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Hans Peter Briegel, Hellas Verona steht der­zeit als Auf­steiger über­ra­schend auf Platz fünf der Tabelle, zum Sai­son­auf­takt wurde der AC Mai­land geschlagen. Sie spielten zwi­schen 1984 und 1986 für den Verein. Wie kam es damals zum Wechsel?
Ganz kurz­fristig! Ursprüng­lich hatte ich mit dem SSC Neapel über einen Wechsel gespro­chen. Aller­dings waren damals nur zwei Aus­länder pro Team erlaubt, und der SSC Neapel ver­pflich­tete dann Diego Mara­dona. Ich ging davon aus, dass ich in Kai­sers­lau­tern bleiben würde. Hellas Verona trat dann wäh­rend der Euro­pa­meis­ter­schaft in Frank­reich an mich heran. Wir haben uns in Paris getroffen. Dann ging es ganz schnell.

Sie haben sei­ner­zeit in einem Inter­view gesagt: Die Kame­rad­schaft ist hier besser als in der Bun­des­liga.“
Das war tat­säch­lich so, wahr­schein­lich aber auch der Tat­sache geschuldet, dass unser Kader gerade einmal 17 Spieler umfasste, von denen zwei noch A‑Jugendliche waren. Wir haben die Saison also im Prinzip mit nur 13 gestan­denen Feld­spie­lern durch­ge­zogen. Da rückt man auto­ma­tisch näher zusammen. Und das Schöne daran ist: Die Ver­bun­den­heit hält bis heute an. In der Form habe ich das weder vorher, noch nachher so erlebt.

Wie sieht der Kon­takt zu Ihren ehe­ma­ligen Mit­spie­lern heute aus?
Wir treffen uns noch ein- bis zweimal pro Jahr. Manchmal gibt es auch noch Spiele für den guten Zweck. Ob für Spieler, die in finan­zi­elle Not geraten sind, oder die Wäschefrau von einst, die jetzt im Alter etwas Unter­stüt­zung braucht, und so heute die Miete für ihre Woh­nung bezahlt bekommt.

Ita­lie­ni­sche Fans gelten nicht nur heute als heiß­blütig. Auch damals soll es immer wieder zu Aus­schrei­tungen auf den Rängen gekommen sein. Haben Sie als Spieler davon etwas mit­be­kommen?
Vom Spiel­feld aus habe ich davon nichts mit­be­kommen. Erst als ich im zweiten Jahr immer besser ita­lie­nisch konnte, habe ich in der Zei­tung gelesen, dass die Grenzen der Heiß­blü­tig­keit leider auch immer wieder mal über­schritten worden sind. Ansonsten sind meine Erin­ne­rungen an die Fans aber über­ra­gend. Alle 14 Tage sind wir als Mann­schaft zu einem Fan­club gefahren, haben mit den Fans zusammen gesessen, geplau­dert und etwas getrunken. Das war immer eine schöne Abwechs­lung, ganz unauf­ge­regt. Aber meine ver­rück­teste Fan-Geschichte erlebte ich in Alba­nien.

Was war pas­siert?
Anfang der Acht­ziger war der deut­sche Fuß­ball in Alba­nien wohl derart populär, dass Väter begannen ihre Kinder mit Vor­namen nach deut­schen Spie­lern zu benennen. So kam es, dass ich irgend­wann einmal einem Sechs­jäh­rigen gegen­über stand, der Briegel hieß. Ein selt­sames Gefühl!

In Deutsch­land war ich nie beliebt, weil ich angeb­lich nur Kraft und keine Technik hatte. In Ita­lien bewun­dern sie mein Gefühl im linken Fuß“, sagten sie damals. Wie froh waren Sie über die Mög­lich­keit zum Neu­an­fang?
Am Ende hatte ich sogar einen noch bes­seren rechten Fuß(lacht). Das lag natür­lich auch am Trai­ning. Wir haben manchmal zwei bis drei Stunden trai­niert, zweimal am Tag, und dabei meist mit Ball. Außerdem musste ich wegen des kleinen Kaders auf den ver­schie­densten Posi­tionen aus­helfen. Das bringt einen fuß­bal­le­risch weiter.

In Ita­lien soll deut­lich härter gespielt worden sein als in der Bun­des­liga.
Ita­lien war damals sehr hart, das stimmt. Man musste schon vier Augen haben. Wenn einer von hinten kam, das musste man vorher schon sehen, sonst wurde es gefähr­lich. Aber man ließ auch mehr durch­gehen. Als ich meinen Mit­spie­lern von einer Acht-Wochen-Sperre in Deutsch­land erzählte, waren sie fas­sungslos.

Was haben Ihre Mit­spieler dazu gesagt?
Du mußt den Schiri gewürgt haben, sonst gibt’s doch nie­mals acht Wochen!“

Der dama­lige Prä­si­dent von Hellas Verona ver­sprach Ihnen einen Mase­rati, sollten Sie zehn Sai­son­tore erzielen. Gegen jede Erwar­tung haben Sie neun Tore geschafft. Traurig, dass es mit dem Mase­rati nichts geworden ist?
Nein. Diese Prämie hatte mir der Prä­si­dent tat­säch­lich ver­spro­chen, und ich hätte sie sogar leicht errei­chen können. Im letzten Spiel der Saison gab es einen Elf­meter, und meine Mann­schafts­ka­me­raden haben zu mir gesagt, ich solle doch schießen. Ich habe geant­wortet: Nein. Ich möchte die zehn Tore aus dem Spiel heraus erzielen. In diesem letzten Spiel haben wir zwar mit 4:2 gewonnen, und ich habe als Mit­tel­stürmer gespielt, aber das zehnte Sai­sontor habe ich leider trotzdem nicht mehr geschafft.

Am Ende der Saison stand nicht nur die sen­sa­tio­nelle Meis­ter­schaft für Verona. Sie wurden zudem zu Deutsch­lands Fuß­baller des Jahres“ gewählt. War das für Sie von Bedeu­tung?
Das bedeu­tete mir schon Einiges. Ich kann mich noch gut daran erin­nern. Wir waren mit der Mann­schaft in einem Trai­nings­lager in den Bergen und plötz­lich hieß es, ich hätte einen Anruf aus Deutsch­land. Ich hatte mich schon gewun­dert, wie man über­haupt auf die Nummer gekommen war, und dann hieß es: Du bist Fuß­baller des Jahres.“ Anfangs war ich regel­recht baff, ein­fach weil ich damit nie­mals gerechnet hätte.

Was trauen Sie dem aktu­ellen Team denn zu?
Ich habe die Mann­schaft ver­gan­genes Jahr einmal spielen gesehen, zur neuen Saison sind viele neue Spieler dazu gekommen. Da fällt mir eine Pro­gnose natür­lich schwer. Aber mit dem guten Sai­son­start im Rücken sollte ein Platz im Mit­tel­feld mög­lich sein. Und viel­leicht geht am Ende tat­säch­lich etwas in Rich­tung Europa.

Schauen Sie denn regel­mäßig nach den Ergeb­nissen von Hellas?
Ich schaue nach allen Ver­einen, bei denen ich einmal gespielt habe, jede Woche.