Die größte Entdeckung der WM heißt Zlatko Dalic. Im Oktober 2017 übernahm er eine verunsicherte kroatische Nationalelf – neun Monate später führte er sie ins Endspiel der WM.
Pyry Soiri ist kein besonders guter Fußballer. Momentan spielt der 23-jährige Finne für den weißrussischen Klub Shakhtyor Soligorsk. Trotzdem hätte es Kroatien ohne ihn vermutlich nie bis ins WM-Finale geschafft, vielleicht sogar nicht mal zur WM.
Am 6. Oktober 2017 spielte Soiri mit der finnischen Nationalelf gegen Kroatien. Es war der vorletzte Spieltag der WM-Qualifikation, in der 80. Minute kam er ins Spiel, es war sein Länderspieldebüt. In der 90. Minute traf er zum 1:1. Football, bloody hell!
Mittelschwere Katastophe
Für die Finnen war das Tor unwichtig, sie hatten die WM-Teilnahme lange schon verspielt. Für die Kroaten hingegen bedeutete es eine mittelschwere Katastrophe, sie hatten sich regelrecht durch die Qualifikation gequält und zuvor schon gegen die Türkei und Island verloren, Platz eins war dahin. Um sich wenigstens in einem Play-off-Spiel qualifizieren zu können, mussten sie im letzten Spiel in Kiew gegen die Ukraine punkten. Aber wer glaubte noch dran? In Kroatien niemand. Quasi über Nacht entließ Verbandspräsident Davor Suker den erfolglosen Trainer Ante Cacic und präsentierte als Nachfolger mit Zlatko Dalic einen Mann, von dem die meisten nie zuvor gehört hatten. Auf die kritischen Nachfragen, sagte Suker nur: „Er ist Kroate und verdient eine Chance. Lasst uns ihm Glück wünschen.“
Neun Monate liegen ihm die Menschen in Kroatien zu Füßen, er ist eine Art Nationalheld. Wo kam er plötzlich her? Und wie um alles in der Welt machte er aus einem Haufen Einzelspieler, die in zehn Qualifikationsspielen nur 15 Tore erzielt hatten, eine Fußballmannschaft, die das WM-Finale erreichen konnte? Wer ist dieser Wundertrainer?
Keine große Bühne
Dalic ist 51 Jahre und kein Neuling mehr im Geschäft. Aber auf der großen Bühne des Weltfußballs war er vor dieser WM weder als Profi noch als Trainer tätig. Als Spieler war er längste Zeit für NK Varazdin aktiv, im Ausland spielte er nur für Velez Mostar aus Bosnien. Als Trainer arbeitete er zuletzt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mit dem al Ain Club zog er immerhin ins Finale der AFC Champions League ein, wo das Team aber gegen Jeonbuk Hyundai Motors aus Südkorea unterlag. Sein deutscher Wikipedia-Eintrag ist kürzer als der von Vladimir Vasilj, dem dritten Torhüter Kroatiens bei der WM 2002.