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Erich Rib­beck, herz­li­ches Bei­leid: Sie sind als erfolg­lo­sester Bun­des­trainer in die Geschichte ein­ge­gangen.
Wenn man die Sta­tis­tiken sieht, dann stehe ich ganz hinten, das stimmt. Ich war aller­dings auch der ein­zige Bun­des­trainer der DFB-Geschichte, der wäh­rend der Saison ein­ge­stellt wurde. Alles war bereits arran­giert, ich hatte kei­nerlei Ein­fluss auf die Pla­nungen. Ich kam ins Amt – und musste drei Wochen später das Qua­li­fi­ka­ti­ons­spiel in der Türkei machen. Früher hat man so was Todes­kom­mando genannt.

So schlimm?
Die Kon­stel­la­tion war ein­fach ungünstig. Jürgen Klins­mann hatte es viel besser, der konnte zwei Jahre lang expe­ri­men­tieren. Als ich mal bei einem Freund­schafts­spiel in Hol­land Zoltan Sebe­scen aus­pro­biert habe und er schwin­delig gespielt wurde, da ging es gleich richtig rund. Es war schwierig. Andere Trainer wären auch nicht besser raus­ge­kommen aus der Zeit.

Was machte diese Zeit so beson­ders?
Wir hatten ja dar­über hinaus noch ein paar andere Todes­auf­träge: Wir mussten zum Bei­spiel nach Mexiko zu diesem FIFA-Tur­nier … Wie hieß das noch?

Con­fe­de­ra­tions-Cup.
Genau, zum Confed-Cup. Da mussten wir antreten, weil wir sonst die WM 2006 nicht bekommen hätten. Für diese WM mussten wir jedes Opfer bringen. Ich erin­nere mich noch an die ent­spre­chende Sit­zung in Frank­furt: Die Klubs wollten ihre Spieler nicht frei­geben, und so durfte ich von jedem Verein nur zwei haben. So kamen einige zu ihrem Debüt, die haben in der Folge nur noch ein, zwei Mal auf­ge­laufen sind.

Zum Bei­spiel Ronald Maul und Heiko Gerber.
Ich muss gestehen: Die Namen hätte ich jetzt nicht sofort gewusst. Zuerst mussten wir gegen die Bra­si­lianer ran, die hatten sich ganz gezielt vor­be­reitet. Wir haben 0:4 ver­loren – und bekamen es kübel­weise. Später gab es noch diese Reise in die USA mit drei Län­der­spielen, dagegen konnte ich mich auch nicht wehren. Auch so ist meine miese Sta­tistik ent­standen. Die Leute wissen das ja gar nicht mehr. Die lesen die Zahlen und sagen: Der Rib­beck war ja eine schöne Fla­sche.“ Ich konnte und kann damit aber gut leben. Weil ich weiß, was pas­siert ist.

Sie haben damals selten den Anschein erweckt, als hätte Sie die Kritik und all­ge­meine Häme son­der­lich erschüt­tert.
Bei mir ging’s, aber für meine Familie war das nicht so ein­fach, wenn die wieder in der Zei­tung lesen mussten, was ich für einen Mist gebaut hätte.

Ihr Dienst beim DFB hatte ja schon unruhig begonnen. Die Trai­ner­suche des Prä­si­denten Egi­dius Braun trug komö­di­an­ti­sche Züge. Erst durfte sich Paul Breitner als Bun­des­trainer wähnen, dann Uli Stie­like, schließ­lich wurden Sie prä­sen­tiert. Wie haben Sie diese Unord­nung erlebt?
Da kam einiges zusammen, der Start war denkbar ungünstig. Schon die Ein­füh­rungs­rede des Prä­si­denten, als ich in Frank­furt vor­ge­stellt wurde … Es ist nicht ideal gelaufen, höf­lich for­mu­liert. Nor­ma­ler­weise hätte ich gleich sagen müssen: Danke, meine Herren, Thema ist erle­digt.“ Aber wer macht das in so einer Situa­tion? Dann wären sie ja auch alle über mich her­ge­fallen.

Solange Lothar in Mün­chen war, hatte er die Mann­schaft im Griff“

Der Vor­stel­lungs­termin wurde vor allem von dem Ent­setzen über das Jackett ihres Assis­tenten Uli Stie­like bestimmt.
(denkt nach) Ich habe es auch gesehen. Tja. Jeder hat seinen eigenen Geschmack. Der Uli Stie­like war nicht ver­kehrt, doch zwi­schen uns beiden hat es nicht gepasst. Aber ich musste meinen Assis­tenten prak­tisch über Nacht nehmen. Ich wusste gar nicht, dass der sich selbst Hoff­nungen gemacht hatte, Bun­des­trainer zu werden. Im Nach­hinein ist mir klar: Es wäre besser gewesen, Rainer Bonhof zu nehmen, obwohl er damals Hüft­pro­bleme hatte und nicht richtig trai­nieren konnte…

Wenn man auf Ihre Zeit als Bun­des­trainer zurück­schaut, dann kommt einem das vor wie die wilden Anfänge des Fuß­balls.
Heute ist alles in viel besser geord­neten Bahnen. Bei mir kam wirk­lich viel zusammen. Allein der Wirbel um Lothar Mat­thäus, den ich unbe­dingt haben wollte.

Die Debatte um Lothar Mat­thäus hat Sie die ganze Zeit begleitet. Chris­toph Daum, damals bei Bayer Lever­kusen und einer der füh­renden Trainer der Liga, berich­tete mal aus einem Tele­fon­ge­spräch mit Ihnen: Der Erich hat mir gesagt, dass er sich immer über meine Hilfe freuen würde. Da habe ich ihm geant­wortet: Erich, ich kann dir nicht helfen – den ent­schei­denden Fehler hast du schon gemacht.“ Er meinte die Reak­ti­vie­rung des unter Berti Vogts bereits pen­sio­nierten Mat­thäus.

Ich halte die Ent­schei­dung auch heute noch für richtig. Was ich nicht bedacht hatte damals: Was Lothars Wechsel von Bayern Mün­chen zu den New York Metro Stars bedeuten würde. Ich wusste zwar, dass er in Ame­rika nicht die Beine hoch­legt, aber was ich unter­schätzt habe, waren die Folgen seiner Abwe­sen­heit. Solange er in Mün­chen war, hatte er die Mann­schaft im Griff. Aber sobald er weg war, kamen die Bayern-Spieler aus ihren Löchern, und jeder hat geglaubt, er müsse nun seine eigene Posi­tion in der Gruppe finden. Das war abträg­lich für die Leis­tung der ganzen Mann­schaft.