Same procedure as every year: Kaum gewinnt die eigene Mannschaft zwei Testspiele in Folge, reagiert der Fan euphorisch und träumt von der Schale. Warum ist das so?
Wir Fußballfans lassen uns leichter verführen als ein frisch geschiedener 40-Jähriger. Wir wissen ganz genau, dass unsere Mannschaft in der kommenden Saison nichts reißen wird. Der ideenlose Trainer ist immer noch da, Geld ist nicht vorhanden, der Kader hat sich nur dahingehend verändert, dass die einzigen Lichtblicke für Peanuts verkauft worden sind – und dann gewinnt unsere Truppe plötzlich mit 3:0 gegen, sagen wir, den FC Chelsea. Und wir? Finden plötzlich, dass der ideenlose Trainer schon immer gute Ideen hatte, für die Umsetzung aber einfach Zeit gebraucht hat. Geld hat uns eh noch nie interessiert. Und die Abgänge waren dringend nötig, um den festgefahrenen Kader mal wieder frei atmen zu lassen.
Abwehr schlecht? Mittelfeld ideenlos? Stürmer blind? Testspielsieg!
Warum ist das so? Warum werden auf beiden Augen blind, wenn es um Testspielsiege in der Vorbereitung geht? Wo wir doch wissen, dass der FC Chelsea unsere Mannschaft in neun von zehn Pflichtspielen verkloppen würde? Das schäbig erschummelte Unentschieden mal ausgenommen. Warum vergessen wir all den jahrelang gesammelten Hass auf den angeblich so talentierten Flügelstürmer und meinen nach einem einzigen gelungenen Solo im Testspiel, jetzt endlich das wahre Ich des so lange verborgenen Talents zu Gesicht zu bekommen? Die Abwehr war in der Vorsaison eine Voll-Katastrophe? Das Mittelfeld so engagiert wie ein kiffender Erstsemester? Für die Stürmer wäre selbst der Scheunentor-Vergleich noch geschmeichelt? 3:0! Gegen den FC Chelsea!