Heute wird Franck Ribery 40 Jahre alt. Mit Arjen Robben bildete er einst das beste Duo der Bundesliga: Über 720 Spiele, über 260 Tore, über 280 Vorlagen. Und Effekte, die darüber hinaus gehen.
Dieser Text erschien erstmals zum Abschied von Franck Ribery und Arjen Robben vom FC Bayern im Mai 2019.
Das südostbayrische Burghausen ist ein Städtchen von 18.000 Einwohnern und stolz auf sein Wahrzeichen, die längste Burg der Welt (1051 Meter). Einige Jahre war es auch von seinen Fußballern angetan. Damals beschäftigt der heimische SV Wacker berühmte Spieler wie den Torwart Uwe Gospodarek, der früher mal beim FC Bayern war, oder den Mittelfeldmozart Thomas Broich, über den sogar ein Film gedreht wurde später, oder den Verteidiger Markus Palionis, der eines Abends genau elf Meter davon entfernt war, das Bayern-Debüt von Franck Ribéry zu vermasseln.
Elf Meter entfernt stand Oliver Kahn, und natürlich stand Kahn nicht einfach da: Kahn kauerte. Auf der Linie, vor dem entscheidenden Schuss, möglicherweise.
So war das am 6. August 2007, einem Montagabendspiel live in der ARD. Am Mittelkreis tigerte Ribéry umher, der Frischling, er hatte seinen Versuch im Elfmeterschießen verwandelt, nachdem Burghausen ein 1:1 erreicht hatte im Pokal. Ribéry ist zu diesem Zeitpunkt ein 24- jähriger Franzose, der gerade für eine Multi-Millionen-Summe aus Marseille verpflichtet wurde und keine Ahnung hat, was er jetzt in dieser Provinz soll. Der keinen Schimmer davon haben kann, was da noch kommen soll.
Die empfindlichen Egos finden einen Nenner
Es ist der Beginn von etwas Großem, nur ahnt es keiner, nicht einmal Kahn, der Palionis‘ Schuss um den Pfosten brüllt. Bayern ist weiter, Wacker nicht, Ribéry ward nie wieder gesehen in Burghausen, er ignorierte auch die längste Burg der Welt. Muss er selber wissen.
Rib ist da. Und Rob wird folgen, später. Zusammen werden sie Rib und Rob sein, ein Duo von beträchtlicher Explosivität, sie werden zu einer Symbiose verschmelzen, in der Rib nicht ohne Rob kann und umgekehrt; allerdings brauchen sie Zeit, um sich aufeinander einzulassen. In den frühen Jahren gibt es Zank und Eifersucht wie in einer Daily Soap, und im April 2012 glaubt Rob, dass es zu viel ist.
Rob heißt eigentlich Arjen Robben und möchte einen Freistoß schießen im Champions-League-Halbfinale des FC Bayern gegen Real Madrid. Ribéry meldet Einwände an, erst verbal, dann, in der Kabine: nicht verbal. Tage danach schimmert Robbens Auge violett. „Ich dachte, das geht nicht, ich kann nicht mehr mit ihm spielen“, wird der Niederländer sagen, als die Sache verjährt ist. Ribéry und Robben sprechen, sie finden einen Nenner, der allen hilft, ihren empfindlichen Egos, speziell dem Verein.
So funktioniert es
Im Sommer 2012 holt der FC Bayern ein Vize-Triple, das in keiner Vitrine unterkommt. Ribéry und Robben nähern sich der 30, haben keinen Champions-League-Pokal in der Vita und erkennen, dass eine Karriere endlich ist. Sie kreieren ein Leitmotiv, Ribéry formuliert es: „Es ist egal, wer das Tor macht. Hier ist nicht der FC Ribéry oder der FC Robben.“
Beide bewahren sich ihren Freigeist, ihre Extravaganz und die ein oder andere Zickigkeit (etwa, als Ribéry dem Bayern-Trainer Carlo Ancelotti sein Trikot vor die Füße pfeffert), begreifen aber, dass sie Stars in der Manege sind – und nicht Zirkusdirektoren. So funktioniert es. „Schade, dass wir am Anfang keine so guten Freunde waren. Heute sind wir richtige Kumpel“, sagt Ribéry.