Als die Journalisten gestern Abend nach Leeds reisten, dachten sie noch, dass Marcelo Bielsa seinen Rücktritt verkünden würde. Dann kam alles anders – und viel besser.
Was zur Hölle tat er da gerade? Um zwei Uhr nachts vor einer dunklen Tür zu stehen in einem noch dunkleren Ort, der Murphy hieß und im argentinischen Hinterland lag. Normalerweise hielten diese Menschen, die dort lebten, Kettenhunde, die sie bei der erstbesten Gelegenheit auf ungebetene Gäste stürmen ließen. Marcelo Bielsa stand dort, und klopfte trotzdem.
Hatte Leeds spioniert?
Gestern Abend war es unruhig im Pressesaal von Leeds United, dem Tabellenersten der zweiten englischen Liga. Marcelo Bielsa, der Trainer, hatte spontan eine Pressekonferenz einberufen. Und die Menschen vor Ort fürchteten, dass der geniale, aber sprunghafte Argentinier seinen Rücktritt verkünden würde. Dazu hätte es, nach Ansicht einiger Beobachter, wohl schon genügt, wenn Leeds Rechtsverteidiger Luke Ayling im Training einen Fehlpass zu viel gespielt hätte. Oder die umgedrehte Regentonne, auf der Bielsa während der Spiele immer saß, die falsche Farbe hatte. Und dann war da noch die Tatsache, dass Frank Lampard, der Trainer von Derby County, in den letzten Tagen kritisiert hatte, dass einer von Bielsas Mitarbeitern sein Training ausspioniert hatte, ehe sie 0:2 gegen Leeds verloren.
Noch ahnten die Menschen im Pressesaal nicht, was sie in den kommenden 70 Minuten erwarten würde. Was Marcelo Bielsa ihnen in 3.000 Wörtern verdeutlichen würde.
„Was ich getan habe, ist nicht illegal“
Denn ja, Bielsa hatte tatsächlich das Training von Derby County ausspionieren lassen. Und um das zu erklären, lud er die gesamte Presse Großbritanniens zu einem Vortrag ein, der schon über Nacht einen Legendenstatus erhielt. „Es geht um den Spionagefall“, sagte Bielsa, „Ich habe bereits gesagt, dass ich der einzige war, der für diese Situation verantwortlich ist. Die Person, die das getan hat, ist meinen Befehlen gefolgt und ich bin der einzige Verantwortliche.“ Gleich danach gab er zu, dass seine Mitarbeiter die Trainingseinheiten jedes Gegners beobachten würde.
Doch wer glaubte, dass Bielsa sich nun entschuldigen würde, lag falsch. Bielsa wollte erklären, warum er all das tat. „Was ich getan habe, ist nicht illegal. Wir können darüber diskutieren, aber es ist kein Verstoß gegen das Gesetz.“ Und zumindest in dieser Sache muss er es wissen.