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Die letzten Worte, die Ein­tracht Frank­furt für Ioannis Amana­t­idis übrig hatte, klangen nüch­tern wie ein Arbeits­zeugnis: Ein­tracht Frank­furt dankt Ioannis Amana­t­idis für seine sport­li­chen Ver­dienste und wünscht ihm alles Gute für die Zukunft.“ Sechs Jahre hatte Amana­t­idis für Frank­furt gestürmt, in der Zeit­rech­nung des Pro­fi­fuß­balls eine Epoche. Seine guten Jahre hatte er unter Fried­helm Funkel. Dann kamen Skibbe, Daum, Veh. Zu der Frage, warum Amana­t­idis gehen musste, gibt es zwei Ver­sionen. Ver­sion 1: Amana­t­idis war zu unge­müt­lich, ein Rebell. Ver­sion 2: Amana­t­idis war nicht mehr fit. Welche Ver­sion auch immer stimmt – mit Ioannis Amana­t­idis ver­liert die Bun­des­liga einen Spieler mit Cha­rakter.

Ioannis Amana­t­idis, am Montag hatte die Ein­tracht ihr erstes Heim­spiel gegen den FC St. Pauli. Wo haben Sie das Spiel gesehen?


Ioannis Amana­t­idis: Ich war in einem Termin und konnte das Spiel nicht ver­folgen. Ich habe nur das Ergebnis mit­be­kommen.

Hätte es Ihnen weh getan, das erste Heim­spiel zu sehen, ohne im Kader zu stehen?

Ioannis Amana­t­idis: Nein, nein. Ich hätte das Spiel nüch­tern betrachtet. Trotzdem drücke ich der Ein­tracht natür­lich weiter die Daumen.

Man hatte am Montag den Ein­druck, es hätte noch ein Siegtor für Frank­furt fallen können. Auf dem Platz fehlte aber jemand, der die Mann­schaft antrieb, anfeu­erte, viel­leicht auch mal etwas lauter. Fehlten Sie?

Ioannis Amana­t­idis: Mein Typ ist mitt­ler­weile bekannt, nicht nur im Rhein-Main-Gebiet, son­dern bun­des­weit. Ich bin etwas laut­stark. Doch das werden bei der Ein­tracht jetzt andere über­nehmen müssen.

Vor zwei Wochen haben Sie ange­kün­digt, mit den Profis trai­nieren zu wollen. Ein­tracht Trainer Armin Veh sagte: Das soll er lieber sein lassen. Wie fühlt man sich als Spieler, wenn man aus dem Trai­ning aus­ge­laden wird?

Ioannis Amana­t­idis: Was Veh sagte, war völlig irrele­vant. Er hat das nicht ent­schieden. Ich habe mich mit seinen Aus­sagen nicht beschäf­tigt.

Ein häss­li­cher Abschied. Vom Publi­kums­lieb­ling zur uner­wünschten Person. Wie groß ist ihre Trauer?

Ioannis Amana­t­idis: Die Art und Weise, wie der Abschied abge­laufen ist, war nicht schön, natür­lich. Die Ein­tracht und ich, wir hatten eigent­lich eine har­mo­ni­sche Zeit. Jetzt ist es vorbei. Damit müssen wir zurecht kommen. 

Eine hypo­the­ti­sche Frage: Wäre Frank­furt noch in der ersten Liga, wenn Funkel damals nicht gegangen wäre?

Ioannis Amana­t­idis: Diese Frage lasse ich jetzt mal so stehen. Nur so viel: Er hat Frank­furt in der ersten Liga eta­bliert. Wir hatten mit 46 Punkten in der vor­letzten Saison das beste Ergebnis der letzten Jahre. Das war sein Ver­dienst.

Ver­missen Sie Fried­helm Funkel?

Ioannis Amana­t­idis: Wir hatten eine gute Zusam­men­ar­beit. Es gab auch bei uns Mei­nungs­ver­schie­den­heiten, das weiß jeder. Aber wir haben uns immer aus­ge­spro­chen. Des­wegen haben wir einen guten Draht. Wir tele­fo­nieren hin und wieder. Er ist sehr gera­deaus. Er schützt seine Mann­schaft nach außen, zu hun­dert Pro­zent. Ich habe nie erlebt, dass er öffent­lich etwas Schlechtes über seine Spieler gesagt hat. Das regelt er nach innen, sehr offen und direkt. Er hat das rich­tige Gespür, die Zügel etwas anzu­ziehen und wieder locker zu lassen.

Stellen wir uns mal vor, Sie wären noch im Kader der Ein­tracht. Könnten Sie sich über­haupt für die zweite Liga moti­vieren?

Ioannis Amana­t­idis: Ich habe früh­zeitig gesagt: Ich bin bereit in die zweite Liga zu gehen.

Spiele gegen Pader­born oder Ingol­stadt…

Ioannis Amana­t­idis: Fuß­ball bleibt Fuß­ball. Egal, wer dir gegen­über­steht. Wenn du gewonnen hast, ist das Glücks­ge­fühl das gleiche, egal ob in Pader­born oder Dort­mund.

Im Februar sagten Sie in einem Inter­view: Die Türen sind in jeder Hin­sicht offen. Die Tür zu Ein­tracht Frank­furt ist jetzt zu. Haben Sie Angst vor der Zukunft?

Ioannis Amana­t­idis: Ich ver­falle nicht in Hys­terie. Ich setzte mich hin und gucke, was sich bewegt und wie der Markt aus­sieht. Ich will gerne ins Aus­land, Neu­land erfahren.
Ist Grie­chen­land Aus­land?

Ioannis Amana­t­idis: Ja, Grie­chen­land ist auch Aus­land.

Grie­chen­land ist ihr Hei­mat­land.

Ioannis Amana­t­idis: Ich habe in meinem bis­he­rigen Leben nur in Deutsch­land gespielt. Grie­chen­land ist also in fuß­bal­le­ri­scher Hin­sicht Aus­land. Das Pro­blem im grie­chi­schen Fuß­ball ist im Moment die Kor­rup­tion. Es gibt aber auch noch andere Länder. Ich kann mir alles vor­stellen, auch Übersee. Selbst Asien inter­es­siert mich. Das werde ich jetzt aus­loten.

Ihr Berater sagte, wir müssten uns mit dem Inter­view beeilen, weil Sie diese Woche noch ins Aus­land fliegen. Wech­seln Sie zu Pan­athi­naikos Athen?

Ioannis Amana­t­idis: Das kann ich nicht bestä­tigen.

Wenn Sie jetzt ins Aus­land fliegen: Führen Sie dort Ver­hand­lungen?

Ioannis Amana­t­idis: Ich fliege ins Aus­land und werde dort sicher in Gespräche ver­wi­ckelt sein, ja. (lacht)

Trotz ihrer Aus­lands­pläne bauen Sie gerade in Frank­furt ein Haus und eröffnen im Sep­tember mit einem Freund ein Restau­rant. Warum hängen Sie so sehr an Frank­furt? Immerhin sind sie in Stutt­gart auf­ge­wachsen.

Ioannis Amana­t­idis: Als ich neun war, kam ich nach Stutt­gart. Ich bin dort zur Schule gegangen. Ich habe beim VfB in der Jugend gespielt. Aber die letzten sechs Jahre in Frank­furt waren ent­schei­dende Jahre. Frank­furt bleibt meine Heimat.

Was wird es in Ihrem Restau­rant geben – bestimmt keine Pizza, oder?

Ioannis Amana­t­idis: Nein, das wäre nicht ver­mit­telbar. Wir wollen die ein­fache, schnelle und gute Küche Grie­chen­lands bieten. In Frank­furt in der Stadt­mitte gibt es bisher kaum grie­chi­sche Restau­rants.

Seit Sie bei Frank­furt aus­sor­tiert wurden, haben Sie viele Inter­views gegeben. Der FAZ, der Frank­furter Rund­schau, dem Kicker. Allen, außer der Bild-Zei­tung. Warum nicht?

Ioannis Amana­t­idis: Ich habe keine guten Erfah­rungen mit dieser Zei­tung gemacht. Die Bild­zei­tung hat falsch über mich berichtet, auch über mein Pri­vat­leben. Seit drei Jahren führe ich keine Inter­views mehr mit Bild. Ich habe nichts gegen Kritik. Kritik muss sein. Wenn jemand schlecht spielt, dann müsst Ihr das schreiben. Aber Bild geht unter die Gür­tel­linie. 
Als sie begonnen haben, ihr Haus zu bauen, schrieb die Bild­zei­tung: Der Null-Tore-Stürmer baut sich einen grie­chi­schen Wohn­tempel.

Ioannis Amana­t­idis: Danach bin ich recht­lich gegen sie vor­ge­gangen. Ich habe mich durch­ge­setzt. Ich weiß, dass ich eine Person öffent­li­chen Inter­esses bin. Aber das geht nicht. So lange sich Men­schen diese Bericht­erstat­tung gefallen lassen, macht Bild so weiter. Die meisten lassen sich das leider gefallen. Warum auch immer.

Vor einem Jahr schrieb Bild: Amana­t­idis vor dem Aus!. Vor zwei Wochen schrieb sie: Ama end­lich weg! Sieht aus wie eine Kam­pagne.

Ioannis Amana­t­idis: Das machen die, seit ich ihnen keine Inter­views mehr gebe. Meine Berater beob­achten das. Ich lasse mich nicht klein­kriegen. Als ich aus Frank­furt weg­ge­gangen bin, hat die Bild­zei­tung aller­dings geschrieben, dass ich einen sol­chen Abschied nicht ver­dient habe. Das hat mich über­rascht. 

Macht Sie die Art und Weise, wie die Bild über Sie berich­tetet hat, wütend?

Ioannis Amana­t­idis: Nein. Ein ver­nünf­tiger Bürger weiß, was er da liest, wenn er diese Zei­tung in die Hand nimmt. Ich bin da sehr nüch­tern.

Kennen Sie andere Fuß­ball­profis, die nicht mehr mit der Bild­zei­tung reden?

Ioannis Amana­t­idis: Nein.

Wie sollte denn gute Fuß­ball­be­richt­erstat­tung aus­sehen?

Ioannis Amana­t­idis: Gute Fuß­ball­be­richt­erstat­tung hängt sicher auch davon ab, dass es Sportler gibt, die inter­es­sante Dinge sagen.

Sie sagten einmal, Spieler wie Frank Rost oder Thorsten Frings, Spieler, die auch mal den Mund auf­ma­chen und sich wehren, würden aus­sterben.

Ioannis Amana­t­idis: Sehen Sie, Inter­views mit Frank Rost sind immer span­nend. Weil er sagt, was er denkt. Das ist ehr­lich. Und inter­es­sant. Solche Spieler gibt es immer weniger.

Wie sieht denn die neue Gene­ra­tion der Spieler aus?

Ioannis Amana­t­idis: Das ist die Ja-und-Amen-Gene­ra­tion. Keiner tanzt aus der Reihe, alle nicken. Ich weiß nicht, ob das eine gute Ent­wick­lung ist.