Obwohl sich Borussia Mönchengladbach noch immer für die Champions League qualifizieren kann, trennt sich der Verein zum Saisonende von Trainer Dieter Hecking. Warum das nur logisch ist.
Lucien Favre ist Schuld. Man könnte auch sagen: Es hängt noch immer alles an diesem 20. September 2015. Dem Tag, an dem der von allen geliebte und geschätzte Schweizer kurzerhand seinen (zuvor schon häufiger angedrohten) Rücktritt als Trainer von Borussia Mönchengladbach bekannt gab.
Ein Rücktritt, der eine Ereigniskette in Gang setzte, die Gladbachs Manager Max Eberl ein Graus sein musste. Denn Borussias wichtigster Angestellter mag es gern ordentlich. Er redet gern von Leitplanken, zwischen denen sich der Klub bewegen müsse. Er hat einen Borussen-Kodex entwickelt, an den es sich zu halten gilt. Unter ihm begann der Verein, die eigene Zukunft akribisch zu planen und tatsächlich auch umzusetzen. Ob in und um das Stadion, ob bei der Aufstellung von Funktionsteams, der Umstrukturierung der Reha-Abteilung oder bei der Weiterentwicklung des Kaders.
Ausgerechnet auf der Position des Cheftrainers jedoch war Eberl entweder gezwungen, zu improvisieren. Oder aber er wurde von den Ereignissen überrollt.
Der auf Favre folgende Interims-Trainer André Schubert hatte prompt Erfolg. Er gewann die ersten sechs Bundesligaspiele allesamt – Bundesligarekord für einen Neuling. Eberl zögerte, die Übergangs- zu einer Dauerlösung zu machen. Doch irgendwann schien er nicht mehr anders zu können. Vielleicht traute er sich nicht, die dann unpopuläre Entscheidung zu fällen. Wahrscheinlich aber war auch er dann überzeugt davon, mit Schubert nachhaltig erfolgreich sein zu können.
Kein billiges Muster
Spätestens im Dezember 2016 war der Zauber verflogen, Schubert musste gehen. Gladbach stand auf Platz 14, nur drei Punkte vor dem Relegationsplatz. Zu wenig für einen Champions-League-Teilnehmer.
Wieder musste Max Eberl improvisieren. Er entschied sich für Dieter Hecking, einen erfahrenen Trainer, der von Abstiegskampf bis Champions League alles erlebt hat. Einen mit Gladbacher Vergangenheit. Einen, der das Gegenteil einer Wundertüte ist. Eher ein Formular.
Unter Hecking stabilisierte sich die Mannschaft, spielte eine starke Rückrunde 2016/17 und qualifizierte sich fast noch für Europa. 2017/18 dann das umgekehrte Bild. Einer guten Hinrunde folgte eine durchwachsene Rückrunde. Doch im Verein war man sich einig, die Gründe dafür ausgemacht zu haben. Die Personalie Dieter Hecking war offenbar keine dieser Gründe.
Stattdessen holte man Rekordtransfer Alassane Pléa, weil ein Spielertyp wie er noch fehlte. Einigte sich darauf, das von Favre eingeführte und fast heilige 4−4−2 einzumotten und fortan auf ein 4−3−3 zu setzen. Werkelte erneut an Physio- und Reha- und medizinischer Abteilung, um die ewige Verletztenmisere endlich in den Griff zu bekommen. Und gab sich nicht dem billigsten Muster hin, einfach alles auf den Trainer zu schieben.