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Es war ein trau­riger Nach­mittag am 16. April im Sta­dion des SC Bastia. Zum Heulen“, schrieb später die L’equipe. Olym­pique Lyon war zu Gast, haus­hoher Favorit gegen einen Gast­geber, der knie­tief im Schla­massel und Abstiegs­kampf steckte. Punkte, die hätte Bastia drin­gend benö­tigt. Wir werden spielen, und das haben Sie mir zu ver­danken“, hatte Lyons Prä­si­denten Jean-Michel Aulas seinem Amts­kol­legen aus Bastia kurz vor dem Anpfiff geschworen. Warum das über­haupt zur Debatte stand? Kurz zuvor hatten 50 schwarz beklei­dete Bastia-Anhänger die Spieler von Olym­pique Lyon, die sich gerade auf­wärmten, wieder in die Kabine geschickt. Mit Schlägen. Und mit Tritten.

Affen­laute gegen Balotelli

Dort, im glei­chen Sta­dion, war nur wenige Wochen zuvor Mario Balotelli über 90 Minuten von ras­sis­ti­schen Affen­lauten begleitet worden. Ist Ras­sismus in Frank­reich legal? Oder nur in Bastia?“, hatte der Stürmer nach dem Spiel gefragt. Bas­tias Ver­eins­ver­ant­wort­liche konnten sich danach nicht daran erin­nern, auch nur einen Ton gehört zu haben. Sie stellten sich im wahrsten Sinne taub. Trotzdem musste der Verein seine Tri­büne für drei Spiele sperren.

Gegen Lyon waren die Fans wieder da. Und irgendwie war es Lyons Prä­si­dent Aulas gelungen, seine Spieler zu moti­vieren, doch noch anzu­treten. Der Halb­zeit­stand: 0:0. Damit hätte Bastia leben können. Nur: Bas­tias Fans sahen das ganz anders, stürmten mit dem Halb­zeit­pfiff erneut den Platz und schlugen auf Lyons Tor­wart Anthony Lopes ein. Unter den Gewält­tä­tern war auch Anthony Ago­s­tini, der Sicher­heits­di­rektor des SC Bastia.

Kor­sika, das ist die Heimat Napo­leon Bona­partes, der, wie er sagte die Insel allein an ihrem Geruch erkennen konnte. Lavendel, Zist­rose und Erd­beer­bäume. Es riecht nach Sommer und Unab­hän­gig­keit, die die Korsen in jedem Jahr­hun­dert aufs Neue von Frank­reich ein­for­derten – und nie wirk­lich erhielten. Und mit­ten­drin liegt der SC Bastia, der unfairste Verein der ver­gan­genen Saison, dessen Spieler sich ins­ge­samt 13 Platz­ver­weise ein­han­delten. Zwei davon allein im Hin­spiel gegen Lyon. Aus Sicht des Klubs, weil der fran­zö­si­sche Schieds­richter den kor­si­schen Verein büßen lassen würde. Trainer Fran­çois Cic­co­lini erklärte zur anste­henden Ver­hand­lung der Sperren seiner Spieler nur: Man wird schon zu uns kommen müssen. Denn das wird sich nach gewohnter Manier regeln, unter Män­nern, unter Korsen“.

Ein tiefer Seufzer

Unter Korsen, so hatten die Fans auch den Abstiegs­kampf regeln wollen. Aber Lyon gehört nicht zu Kor­sika. Dass sich Olym­pi­ques Spieler wei­gerten, zurück auf den Platz zu laufen, wun­derte also nie­manden. Auch nicht, dass ein erleich­terter Seufzer durch die Liga ging, als Bastia nach dem letzten Spieltag als Tabel­len­letzter end­lich abstieg. Doch für die Korsen begann das eigent­liche Drama erst jetzt.