Der FC Bayern erkämpft in Liverpool ein 0:0 der besseren Sorte. Mit dabei: Lokomotivführer, Schnäuzer und ein Chef kurz vor der Rente.
Manuel Neuer
Stand sicher und verteilte unter Druck derart viele Pässe, dass es verwunderte, dass nicht reihenweise Liverpool-Fans auf den Rasen liefen, um kurz vor dem Brexit auch noch einen abzugreifen.
Joshua Kimmich
Mit seinem Schnäuzer sieht er so aus, als hätte er schon in den 80er-Jahren an der Seite von Udo Horsmann und Wolfgang Dremmler verteidigt. Beging den größten Fehler mit seiner Gelben Karte, weshalb Kimmich im Rückspiel fehlt. Aber keine Sorge: Sein Schnäuzer ist von der Sperre angeblich nicht betroffen.
Niklas Süle
Machte seine Arbeit und wirkte dabei desinteressierter am Geschehen als ein S‑Bahnlokomotivführer mit einem Haufen drängelnder Pendler im Waggon. Kam folgerichtig einige Male zu spät.
Mats Hummels
Wirkte in den letzten Wochen wie ein Chef, dessen Mitarbeiter sich sehnlichst seinen Ruhestand wünschen, um ohne ihn so Dinge wie „Digitalisierung“ oder „Home-Office“ angehen zu können. Spielte dann gestern wie der Chef, der sich ein letztes Mal aufrafft, weil er die Probleme längst erkannt hat, aber die Firma besenrein übergeben will.
David Alaba
Der Spieler, der sonst verlässlich Franck Ribery hinter- und hinterherläuft, hatte gestern genug damit zu tun Mo Salah hinter- und hinterherzulaufen. Das sah nicht so gut aus, war meist aber trotzdem verlässlich.
Javi Martinez
Wahrscheinlich läuft Javi Martinez heute Nachmittag lässig mit einer gebrauchten Ledertasche über einen Münchener Flohmarkt. Kauft eine Leica, die er daheim auf der Werkbank reparieren wird, und eine alte Schiebermütze, ehe er auf seiner Royal Enfield gemächlich nach Hause ruckelt. Und trotzdem käme dieser Tag nicht ansatzweise an seinen Vintage-Style von Liverpool heran.
Thiago Alcantara
Thiago ist immer noch das, was Kommentatoren gerne einen »Dreh- und Angelpunkt« nennen. Doch gestern wirkte es, als würden die Scharniere ein wenig klemmen. Was auch Thiago erkannte. Um dann defensiv das einzig richtig zu tun: Die Tür zu.
James Rodriguez
Gute Leistung für einen, der auf die harte Weise lernen musste, dass Fußball nicht nur aus Wahnsinnspässen und Noch-mehr-Wahnsinnstoren bestehen kann. Machte es dann wie ein Teilnehmer der Hirschrufer-WM: Ahmte gut nach.
Serge Gnabry
Man vergisst schnell, dass dieses Spiel gegen Liverpool das bis dato größte Spiel in der Karriere des 22-Jährigen war. Spielte dabei so abgeklärt, dass er ab kommender Woche wohl Seminare gegen Prüfungsangst geben könnte.
Kingsley Coman
Rannte die Außenlinie hoch und runter, als wolle er einen neuen Rekord in den meisten flotten 100-Meter-Sprints aufstellen, die je ohne Pause gelaufen wurden. Das sah zwar interessant aus, hatte mit Fußball aber nur selten etwas zu tun. Immerhin: Wie gut Kingsley Coman aktuell ist, davon zeugt vielleicht schon, dass Kovac auf ihn setzte statt auf Ribery. Und das, obwohl Coman »nicht hundert Prozent schmerzfrei« auflaufen konnte.
Robert Lewandowski
Hatte seine beste Szene, als Joel Matip neben ihm fast ein Eigentor schoss. Doch insgesamt wirkte er gegen Liverpools »3b-Abwehr« (O‑Ton Didi Hamann) wie ein Auto ohne Zulassungsbescheinigung: abgemeldet.
Franck Ribery
Spielte noch zehn Minuten. Positiv: Es blieb beim 0:0. Negativ: Es blieb beim 0:0.
Renato Sanches
Spielte noch drei Minuten. Positiv: Es blieb beim 0:0. Negativ: Es blieb beim 0:0.
Rafinha
Spielte noch genau eine Minute. Was unheimlich undankbar ist, wie wir noch aus eigenen Zeiten wissen. Denn diese eine Minute entscheidet, ob man einfach nach Hause fahren könnte. Oder eben die letzte Ausrede flöten geht, damit man nicht unter die kalte Vereinsheimdusche muss. So gesehen: Starker Einsatz.