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Das Wappen eines Ver­eins verrät mit­unter einiges über dessen Seele. Der FC Her­mann­stadt aus der rumä­ni­schen 150.000-Einwohner-Stadt Sibiu trägt vor allem zwei Dinge in seinem roten Rit­ter­schild spa­zieren: den zackig-teu­to­ni­schen Klub­namen und das Grün­dungs­datum: 2015. Deutsch, neu und irgendwie anders – diese Eigen­schaften sind gerade gerade ziem­lich hipp in Rumä­nien, seit der deutsch­stäm­mige Staats­prä­si­dent Klaus Johannis sich auf­ge­macht hat, die all­ge­gen­wär­tige Kor­rup­tion im Land zu bekämpfen und es in eine bes­sere Zukunft zu führen. Der FC Her­mann­stadt will diesen Weg mit­gehen und dazu bei­tragen, den skandal-gebeu­telten rumä­ni­schen Fuß­ball zu bekehren und inter­na­tional kon­kur­renz­fähig zu machen. Beides ist mehr als schwierig, aber nicht unmög­lich, wie der jüngste sport­liche Erfolg des Ver­eins beweist. 

An diesem Sonntag soll es end­gültig so weit sein: Der desi­gnierte Auf­steiger FC Her­mann­stadt will in die 1. rumä­ni­sche Liga ein­ziehen. Dann hätte der Sen­sa­ti­ons­klub aus der Region Sie­ben­bürgen den dritten Auf­stieg in Folge gemeis­tert, seit er als Nach­folger des unge­liebten und 2012 auf­ge­lösten Sozia­listen-Klubs“ Vointa Sibiu gegründet wurde. Die Väter des neuen Ver­eins ver­zich­teten bewusst auf nament­liche oder farb­liche Bezüge zum Vor­gänger, denn der FC Her­mann­stadt sollte etwas ganz anderes sein: ein Klub ohne Politik und Miss­wirt­schaft, seriös geführt, ohne Kor­rup­tion und Affären.

Sachsen, die keine Sachsen sind

Wir haben in Sibiu Geschichte geschrieben und mein Ziel ist es nun, uns in der ersten Liga zu halten“, erklärt Teodor Birt, der Prä­si­dent des FC Her­mann­stadt, der zudem als erster Zweit­li­gist seit 36 Jahren im rumä­ni­schen Pokal­fi­nale steht. Große finan­zi­elle Aben­teuer will Birt künftig nicht ein­gehen, statt­dessen lieber mit jungen Talenten aus der Region erfolg­reich sein: Ich möchte die Fehler nicht machen, die von anderen Auf­stei­gern begangen wurden. Sicher­lich werden wir auch in der ersten Liga nur rumä­ni­sche Spieler beschäf­tigen.“

Seinen deut­schen Namen aber wird der Klub behalten – aus gutem Grund: Zum einen hieß die Stadt Sibiu früher wirk­lich Her­mann­stadt, denn sie war von deutsch­stäm­migen Sied­lern gegründet worden. Zum zweiten soll der FCH ein Verein für alle Men­schen aus der Stadt und der Umge­bung sein – für die rumä­ni­sche Mehr­heit und die wenigen noch dort lebenden Sie­ben­bürger Sachsen“, die eigent­lich gar keine Sachsen sind. Ihre Vor­fahren waren ab dem 12. Jahr­hun­dert als Fach­kräfte aus dem Mosel-Raum nach Rumä­nien ein­ge­wan­dert und hatten dort über Jahr­hun­derte ihre eigene Kultur und Sprache gepflegt. Erst wäh­rend der kom­mu­nis­ti­schen Dik­tatur nach dem 2. Welt­krieg emi­grierten die meisten von ihnen nach Deutsch­land oder nach Öster­reich.