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Albert Streit, sind Sie ein zufrie­dener Mensch?
Ich denke schon.

Auch wenn Sie über Ihre Kar­riere als Profi nach­denken?
Natür­lich mache ich mir Gedanken, was ich hätte anders machen können. Wenn ich am Wochen­ende Spiele schaue, wenn ich die Jungs sehe, die heute Welt­meister sind, mit oder gegen die ich früher gespielt habe, denke ich auch dar­über nach, ob ich mehr hätte errei­chen können. Aber es ist eine Kunst, mit dem zufrieden zu sein, was man hat.

Gelingt Ihnen das?
Ich kam kurz nach der Geburt mit meinen Eltern aus Rumä­nien. Wir hatten fast nichts, als wir im Aus­sied­ler­heim bei Nürn­berg ankamen. Dass ich mir heute ein Haus leisten kann, Bun­des­liga gespielt habe und ein Leben im Wohl­stand führe, ist mehr, als ein Mensch vom Leben erwarten darf.

Haben Sie den­noch eine Erklä­rung, warum sind Sie bei vielen Klubs im Unfrieden geschieden?
Ich bin ein ehr­gei­ziger Mensch. Wenn ich von etwas über­zeugt bin, ver­suche ich meinen Kopf durch­zu­setzen und neige zur Stur­heit. Und dann ist es mir egal, ob ich einen Mit­spieler, den Trainer oder den Vor­stands­chef vor mir habe.

Was im Fuß­ball­ge­schäft nicht immer ratsam ist.
Im Nach­hinein wäre es sicher schlauer gewesen, meine Gedanken nicht immer auf der Zunge zu tragen. Ich habe oft Dinge aus­ge­spro­chen, die andere nur gedacht haben.

An wel­cher Stelle wurde Ihnen das erst­mals bewusst?
Am 33. Spieltag der Saison 2005/06 ver­loren wir mit dem 1.FC Köln mit 0:6 in Bremen. Auf der Rück­fahrt rief Manager Michael Meier im Bus an und for­derte uns Spieler auf, wir sollten den Aus­wärts­fans wegen der miesen Leis­tung die Fahrt bezahlen. Gerade für die jungen Profis wäre das mit enormen finan­zi­ellen Auf­wen­dungen ver­bunden gewesen.

Sie ent­schieden sich dagegen.
Alle 18 Spieler im Bus spra­chen sich spontan dagegen aus. Wir beschlossen, eine andere Aktion für einen guten Zweck zu ver­an­stalten. Bis zum nächsten Morgen waren wir uns alle einig, aber als wir nach dem Aus­laufen im Büro des Mana­gers antreten mussten, war ich plötz­lich der Ein­zige, der sich wei­gerte, dem Wunsch des Mana­gers nach­zu­kommen. Im Bei­sein des Mana­gers erin­nert sich keiner mehr an unsere Ver­ab­re­dung.

Im August 2007 ver­scherzten Sie es sich in einem Inter­view mit dem Bun­des­trainer, als Sie nach einem Freund­schafts­spiel, für das Sie trotz starker Leis­tungen nicht nomi­niert waren, zu Pro­to­koll gaben: In Eng­land haben viele Spieler gefehlt, ich war trotzdem nicht dabei. Das hat mir gezeigt, dass ich dort nicht gebraucht werde und meine Leis­tungen nicht aner­kannt werden.“ Ein Fehler?
Sicher, aber ich war unge­duldig. Bei Ein­tracht Frank­furt hatte ich eine Super­saison gespielt. Ich war über­zeugt, wenn es jetzt nicht mit der Natio­nalelf klappt, wird es nichts mehr.

Sie waren Teil des Team 2006“, der Nach­wuchs­of­fen­sive des DFB vor der WM in Deutsch­land gewesen.
Im Mai 2006 saß ich gerade beim Fri­seur, als Oliver Bier­hoff anrief. Es war kurz vor der Bekannt­gabe des WM-Kaders. Bier­hoff sagte, es würde jetzt noch nicht für die Nomi­nie­rung rei­chen, aber ich könne mich darauf ver­lassen, man hätte mich im Auge. Wenn ich so wei­ter­machte wie bisher, so Bier­hoff, würde ich meine Chance bekommen.

Im Kicker-Ran­king lan­deten Sie 2007 in der Kate­gorie Außen­bahn offensiv“ vor Bas­tian Schwein­steiger und Kevin Prince Boateng.
Aber wieder bekam ich keine Ein­la­dung. Das ent­täuschte mich. So kam es zu der Aus­sage, die ich mir im Nach­hinein ohne Frage hätte sparen können. Dann hätte es viel­leicht doch noch irgend­wann geklappt. Even­tuell war ich aber ein­fach nicht gut genug?

Meinen Sie das ernst?
Ich habe mir letzte Woche nach langer Zeit mal ein altes Spiel von mir mit dem FC ange­sehen – auf VHS-Cas­sette. Hin­terher habe ich zu meiner Frau gesagt: So schlecht, wie manche behaupten, war ich gar nicht.“ (Lacht.)