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Anmer­kung der Redak­tion: Dieser Artikel erschien erst­mals im Jahr 2014. 

Ein Pri­vileg des 11 FREUNDE-Redak­teurs ist die Mög­lich­keit, durch per­sön­liche Treffen mit den Prot­ago­nisten des Fuß­balls einen Blick hinter die Image­hüllen zu werfen, die der Medi­en­ballon den lieben, langen Tag pro­du­ziert: Effe“, der Leit­wolf mit dem Fuck­finger; Loddar, der bera­tungs­re­sis­tente Dumm­schwätzer; Maik Franz, der gewis­sen­lose Keu­len­schwinger; Poldi, der Knud­delbär mit dem Viagra-Daumen. Alles Men­schen, die bei Zusam­men­treffen bewiesen, dass sie viel mehr Facetten haben, als die ihnen zuge­schrie­benen Kli­schees.

Im August 2013 begab ich mich auf eine Reise ins wenig male­ri­sche Kre­feld. Rolf Schaf­stall war in meiner Jugend der Inbe­griff des Peit­schen­schwin­gers. Ein Quälix“ deluxe, der Ruhr­pott­klubs mit blit­zenden Augen und Ziga­rette im Mund­winkel über den Trai­nings­platz scheuchte. Einer, der Profis, die nicht spurten, aus dem Ver­trag boxte, Oliver Bier­hoff für nicht mal mit­tel­mäßig hielt, und den gesamten Kader bei Dynamo Dresden als faule Ossis“ beschimpfte. Ein Trainer aus einer Zeit also, als der Weg von den Übungs­ein­heiten nicht zur Video­ana­lyse führte, son­dern direkt in die Kneipe.

An der Ligus­ter­hecke ist kein Halm zu viel

Die Schaf­stalls wohnen im ersten Stock eines gepflegten Wohn­hauses in Kre­feld-Hüls. Drumrum liegen Bau­ern­höfe, man kann kilo­me­ter­weit schauen. Im Garten hinter einer hohen Ligus­ter­hecke ist kein Halm zu viel. Im Wohn­zimmer steht das Kaf­fee­ser­vice sorgsam in der Vitrine. Fotos von den Enkel­kin­dern auf dem Bei­stell­tisch an der Sit­ze­gar­nitur mit Blu­men­muster. Käse­sah­ne­at­mo­sphäre. Die Nach­barn im Erd­ge­schoss feiern nächste Woche gol­dene Hoch­zeit. Die älteren Herr­schaften wissen gar nicht, wo ihnen der Kopf steht. Rolf Schaf­stall sitzt auf einem gepols­terten Stuhl am Ess­tisch und kann sich ein kaltes Lächeln nicht ver­kneifen ange­sichts dessen, was da unten gerade abgeht.

Der Mann, vor dem einst zähe Bun­des­li­ga­re­cken wie Jupp Ten­hagen und Ata Lameck scheu den Diener machten, erzählt davon, wie er seine Frau Hil­de­gard als Jung­spund bei einem Jugend­tur­nier in Pforz­heim ken­nen­lernte. Wie sich die beiden mona­te­lang über Freunde Briefe schrieben, weil ihre Eltern nichts mit­be­kommen durften. Wie sie sich in den ersten drei Jahren immer nur einen Tag im Jahr sahen – wenn der Junge aus Ham­born mit der Fuß­ballelf wieder zum Tur­nier ins Schwa­ben­land kam und zwi­schen den Spielen ein biss­chen Zeit hatte, mit ihr im Gras zu plau­dern. Schaf­stall erin­nert sich, wie glück­lich er war, als ein Angebot aus Reut­lingen kam, damit seine Gattin, die Hil­de­gard zwi­schen­zeit­lich geworden war, nach Jahren im düs­teren Pott, end­lich ihre Heimat wie­dersah. Ihr konnte ich das Leben neben der Thyssen-Hütte nicht länger zumuten.“