Kurz vor dem Anpfiff kniete die gesamte Mannschaft von Hertha BSC. Eine Solidarisierung mit amerikanischen Athleten. Und eine Aktion, die die Debatte um Diskriminierung auch hierzulande vorantreiben könnte.
Gewisse Vergleiche sollte man nicht übers Knie brechen, und trotzdem: Statistiker haben berechnet, dass das Knie die empfindlichste Körperstelle eines Fußballers ist. In 18 Prozent aller Fälle war es in der vergangenen Saison eine Verletzung am Knie, die den Einsatz eines Bundesligaprofis verhinderte. Der zweithöchste Wert nach Verletzungen am Oberschenkel. Gemessen auf die Ausfallzeit ist das Knie sogar Spitzenreiter: 30 Prozent aller Krankentage sind auf diese Körperregion zurückzuführen.
Denn wenn das Kreuzband oder eine Sehne oder der Meniskus erst einmal in Mitleidenschaft gezogen wurden, beginnt der Teufelskreis. Das Knie wird nie wieder so stabil wie zuvor. Vielleicht füllt es sich mit Wasser, die Kniescheibe entzündet sich oder das Gelenk leidet an Arthrose – die Langzeitfolgen können gravierend sein. Das Knie ist eine sehr sensible Stelle.
Berlin ist bunt!
Gestern um 15.30 Uhr war das allen Spielern und Verantwortlichen von Hertha BSC ziemlich egal. Sie knieten. Alle zusammen. Und trafen damit einen empfindlichen Nerv.
Es war nur ein kleiner Moment, als die Startelf vor dem Mittelkreis hinkniete und es ihr die komplette Bank der Berliner gleichtat. Als wäre eine Schweigeminute mit niemandem abgesprochen worden, denn im Hintergrund sang sich die Ostkurve noch warm. Wer nicht aufpasste, hatte das Bild auf dem Rasen schon verpasst.
„Berlin ist bunt! Hertha BSC steht für Vielfalt und gegen Gewalt! Aus diesem Grund schließen wir uns dem Protest der amerikanischen Athleten an und setzen ein Zeichen gegen Diskriminierung. Für ein Berlin, das auch in Zukunft weltoffen ist!“
Im Zeichen Colin Kaepernicks
So schallte es aus den Lautsprechern. Keine weitere Erklärung, keine Handzettel, nur ein paar Fotos auf den Social-Media-Kanälen des Vereins.
Hertha BSC solidarisierte sich mit den Athleten aus den USA. Jenen, die sich dem Protest des NFL-Quarterbacks Colin Kaepernick angeschlossen haben und jede Woche während der US-Hymne auf die Knie gehen. Es ist eine heftige Debatte, um einen Protest, der sich in erster Linie nicht gegen Präsident Donald Trump richtet, sondern mit der Erschießung farbiger US-Bürger durch Polizisten begonnen hatte und sich mittlerweile als ein Protest gegen Rassendiskriminierung interpretieren lässt.