Die vier großen Fanorganisationen beenden die Gespräche mit dem DFB. Im Interview erklärt „Pro Fans“-Sprecher Alex Schulz die Gründe für den Schritt.
Am Mittwoch teilten verschiedene Fanorganisationen mit, die „Dialogstrukturen mit dem DFB zu verlassen“. Darunter: ProFans, Unsere Kurve, Queer Football Fanclubs und F_in Netzwerk Frauen im Fußball. Alex Schulz ist einer der Vertreter von „ProFans“.
Alex Schulz, die Fanbündnisse beenden die Gespräche mit dem DFB. Seit wann stand der Entschluss fest?
Das war keine spontane Entscheidung, soviel kann ich sagen. Wir kritisieren seit Jahren, dass der Dialog in der „AG Fanbelange“ sehr zäh verläuft. Am Mittwoch haben wir nun beschlossen, diese Treffen zu verlassen und ihnen in Zukunft fernzubleiben.
Können Sie noch einmal die „AG Fanbelange“ und ihre Zusammensetzung beschreiben.
Es gab drei bis vier Treffen im Jahr in Frankfurt, in denen wir mit dem Verband über verschiedene Fan- und Sicherheitsthemen diskutiert haben. Wir hatten zwei Ansprechpartner des DFB, die an den Treffen teilnahmen. Dazu kam noch ein Entsandter der DFL. Von Fanseite nahmen die vier genannten Organisationen plus zwei unorganisierte Fans sowie Vertreter der Fanbeauftragten und Fanprojekte als professionelle Fanarbeiter an der AG teil.
Sie sprachen davon, dass die Kommunikation sehr zäh verlaufen sei. Was meinen Sie konkret?
Wir haben beispielsweise eine Empfehlung zum Thema Fan-Utensilien ausformuliert. Sie betraf unter anderem die Freigabe von Schwenkfahnen, Choreomaterialen und Trommeln. Das sind Bestandteile der Fankultur, die man nicht reglementieren oder verbieten sollte. Das Papier war ein Jahr lang in der Bearbeitung. Wir haben auf Wunsch des Verbandes sogar noch ein Glossar angefügt. Dieser ganze Prozess war nicht nur unnötig langwierig, sondern fand auch ein unschönes Ende.
Warum?
Wie viele andere Besprechungen wurden unsere Gespräche und Ergebnisse zunächst nicht publiziert, sondern vom Verband in der Öffentlichkeit verschwiegen. Erst auf unseren Druck hin wurde das Papier mit den Diskussionsergebnissen überhaupt veröffentlicht. Doch der DFB-Sicherheitsbeauftragte Hendrik Große-Lefert redete es umgehend klein. Das ist für uns sehr frustrierend, wenn unsere Arbeit erst gebremst und dann entwertet wird.
War Herr Große-Lefert nicht in Ihre Überlegungen eingeweiht?
Es gab Sitzungen, an denen er teilnahm, aber nicht ausreichend von unseren vorherigen Arbeiten und Besprechungen wusste. Das hätte ihm eigentlich mitgeteilt werden müssen. In diesem Fall gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder es mangelt an Interesse oder an der Kommunikation. Beides ist sehr schlecht für einen Dialog.