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James Lynch, bevor wir über Bayern Mün­chen spre­chen: Erklären Sie uns bitte kurz die grund­sätz­liche Situa­tion der aus­län­di­schen Arbeiter in Katar.
Katar ist seit Jahr­zehnten massiv abhängig von aus­län­di­schen Arbei­tern, die schlecht bezahlte Jobs ver­richten. Seit der Ver­gabe der Welt­meis­ter­schaft an Katar gibt es im Land einen Haufen gigan­ti­scher Pro­jekte, die noch mehr aus­län­di­sche Arbeits­kraft for­dern. Und dabei geht es nicht nur um neue Sta­dien. Auch die gesamte Infra­struktur wird fast aus­schließ­lich von Arbei­tern aus Nepal, Ban­gla­desch oder Indien auf­ge­baut und viele von diesen Men­schen werden schon seit langer Zeit aus­ge­beutet.

Was bedeutet das kon­kret?
Die Grund­lage dieser Aus­beu­tung ist, dass die Arbeit­geber über unglaub­lich viel Macht ver­fügen. Sie ziehen Pässe ein, so dass Arbeiter weder den Job wech­seln noch das Land ver­lassen können. Sie bezahlen – wenn über­haupt – weniger Gehalt als ver­ein­bart und auch das oft ver­zö­gert. Die Arbeiter leben teil­weise in mise­ra­blen Unter­künften, doch wenn sie sich beschweren, droht die Kün­di­gung. Da sich viele Arbeiter aber ver­schuldet haben, um über­haupt im Land arbeiten zu dürfen, wäre auch das eine Kata­strophe.

Vor wenigen Wochen wurde das kata­ri­sche Arbeits­recht refor­miert. Das stark kri­ti­sierte Spon­sor­ship-System“ – ara­bisch Kafala“ – das den Arbeit­ge­bern so viel Macht ver­lieh, wurde offi­ziell abge­schafft. Ist das nicht ein Erfolg?
Nur weil das Wort Kafala“ aus dem Gesetz gestri­chen wird, bedeutet das nicht, dass sich wirk­lich etwas ver­än­dert. Noch immer müssen Arbeit­nehmer, sobald ein Ver­trag unter­schrieben ist, ihre Arbeit­geber um Erlaubnis fragen, wenn sie das Land ver­lassen möchten. Und wenn ein Ver­trag über fünf Jahre abge­schlossen wird, kann sich eine Ein­wil­li­gung eben auch fünf Jahre lang ziehen. Und die Situa­tion mit den Pässen hat sich mit der Reform sogar noch ver­schlim­mert. Vorher war es offi­ziell illegal, einen Pass ein­zu­ziehen. Jetzt ist es legal, wenn der aus­län­di­sche Arbeiter vorher eine Ein­wil­li­gung unter­zeichnet. Da die Arbeiter aber oft gar nicht die Sprache spre­chen oder die Schrift lesen können, ist so eine Unter­schrift für die Arbeit­geber leicht zu bekommen.

In einem Bericht von Amnesty Inter­na­tional aus dem ver­gan­genen Jahr heißt es, auch in der Aspire Aca­demy hätten sich zwi­schen 2015 und 2016 min­des­tens 230 Fälle von Zwangs­ar­beit oder Aus­beu­tung abge­spielt. Auf dem Gelände der Aspire Aca­demy trai­niert in diesen Tagen der FC Bayern Mün­chen. Was genau ist dort vor­ge­fallen?
In dem Bericht ging es unter anderem um Arbeiter, die von der Land­schafts­bau­firma Nak­heel Land­scape Com­pany ange­heuert wurden. Diese Arbeiter lebten in min­der­wer­tigen Unter­künften und waren bei ihrer Rekru­tie­rung betrogen worden, spe­ziell im Bezug auf ihr Gehalt. Sie erzählten uns, dass sie zu ihrem Manager gingen und fragten, was denn mit dem Geld sei. Darauf ant­wor­tete dieser: Was euch in Ban­gla­desch über Gehälter erzählt wurde, ist nicht mein Pro­blem.“

Wissen Sie, wie die Situa­tion vor Ort in aktuell für die Arbeiter ist?
Wir traten letztes Jahr mit Nak­heel Land­scape in Kon­takt, die wie­derum geschockt waren von unseren Erkennt­nissen. Sie ver­spra­chen damals, zu reagieren. Die Aspire Zone Foun­da­tion bestritt aller­dings, dass es zu sol­chen Vor­komm­nissen gekommen sei. Sie ver­si­cherten aber auch, eine Ermitt­lung anzu­ordnen. Das ist bisher das letzte, was wir gehört haben. Also wissen wir nicht, ob sich wirk­lich etwas an der Situa­tion ver­än­dert hat.