11FREUNDE-SPEZIAL: Nr. 3
Fußballer werden im Handumdrehen zu Rebellen. Bisweilen reicht ein Tritt, eine Geste oder ein Foto, um aus einem Sportler einen Widerständler zu machen. Paul Breitner posierte mit der »Peking-Rundschau«. Günter Netzer fuhr vor der Fotografenlinse Ferrari. George Best ließ Puppen und Flaschen tanzen. Alle drei firmieren heute in den Geschichtsbüchern als Querköpfe und Freigeister, als diejenigen, die dem Establishment stets freudig den Stinkefinger gezeigt haben. Ihr Image als Rebellen begründete maßgeblich die Popularität der Spieler. Denen war das durchaus nicht unangenehm. Dass etwa Netzers Dribblings und Pässe vom höheren Feuilleton hartnäckig zur Demonstration libertärer Utopien verklärt wurden, nahm der langmähnige Gladbacher gerne hin, obwohl ihm gesellschaftstheoretische Debatten zu jener Zeit fremd waren.
Ein Heft also über ganz normale Fußballer, die von der Öffentlichkeit voreilig als Revoluzzer verklärt wurden? So einfach haben wir es uns dann doch nicht gemacht. Stattdessen findet ihr in diesem 11 FREUNDE SPEZIAL Porträts, Interviews und Reportagen über Sportler, die herausstachen aus der großen Masse. Deren Horizont nicht am Spielfeldrand endete. Die sich dem Kadavergehorsam, der oftmals in Profiklubs eingefordert wird, entzogen.
Das taten die Sportler auf ganz verschiedene, miteinander unvergleichbare Weise. Der Norweger Asbjørn Halvorsen etwa war einer der populärsten Spieler des Hamburger SV. Sein Widerstand gegen das NS-Regime brachte ihn ins Konzentrationslager. Wer würde seinen Mut vergleichen wollen mit dem nordirischen Lebemann George Best, dessen Rebellion gegen den Mainstream vor allem darin bestand, gepflegt auf Moralvorstellungen und gesunden Lebenswandel zu pfeifen? Während hingegen Sócrates, der brasilianische Regisseur, das tollkühne Experiment unternahm, den Fußball zu demokratisieren. Bei seinem Klub, den Corinthians, sollten die Spieler alles bestimmen, vom Essen bis zu den Trainingszeiten. Er wurde zur Ikone des Widerstands gegen die Militärdiktatur.
Was diese Männer bei aller Unterschiedlichkeit eint, ist die unzerstörbare Liebe zum Fußball. Auch davon erzählt dieses Heft.
Denn sie wissen (nicht), was sie tun
Warum der Fußball die Rebellen braucht
Superrebell oder Spießer?
Günter Netzer rechnet ab – mit sich selbst
Schaubild 1 Daran erkennst du einen Rebellen
Democracia Corinthiana
Wie Sócrates seinen Klub reformierte
Rebellenspruch 1 José Mourinho
Warte nicht auf bess’re Zeiten
Harald Hauswalds Fotos von Fans in der späten DDR
Kicken für ein freies Algerien
Rachid Mekhloufi über die »Unabhängigkeitself«
Schaubild 2 Gesten des Rebellentums
El Salvador
Wie Johan Cruyff den FC Barcelona erlöste
Der Elefant und der Frieden
Didier Drogbas Versuche, die Elfenbeinküste zu einen
Allein gegen alle
Joey Barton über die Wut in seinem Bauch
Pinochets Rache
Ein verweigerter Handschlag und seine Folgen
Arabischer Frühling, Arabischer Herbst
Der blutige Kampf der Ultras von Al-Ahly
Rebellenspruch 2 Ernst Happel
Oktoberrevolution in Franken
Als Nürnbergs Profis gegen Trainer Höher putschten
Der fünfte Beatle
George Best war der Coverboy seiner Generation
Mein Fuß gehört mir
Die Arbeiterkämpfer Eastham und Bosman
Gefeiert und gequält
Asbjørn Halvorsens Widerstand gegen die Nazis
Schaubild 3 Bist du ein Rebell?
Regeln sind da, um sie zu brechen
César Luis Menotti über Diego Maradona
Kommunisten außer Dienst
Der Niedergang der roten Kurve bei der AS Livorno
There Is a Light That Never Goes Out
Chelsea-Star Pat Nevin über gute Musik
Ein Outing und die Folgen
Die Tragödie des schwulen Fußballers Justin Fashanu
Es kann nur einen geben
Die Rivalen Bernd Schuster und Paul Breitner
Rebellenspruch 3 Brian Clough
Le star c’est moi
Der begnadete Exzentriker Eric Cantona
Kampfschriften
Die besten Bücher von und über Rebellen im Fußball
Impressum

Rachid Mekhloufi war in Frankreich ein Star. Bis er sich entschied, mit der »Unabhängigkeitself« für die Freiheit seiner Heimat Algerien zu kämpfen.

Wie der Holländer Johan Cruyff den FC Barcelona aus der Agonie der Franco-Jahre befreite - und den Grundstein für die Zukunft des Fußballs legte.

Getrennt durch Raum und Zeit, revolutionierten George Eastham und Jean-Marc Bosman das Fußballgeschäft. Ein Doppelporträt.

Für Diego Maradona gibt es Regeln nur, um sie zu brechen. Auf dem Platz und auch im Leben. Sein alter Trainer César Luis Menotti erklärt, warum ihn das zum Fußballgott macht.