Über seinen Stammplatz in der Nationalmannschaft muss sich Miroslav Klose dieser Tage keine Sorgen machen. Er genießt das volle Vertrauen von Joachim Löw und die Konkurrenz scheint sich im Sturmzentrum auch nicht gerade aufzudrängen. Stefan Kießling, Patrick Helmes und Cacau wurden zuletzt nicht mehr berufen. Lediglich Mario Gomez meldet durch seine akzeptable Torquote in der Bundesliga hin und wieder Ansprüche auf den begehrten Platz. Mit dem Adler auf der Brust konnte der aber nur selten überzeugen. Wenn die DFB-Karriere des Miroslav Klose also nach der kommenden EM, höchstwahrscheinlich als deutscher Rekordtorschütze, zu Ende geht, stellt sich die legitime Frage nach der Nachfolge. Dass Deutschlands hochgelobte Talentschmiede auf der Stürmerposition offensichtlich etwas Nachholbedarf hat, wurde vom Bundestrainer schon mehrfach angeprangert. Wir haben die aussichtsreichsten deutschen Sturmjuwelen unter die Lupe genommen und stellen vor, wen man sich für die nächsten Jahre vormerken sollte.
Nils Petersen
Nils Petersen klingt nicht gerade wie ein typischer Name aus Sachsen-Anhalt, doch genau dort wurde der derzeit erfolgreichste Torschütze der 2. Bundesliga ein Jahr vor der Wende geboren. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten bei Energie Cottbus ist mittlerweile das ganze Spiel auf ihn ausgerichtet. Mit der müller’schen Gabe, immer dort zu stehen, wo man stehen muss, brachte er es in der laufenden Saison bereits auf beachtliche 23 Tore. Nur selten trifft er außerhalb des Strafraums. Zu Petersens Stärken gehören außerdem sein Kopfballspiel und die Abgeklärtheit vom Elfmeterpunkt. Dass der Weg in die Nationalmannschaft aber nur über die Bundesliga führt, weiß auch U21-Trainer Rainer Adrion: „Wenn er den nächsten Schritt machen will, muss er wechseln.“ Obwohl er seinen laufenden Vertrag bei Cottbus gerade erst bis 2014 verlängert hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass die festgeschriebene Ablösesumme von rund vier Millionen Euro am Ende der Saison an die Lausitzer überwiesen wird. Namhafte Vertreter wie Schalke, Hoffenheim, der FC Everton und die Blackburn Rovers sollen bereits Interesse bekundet haben.
Julian Schieber
Abgesehen von einem Eigentor wird es in der Karriere eines Fußballprofis nur selten vorkommen, dass man nach einem Treffer peinlich berührt ist. Bei Julian Schieber war das in dieser Saison gleich zweimal der Fall. Für den 1.FC Nürnberg erzielte die Stuttgarter Leihgabe bei den direkten Aufeinandertreffen jeweils ein Tor und könnte sich somit am Ende selbst in Liga Zwei katapultieren. Nun wird man in Stuttgart begriffen haben, dass man den schussgewaltigen Angreifer doch lieber behalten hätte. Schiebers Bilanz in dieser Spielzeit: Sieben Tore und neun Vorlagen. „Er ist enorm schnell und geht weite Wege. Im letzten Jahr hat er einen großen Schritt nach vorne gemacht. Ich kann mir gut vorstellen, dass er die nächste Option im deutschen Angriff sein könnte“, sagt Adrion, der Schieber noch aus gemeinsamen Zeiten aus Stuttgart kennt. Bleibt nur zu hoffen, dass der 22-Jährige auch nächstes Jahr noch im Oberhaus spielt.
Pierre-Michel Lasogga
An seinem prominenten Stiefvater wird es nicht gelegen haben, dass Pierre-Michel Lasogga Mittelstürmer geworden ist. Oliver Reck war schließlich Torhüter. Lasogga, der für die Hertha aus Berlin stürmt, ist mit 19 Jahren der jüngste unter den hiesigen Kandidaten und Deutschlands Newcomer auf der zentralen Stürmerposition. Nachdem er zu Beginn der Saison noch das ein oder andere Kilo zu viel auf den Rippen trug, bekam er schnell den Spitznamen Lasagne verpasst. Doch harte Trainingsarbeit und Extraschichten brachten ihn zurück in die erste Mannschaft. Trotz seiner bulligen Statur hat Lasogga eine beeindruckende Grundschnelligkeit und strahlte zuletzt enorme Torgefahr aus. Mit zwölf Saisontoren hat er entscheidenden Anteil am Wiederaufstieg in spe. Jüngst wurde er von Rainer Adrion mit der Berufung in die U21 belohnt. Im nächsten Jahr darf er sich dann in der Bundesliga beweisen. Wir sind gespannt.
Peniel Mlapa
Im vergangenen Jahr wurde Peniel Mlapa mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold – für den besten Nachwuchsspieler seines Jahrgangs 1991 ausgezeichnet. Von allen Kandidaten ist er der flexibelste Stürmer. Adrion sieht die Stärken des Hoffenheimers zwar in der Zentrale, doch im Verein wird er meist über die Flügel eingesetzt. Um weiterhin für die U21 spielen zu können, hat Mlapa der Nationalmannschaft Togos vorerst einen Korb gegeben. Ob er sich zukünftig auch für Deutschland entscheidet, wird maßgeblich vom Anruf Jogi Löws abhängen. Dafür müssten dem schnellen und ballsicheren Spieler aber noch mehr Tore gelingen. In der Bundesliga waren es bis jetzt lediglich drei.
Sandro Wagner
„Was soll ich da noch sagen? In der Regionalliga hat er nichts gebracht, und jetzt ist er bei den Profis“, lautete das vernichtende Urteil von Hermann Gerland, als Sandro Wagner 2007 überraschend in der Startaufstellung des FC Bayern stand. Über den MSV Duisburg kam er schließlich zu Werder Bremen. Kaum einer steht so sinnbildlich für den Saisonverlauf der Bremer wie Wagner. Noch in der Winterpause wurde er vor laufenden Kameras von Thomas Schaaf beim Training zusammengestaucht. Fehlendes Selbstvertrauen, hieß der Vorwurf des sonst eher besonnenen Trainers. Seitdem scheint der 23-Jährige wie verwandelt zu sein, übernimmt selbst bei Elfmetern die Verantwortung. Neben Claudio Pizarro hat sich Wagner bei Werder einen Stammplatz im Sturm erkämpft, zeigte zuletzt starke Leistungen und bewies endlich, dass er auch Tore schießen kann.
„Er hat mich eines besseren belehrt“
Richard Sukuta-Pasu
Richard Sukuta-Pasu galt lange Zeit als talentiertester Nachwuchsstürmer Deutschlands. „Körperliche Athletik und Robustheit, kombiniert mit feiner Technik und enormer Schnelligkeit, dazu ist er extrem torgefährlich“, sagte sein ehemaliger Jugendtrainer Jürgen Gelsdorf einst. Sukuta-Pasu hat alle Jugendnationalmannschaften durchlaufen, auch aktuell steht er noch im Kader der U21. Doch während bei den anderen vorgestellten Kandidaten die Formkurve steil nach oben zeigt, scheint „SuPa-Richie“ in seiner Entwicklung zuletzt etwas stagniert zu haben. Durch ein Ausleihgeschäft von Leverkusen zu St. Pauli sollte er zur nötigen Spielpraxis kommen. Einem vielversprechenden ersten Saisonspiel mit einem Tor und zwei Assists folgte jäh ein doppelter Bänderriss. Danach brachte er es nur noch auf acht Kurzeinsätze, obwohl die Offensive von St.Pauli nicht gerade für ihre Torgefahr berüchtigt ist. Kehrt Sukuta-Pasu nach der Saison wieder nach Leverkusen zurück, blüht ihm aufgrund der dortigen Konkurrenzsituation keine rosige Zukunft.