Otto Rehhagel ist seit 1960 eines der Gesichter der Fußball-Bundesliga, heute begeht das Urgestein seinen 80. Geburtstag. Zur Feier des Tages haben wir in den Archiven gekramt und ein Potpourri aus Ottos ereignisreicher Karriere aufbereitet.
Otto Rehhagel ist seit 1960 eines der Gesichter der Fußball-Bundesliga, heute begeht das Urgestein seinen 80. Geburtstag. Zur Feier des Tages haben wir in den Archiven gekramt und ein Potpourri aus Ottos ereignisreicher Karriere aufbereitet.
Als Spieler machte sich Rehhagel, ausgebildet bei der TuS Helene Altenessen und gelernter »Maler und Anstreicher«, einen Namen als kompromissloser Verteidiger. Das bekommt der Gladbacher Herbert Wimmer (li.) hier zu spüren.
Er wechselte zum Start der Bundesliga 1963 zu Hertha BSC und absolvierte bis 1972 für die Hertha und den 1. FC Kaiserslautern insgesamt 201 Bundesligaspiele, wobei er für einen Verteidiger der damaligen Zeit beachtliche 23 Tore erzielte.
Damals wie heute immer mit dabei: Ehefrau Beate.
Der Weg zu einem der erfolgreichsten Trainer Deutschlands war lang, steinig und führte über die Kickers Offenbach. »Ich kann überall arbeiten. Die Plätze sind überall gleich lang und gleich breit«, beweist der junge Übungsleiter seine Anpassungsfähigkeit.
Weiter ging’s unter anderem in Dortmund. Trainer Rehhagel (li.) und der ausgewechselte Herbert Meyer verfolgen gebannt das Spielgeschehen.
Die Ehe mit der Bielefelder Arminia hielt nur für die Saison 1978/79, was vielleicht auch mit Rehhagels Verständnis von Mode in diesen Tagen zusammenhing. »Wenn ich ein paar Spiele verliere, lassen die Leute an den Blumen, die sie mir zuwerfen, plötzlich die Töpfe dran«, analysierte Rehhagel die Missgunst in Ostwestfalen.
Otto, mittlerweile Trainer bei Fortuna Düsseldorf, herzt seine Spieler. Ohnehin hatte Rehhagel ein ausgeprägtes Demokratieverständnis und gestand seinen Spielern dementsprechend viel zu: »Jeder kann sagen, was ich will.«
Hinter jedem starken Team steht ein guter Plan. Otto mit Werder-Finanzchef Klaus Matischak im Jahr 1976. Trotz der demonstrierten Eintracht und Konzeption ahnte da noch niemand, dass er 14 Jahre Trainer bleiben würde.
Rehhagel formte Werder vom Zweitligisten zum Topteam. Doch es war nicht immer alles eitel Sonnenschein. Hier geraten der Coach und ein sichtlich aufgebrachter Rudi Völler nach dessen Auswechslung aneinander.
»Ich bin ein erfahrener Cowboy, mir pinkelt keiner in die Satteltasche«, kumpelt Rehhagel und versetzt dem Schalker Dieter Schatzschneider einen freundschaftlichen Tritt in den Hintern.
Erstaunlich in diesem Fall, dass sich die Hexe nicht vor Ottos blauer Ballonseide fürchtete.
Povokateur Otto, hier mit Bielefelds Ewald Lienen nach dem legendären Foul von Norbert Siegmann, konnte eine dicke Lippe riskieren. Erstmals seit über 20 Jahren hieß der Deutsche Meister wieder Werder Bremen. Rehhagel ließ einen Meistertitel (1993) sowie zwei DFB-Pokale (1991 und 1994) folgen und stemmte nach einem 2:0 (Torschützen: Klaus Allofs und Wynton Rufer) über den AS Monaco 1992 den Europapokal der Pokalsieger.
Vergangenheit trifft im September 1981 Gegenwart und Zukunft des SV Werder Bremen: Rehhagel bereitet Thomas Schaaf auf seine Einwechslung vor.
Rehhagels Devise »Der Star ist die Mannschaft« kam beim Branchenprimus aus München hingegen nie wirklich an. Co-Trainer Klaus Augenthaler muss es geahnt haben.
Das Engagement war nicht von Erfolg gekrönt. Interne Grabenkämpfe ließen Rehhagel nur ein Jahr beim FC Bayern. Dessen sportliche Bilanz wurde allerdings durch den UEFA-Pokal-Gewinn 1996 geschönt. Wenige Tage nach Rehhagels Demission nahm allerdings im Finale Franz Beckenbauer auf der Bayern-Bank Platz.
In Kaiserslautern ging es im Sommer 1996 turbulent zu. Rehhagel übernahm eine neuformierte Mannschaft und stieg mit ihr auf. »Jetzt haben wir den Salat, sind aufgestiegen und müssen uns in der Bundesliga richtig anstrengen«, ulkte Rehhagel.
Gesagt, getan: 1998 wurde Rehhagels Team als Aufsteiger sensationell Meister.
Die Herzen der Region flogen ihm zu. Auch das von FCK-Ikone Fritz Walter.
Die Meldung, dass Rehhagel die griechische Nationalmannschaft übernehmen würde, kam aus heiterem Himmel. Schließlich hatte es zuvor nicht so ausgesehen, als würde er sich noch nach neuen Jobs umsehen. Nun also die stolzen Griechen. »Wenn wir zwei Mal gewinnen, wollen sie gleich Europameister werden, und wenn wir zwei Mal verlieren, wollen sie sich gleich ins Meer stürzen«, scherzte »Rehakles« über deren Temperament. Am Ende gewann man öfter als zweimal – die griechische Nationalelf wurde in einem Treppenwitz des Fußballs vollkommen überraschend Europameister 2004.
Otto Rehhagel wurde als mit Abstand erfolgsreichster Nationaltrainer des Landes von den Griechen auf den Olymp gehoben, erfreute sich aber Vorzügen kleineren Maßstabs: »Ich glaube, ich kann mit meinem Auto in Athen jetzt wieder die Busspur benutzen.«
2012 gelang Hertha BSC im Abstiegskampf ein Coup: Die Hauptstädter reaktivierten Otto Rehhagel nach zwölfjähriger Abstinenz als Nachfolger des geschassten Markus Babbel. Doch auch Rehhagels Routine konnte nicht mehr helfen. Zwar erreichte Hertha am letzten Spieltag noch den Relegationsrang, stieg aber anschließend gegen Fortuna Düsseldorf ab.
Otto Rehhagel ist und bleibt auch mit 80 Jahren ein Kind der Fußball-Bundesliga. »Du musst als Trainer genug verdienen, um mit 50 in der Klapsmühle erster Klasse liegen zu können«, sagte Rehhagel einmal. Wir hoffen es für ihn. Und wünschen nur das Allerbeste.