Einst kam er in Badehose zum Probetraining, nun spielt Kingsley Ehizibue mit dem 1. FC Köln gegen Bayern München. Wie ihm der Glaube auf diesem Weg Kraft gegeben hat und was christliche Fußballprofis in einer gemeinsamen Skype-Gruppe besprechen.
Bereits als der 1. FC Köln im Sommer die Verpflichtung von Kingsley Ehizibue verkündet hatte, schlossen die Fans des Bundesliga-Aufsteigers ihren neuen Außenverteidiger ins Herz. Denn voller Enthusiasmus versuchte sich der schnelle Niederländer an der Vereinshymne, nahm es mit dem Liedtext jedoch nicht so genau. Wo er auftaucht, sorgt „Easy“, wie sie ihn in der Domstadt nennen, für gute Laune. Vor dem Duell gegen den FC Bayern in seiner Geburtsstadt München berichtet Kingsley Ehizibue aber auch von schwierigeren Momenten aus seinem Leben, denn er wuchs in äußerst bescheidenen Verhältnissen auf.
Kingsley Ehizibue, gegen die Bayern zu spielen, ist für jeden Fußballer ein Highlight. Für Sie ist das kommende Auswärtsspiel jedoch etwas ganz Besonderes, denn: Sie kehren in Ihre Geburtsstadt München zurück.
Das stimmt. Ein Teil meiner Familie wohnt sogar noch in München. Ich bin dort geboren, natürlich ist das etwas Besonderes. Aber ehrlich gesagt, versuche ich, jede Partie gleich anzugehen. Natürlich bin ich dankbar, gegen die Bayern spielen zu dürfen. Ich werde die Minuten in München genießen. Vielleicht kommen sogar meine Onkel und Tante vorbei.
Inwieweit fühlen Sie sich noch mit München verbunden?
Bis ich zwei, zweieinhalb Jahre alt war, habe ich in München gelebt. Deutsch verstehe ich deshalb gut, fast alles. Beim Antworten hapert es aber noch und ich greife manchmal zu Englisch. Auch unser Trainer Achim Beierlorzer spricht in Einzelgesprächen Englisch mit mir, aber das soll sich bald ändern.
In München geboren, in den Niederlanden groß geworden und eine Familie mit nigerianischen Wurzeln. Sie fühlen sich…
Ich denke als Niederländer. Dort habe ich gefühlt mein ganzes Leben verbracht. Es ist nicht so, als würde ich mich in Deutschland nicht zuhause fühlen, aber weil ich nicht flüssig Deutsch spreche, ist das schon anders.
Wen feuern Sie bei der WM an?
Ein Teil meiner Familie lebt in Nigeria. Deshalb habe ich zu dem Land genauso eine Verbindung wie zu den Niederlanden und Deutschland. Wenn Nigeria bei der WM spielt, fiebere ich mit ihnen, aber auch für Oranje. Und ja, meine Mutter drückt auch Deutschland die Daumen. Also sind wir gemeinsam für drei Mannschaften (lacht).
In Ihrer Kindheit gab es hingegen wenig zu jubeln. Familie Ehizibue hatte nur wenig Geld.
Wir hatten nicht viel, aber wir hatten einander. Und das hat uns stark gemacht. Darum sind wir so eng miteinander verbunden und darum gehe ich auch mit so viel Dankbarkeit durchs Leben.
Umso erstaunlicher, dass Sie vor einem Jahr einen Millionenvertrag aus Genua liegen ließen.
Anfangs war ich ziemlich enthusiastisch. Wenn Du so einen Vertrag vor Dir liegen hast, kannst Du eigentlich gar nicht anders, als zu unterschreiben. Aber irgendwie stimmte mein Bauchgefühl nicht und ich habe letztendlich dankend abgelehnt.
Was genau stimmte nicht?
Ich wurde in Italien gut empfangen und hätte mir gut vorstellen können, in der Serie A zu spielen. Doch in der Nacht, in der ich über meine Entscheidung schlafen wollte, war ich stattdessen innerlich total unruhig. Jeder andere hätte sicherlich unterschrieben, doch ich hatte nicht das richtige Gefühl.