eigent­lich keine große Schwie­rig­keit. 

Und trotzdem fällt ihre Bewer­tung ziem­lich ver­nich­tend aus.
Man darf bezie­hungs­weise kann ihm aller­dings wenig vor­werfen. Er musste sehr viel Cho­reo­gra­phie, also sehr viele Tanz­schritte, in sehr kurzer Zeit lernen. Das ist ein bekanntes Pro­blem bei vielen Anfän­gern. Erschwe­rend hinzu kommt die Beson­der­heit der Situa­tion: Es ist seine Hoch­zeit, die Familie ist da, Han­dy­ka­meras sind auf ihn gerichtet, sogar Erdogan ist vor Ort. Auch wenn er große Auf­merk­sam­keit sicher­lich aus dem Sta­dion kennt, ist eine Hoch­zeit doch eine andere Haus­nummer. Das unter­schätzen viele.

Eine Tanz­kar­riere nach der Fuß­ball­kar­riere ist also nicht zu emp­fehlen? 
Ein Natur­ta­lent ist er sicher nicht, aber fürs erste Mal hat er sich auch nicht ganz schlecht geschlagen. Eine große Kar­riere wird es wohl trotzdem nicht werden. Es gab aber schon deut­lich schlech­tere Hoch­zeits­tänze in der Ver­gan­gen­heit.