Die größten Aufholjagden in der Europapokal-Geschichte
Wisst ihr noch, damals '86?
Arsenal London muss heute ein 1:5 gegen die Bayern aufholen. Als kleinen Mutmacher präsentieren wir euch die besten Aufholjagden auf internationaler Bühne.

Bayer 05 Uerdingen - Dynamo Dresden, Viertelfinale im Europapokal der Pokalsieger 1985/86
Hinspiel: 0:2, Rückspiel: 7:3
Das Wunder von der Grotenburg gilt als die Mutter aller Sensationen, denn Uerdingen musste nicht nur das Hinspielergebnis aufholen, sondern lag auch zur Halbzeit des Rückspiels mit 1:3 aussichtslos zurück. Dann folgte eine Sechs-Tore-Aufholjagd innerhalb von nur 29 Minuten. Selbst Uerdingen-Coach Kalli Feldkamp empfand die Leistung seiner Mannschaft im Anschluss als »fußballerisch nicht erklärbar«.

Borussia Mönchengladbach - Real Madrid, dritte Runde UEFA-Pokal 1984/85
Hinspiel: 5:1, Rückspiel: 0:4
Als sich die Borussia unter Trainer Jupp Heynckes im Hinspiel mit einem 5:1 Sieg in Ekstase spielte, schienen sich die Fohlen um die Torschützen wie Ewald Lienen und Frank Mill wohl (zu) siegessicher. Im Rückspiel gelang sowohl Jorge Valdano als auch Santillana ein Doppelpack. Der letzte Treffer fiel erst eine Minute vor dem Spielende und Gladbach war aufgrund der Auswärtstorregel urplötzlich draußen.

Werder Bremen - Olympique Lyon, dritte Runde UEFA-Cup 1999/2000
Hinspiel: 0:3, Rückspiel: 4:0
Nach einem Doppelpack des Brasilianers Sonny Anderson standen die Werderaner im Rückspiel mit dem Rücken zur Wand. Doch die Bremer besinnten sich auf ihre Stärken in der Offensive und bogen die Partie noch zu ihren Gunsten um. Der ewige Claudio Pizarro erzielte den 4:0-Endstand für die Hanseaten.

Karlsruher SC - FC Valencia, zweite Runde UEFA-Pokal 1993/1994
Hinspiel: 1:3, Rückspiel: 7:0
Nach dem erwarteten Hinspielresultat rechnete niemand mehr im Wildpark mit einem großen Coup - doch sie wurden eines Besseren belehrt. Die Elf von Winnie Schäfer spielte sich in einen regelrechten Rausch. Vor allem einer: Edgar »Euro-Eddy« Schmidt machte das Spiel seines Lebens und schnürte einen Viererpack, der Kommentator Jörg Dahlmann zum inflationären Gebrauch an Superlativen verleitete.

Bayer Leverkusen - Espanyol Barcelona, Finale UEFA-Pokal 1987/88
Hinspiel: 0:3, Rückspiel: 3:0, 3:2 i.E.
Zu Zeiten als die UEFA-Pokal-Finals noch im Hin-und Rückspiel-Modus ausgetragen wurden, legte auch Leverkusen ein furioses Comeback hin. Nachdem man in Spanien unterging und auch im zweiten Spiel nach 56 Minuten kein Treffer gelang, schien der Pokalgewinn in weiter Ferne. Doch dann legte Bayer eine Blitz-Aufholjagd hin, die von einem Tor von Bum-Kun Cha gekrönt wurde. Schließlich setzte man sich knapp im Elfmeterschießen durch und sicherte sich den Pott. Nur Keeper Rüdiger Vollborn schien sich vorab siegessicher: »Ich habe doch gleich gesagt, dass die Spanier dreimal verschießen«.

Werder Bremen - Spartak Moskau, zweite Runde UEFA-Pokal 1987/88
Hinspiel: 1:4, Rückspiel: 6:2 n.V.
Das Rückspiel gegen Spartak Moskau sollte im Nachhinein als die Geburtsstunde des Wunders von der Weser in die Geschichte eingehen. Nachdem die Werderaner im kalten Moskau mit 4:1 unter die Räder kamen, drehten die Bremer unter Anleitung von Kultcoach Otto Rehhagel zuhause richtig auf und egalisierten nach 90 Minuten das Hinspielergebnis. In der Verlängerung war es schließlich Manni Burgsmüller, der den entscheidenden Treffer beisteuerte.

Carl Zeiss Jena - AS Rom, erste Runde Europapokal der Pokalsieger 1980/1981
Hinspiel: 0:3, Rückspiel: 4:0
Der heutige Bayern-Coach Carlo Ancelotti trug sich beim klaren Hinspiel-Triumph der Römer in die Torschützenliste ein. Dass er Carl Zeiss Jena dennoch in unguter Erinnerung behält, liegt an der anschließenden Begegnung im Ernst-Abbe-Sportfeld. Unter der Regie des jungen Hans Meyer gelang Jena durch zwei Tore des eingewechselten Andreas Bielau der nicht mehr für möglich gehaltene Einzug in die nächste Runde.

1. FC Kaiserslautern - Real Madrid Viertelfinale UEFA-Pokal 1981/82
Hinspiel: 1:3, Rückspiel: 5:0
Eines der größten Fiaskos auf europäischer Bühne erlebte das weiße Ballett ausgerechnet in der beschaulichen Pfalz. Real kam mit der hitzigen Atmosphäre auf dem Betze gar nicht klar und fing sich neben drei Platzverweisen auch fünf(!) Gegentore ein. Doppeltorschütze des Underdogs war damals ein gewisser Friedhelm Funkel. Und die Fans auf der Westkurve stimmten ein ironisches: »Zieht den Spaniern die Badehosen aus!« an.

Feyenoord Rotterdam - VfB Stuttgart, erste Runde UEFA-Pokal 1998/1999
Hinspiel: 3:1, Rückspiel: 0:3
Nachdem Feyenoord das Hinspiel in Stuttgart durch ein Doppelpack des späteren VfB-Spielers John Dahl Tomasson souverän gewann, rechneten nur noch die größten Optimisten mit einem Weiterkommen der Schwaben. Doch Krassimir Balakov und Fredi Bobic sorgten mit ihren Toren für die Überraschung im de Kuip und den nächsten internationalen Coup von Trainer Winnie Schäfer.

Werder Bremen - Dynamo Berlin, erste Runde Europapokal der Landesmeister 1988/1989
Hinspiel: 0:3, Rückspiel: 5:0
Kurz vor der Wende kam es erneut zu einem Wessi-gegen-Ossi-Vergleich. Wieder zogen die Jungs aus der DDR nach tollem Hinspiel den Kürzeren. Welchen Einfluss dabei Manni Burgsmüllers provokativer Kabinenspruch: »Kommt endlich raus, ihr Feiglinge!« hatte, ist nicht überliefert. Jedenfalls sorgte Werder-Urgestein Thomas Schaaf in der Schlussminute für die Entscheidung und damit für ein weiteres Wunder von der Weser.

AC Mailand - Deportivo La Corunha, Viertelfinale Champions-League 2003/04
Hinspiel: 4:1, Rückspiel: 0:4
Nach Toren von Káka, Andrey Shevchenko und Andrea Pirlo waren sich alle einig, dass Milan ins Halbfinale der Champions League einziehen wird. Doch da haben die Italiener die Rechnung ohne Deportivo gemacht. Dank toller Mannschaftsleistung und einem frühen Führungstor schafften die Spanier tatsächlich noch den Einzug ins Halbfinale.

AS Monaco - Real Madrid, Viertelfinale Champions League 2003/2004
Hinspiel: 2:4, Rückspiel: 3:1
Nicht die einzige Überraschung in dieser Runde. Monaco schaffte ebenfalls im Viertelfinale eine Sensation. Ausgerechnet der von Real ausgeliehene Fenando Morientes hatte mit seinen beiden Treffern einen maßgeblichen Anteil am Weiterkommen der Monegassen.

SSC Neapel - Chelsea London, Achtelfinale Champions League 2011/2012
Hinspiel: 3:1, Rückspiel: 1:4 n.V.
In Neapel träumte man nach Treffern von Edinson Cavani und Ezequiel Lavezzi lange vom Viertelfinale. Doch Chelsea kam im Rückspiel zurück und egalisierte noch in der regulären Spielzeit das Hinspielergebnis. Das entscheidende Tor in der Verlängerung gelang dann ebenfalls den Londonern durch Branislav Ivanovic.

Queens Park Rangers FC - FK Partizan, zweite Runde UEFA-Pokal 1984/85
Hinspiel: 6:2, Rückspiel: 0:4
Nachdem die Queens Park Rangers im Hinspiel mit einem Mann weniger einen 1:2 Rückstand in ein 6:2 verwandelten, waren sich die Engländer sicher, Klubgeschichte geschrieben zu haben. Nur blöd, dass man sich anschließend im Hexenkessel von Belgrad dann doch noch die Butter vom Brot nehmen ließ.

FC La Chaux-de-Fonds - Leixões SC, erste Runde Pokal der Pokalsieger 1961/1962
Hinspiel: 6:2, Rückspiel: 0:5
Zwei eher unbeschriebene Blätter des europäischen Fußballs lieferten sich 1961 einen atemberaubenden Schlagabtausch. Nachdem der schweizer Klub La Chaux-de-Fonds das erste Spiel noch mit 6:2 für sich entscheiden konnte, erlebte man beim Rückspiel in Portugal ein böses Erwachen. Osvaldo Silva und Oliveirinha trafen im Estádio do Mar doppelt. So bleibt Leixões das einzige Team, dass eine 4-Tore-Hypothek nicht aufgrund der Auswärtstorregel umbiegen konnte.