Klaus „derBoxer“ Täuber ist im Alter von 65 Jahren verstorben. In den Achtzigern war er gefürchtet – als Torjäger und Klopper der Liga. Wir sprachen einst mit ihm über Kieferbrüche, Whiskey-Cola-Abende und einen Affektsprung vom Balkon.
Das Interview erschien erstmals im Januar 2014 in 11FREUNDE #146.
Klaus Täuber, lassen Sie uns zunächst über ein Tennisspiel mit einer Bratpfanne sprechen.
Ach ja, diese Geschichte hatte ich ganz vergessen. Mein Schwiegervater hatte sich damals etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt, was seine sportlichen Fähigkeiten anbelangte. Da sagte ich zu ihm: „Komm, wir spielen Tennis um ein Essen für die Familie. Du spielst mit dem Tennisschläger und ich mit einer Bratpfanne.“ Nun ja, ich habe eindeutig gewonnen.
Wie haben Sie die Rückhand gemeistert?
Ich habe versucht zu umlaufen, das war gar nicht so einfach. Außerdem habe ich eine sehr große Bratpfanne genommen, da wurde nach dem zweiten Satz der Arm ganz schwer.
Doch der Ehrgeiz war zu groß, um aufzuhören?
Ja, sicher. Ich war immer ein Kämpfertyp. Aufgeben gilt nicht, das war mein Grundsatz. Mit 13 Jahren zog ich mir den ersten Schien- und Wadenbeinbruch zu, nur sieben Monate später den zweiten. Schon damals habe ich mir geschworen, dass ich nie mit einer Trage vom Platz getragen werde, sondern immer selbst rausmarschiere. Diesen Kodex habe ich während meiner gesamten Karriere aufrechterhalten.
Da war der Spitzname „Boxer“ nur folgerichtig.
Spitznamen hatte ich immer: „Oberstier“ oder „Rambo“, doch „Boxer“ hat sich durchgesetzt. Den verpasste mir Alfred Draxler von der „Bild“-Zeitung, als er sah, wie ich im Training auf Schalke zur Sache gegangen bin. Außerdem erzählte ich ihm, dass ich am gleichen Tag Geburtstag habe wie Muhammad Ali. Von da an war nur noch von „Boxer Täuber“ die Rede, das hat mir gehörig Respekt in der Liga verschafft.
In einer „Stern“-Umfrage unter allen Bundesligaspielern wurden Sie damals zum „größten Klopper der Liga“ gewählt.
Als Stürmer, das muss man sich mal vorstellen, vor Leuten wie Buchwald und Förster. Kurz vor der Umfrage hatten sich dummerweise ein paar Gegenspieler in Zweikämpfen mit mir verletzt. Karsten Surmann von Hannover hatte sich den Kiefer gebrochen und solche Sachen. Wenn mir einer weh tat, habe ich das jahrelang nicht vergessen und auch etwas zurückgezahlt. Aber ich habe nie unfair gespielt. Und: Ich habe viel mehr einstecken müssen, als ich ausgeteilt habe.
Was stand in Ihrer Krankenakte?
Also mal überlegen, zwei Mal Schien- und Wadenbein, Innenbandriss, drei Meniskus-OPs, Kieferbrüche, Handgelenk durch, Daumen, Fußgelenk. Am Ende hat es mir dann noch die Bandscheibe zerfetzt.
Dennoch liefen Sie über 300 Mal in der ersten und zweiten Liga auf.
Ich war eben sehr hart zu mir selbst. In einer Saison spielte ich monatelang mit einem gebrochenen Zeh, vor jedem Spiel kam der Doc mit einer Betäubungsspritze. Die Haut war dann so dick, dass der mit der Spritze gar nicht mehr rein kam. Ich hatte Schweiß auf der Stirn, weil ich wusste: Die Spritze muss er jetzt mit Gewalt reinhauen.
Warum haben Sie nicht ausgesetzt?
Die Trainer kamen immer zu mir und sagten: „Klaus, du musst spielen.“ Einmal rammte mir ein Assistent des Arztes eine Spritze rein, traf aber aus Versehen den Muskel. Ich konnte mich gar nicht mehr bewegen, in der ersten Viertelstunde des Spiels stand ich nur an der Außenlinie. Meinen Mitspielern rief ich zu: „Spielt mich bloß nicht an, spielt mich bloß nicht an.