Wundertüte asiatische Champions League
Das Pulverfass
Seit dieser Woche läuft auch die asiatische Champions League. Mit Underdogs, Prestigeklubs, Altstars aus Europa – und jeder Menge Konflikten. Denn die angespannte Lage im Nahen Osten sorgt immer wieder für Ärger.
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Die AFC Champions League ist hierzulande ungefähr so bekannt wie Manuel Neuers Schuhgröße: Jeder ist sich bewusst, dass es sie gibt, aber außer ein paar Nerds hält sie niemand für wissenswert. Vielleicht sollte man deshalb erst mal erklären, worum es hier geht.
Der Modus
Wie in der europäischen Champions League stehen sich 32 Mannschaften in acht Gruppen aus gegenüber, gespielt wird in Asien und Australien. Weil zwischen manchen Klubs Tausende von Kilometern liegen (zwischen Saudi-Arabien und Australien sind es 12.000 km), treten in vier Gruppen Mannschaften aus dem Nahen Ostens und Vorder- und Zentralasien an, während in den anderen vier Gruppen Teilnehmer aus Australien und Ost- und Südostasien vertreten sind.
Der abwesende Titelverteidiger
Wer in der europäischen Königsklasse die Abwechslung vermisst, der sollte einen Blick auf den Nachbarkontinent werfen, denn dort gab es in den letzten fünf Jahren vier verschiedene Meister. Der Amtierende, Urawa Red Diamonds aus Japan, hat die Qualifikation für dieses Jahr verpasst, ebenso wie Western Sydney Wanderers aus Australien, die 2014 den Pokal gewannen. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass manche Meister nicht den teuersten Kader haben, geschweige denn, die meisten Legionäre: Der Meister von 2016, Jeonbuk Hyundai Motors FC, spielt aktuell mit drei Brasilianern und 33 Südkoreanern, ihr Marktwert liegt auf Rang acht aller Teilnehmer.
Die Stars
Natürlich gibt es durch die Teams aus der chinesischen Super League auch jede Menge Spieler, die in Europa bekannt sind: Shanghai SIPG spielt offensiven Fußball mit den Brasilianern Hulk und Oscar, Guangzhou Evergrande Taobao hat als Sturmspitze Jackson Martinez, der einst beim FC Porto Tore schoss. Chancen auf den Titel rechnet sich auch Tianjin Quanjian aus, denn das Team von Paulo Sousa hat nicht nur Axel Witsel als Dirigent im Mittelfeld, sondern auch Alexandre Pato und Anthony Modeste im Sturm. Quanjian schlug im ersten Gruppenspiel den Underdog Kitchee SC aus Hongkong, bei denen der mittlerweile 37-jährige Diego Forlan seine Karriere ausklingen lässt. - Probleme und Finalspiele
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Die Probleme
In Gruppe A bis D treten Vereine aus Usbekistan, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar, Saudi-Arabien und dem Iran gegeneinander an. Für Aufsehen sorgte im Vorfeld, dass von saudischer Seite gefordert wurde, Spiele gegen katarische Mannschaften auf neutralem Boden in Kuwait auszutragen (die VAE und Saudi-Arabien werfen Katar Terrorunterstützung vor und haben im Zuge dessen ein Handelsembargo über das Emirat verhängt sowie die Grenzen geschlossen). Ein Boykott saudischer Mannschaften wurde angedroht, letztendlich einigten sich beide Seiten und lassen Heimspiele in Katar zu.
Noch zerfahrener ist die Beziehung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien, sodass die Mannschaften der zwei Länder ihre Spiele im Oman austragen. Das ist für die Spieler von dem iranischen Verein Esteghlal FC nichts Neues, wohl aber für ihren Trainer, Winfried Schäfer, der seit Ende letzten Jahres im Amt ist. Unter dem Strich gibt es mindestens vier Partien pro Gruppe, die Konfliktpotenzial haben. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Fußball die Menschen zusammenbringt und niemand die Lunte zum Pulverfass anzündet.
Der Unterschied
In den acht Partien, die bereits absolviert wurden, fielen im Schnitt 3,75 Tore pro Spiel. Anthony Modeste schoss bereits einen Doppelpack, auch Wesley Sneijder war erfolgreich für seinen katarischen Verein Al Gharafa Sports Club. Vielleicht nehmen sich der Ex-Wolfsburger Obafemi Martins (Shanghai Greenland Shenhua, China) und Ex-Hamburger Marcus Berg (Al-Ain FC, VAE) ein Beispiel daran und netzten ebenfalls ein. Auf jeden Fall sollte man sich den 3. und 10. November anstreichen, denn dann findet das statt, was die asiatische Champions League unterscheidet von dem europäischen Pendant: das Final-Hin- und Rückspiel.