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Werner Salot, wie groß ist der Ver­dienst von Adi Dassler am deut­schen WM-Gewinn 1954?

Wäh­rend die deut­sche Elf im Finale mit Schraub­stollen auf­lief, spielten die Ungarn mit Stollen, die an Metall­platten befes­tigt waren. Daraus ergab sich sicher­lichein erheb­li­cher Vor­teil für die deut­sche Mann­schaft – gerade auf dem nassen Unter­grund. Lange Zeit glaubten die Leute aller­dings, Adi Dassler hätte diese Schraub­stollen erfunden und sei somit einer der Väter des Erfolges. Ich will die Leis­tung des Mannes auf keinen Fall schmä­lern, Fakt ist aber: Mit der Erfin­dung und Ent­wick­lung der Schraub­stollen hatte Adi Dassler rein gar nichts zu tun. Dies­be­züg­lich war er



Sie haben nach­ge­wiesen, dass Ihr Vater, Alex­ander Salot, der Erfinder der Schraub­stollen ist, mit denen 1954 und auch in den kom­menden Jahr­zehnten gespielt wurde.

In Bremen-Blu­men­thal, dort wo wir her­kommen, wussten die Leute schon immer, dass mein Vater der Erfinder ist. Der Blu­men­thaler Sport­verein hat ja schon in den Jahren 1947 und 1948 mit den Schraub­stollen meines Vaters gespielt. Allein, ich konnte es nie beweisen. Bis 2008 musste ich es zäh­ne­knir­schend zur Kenntnis nehmen, wenn Adi Dassler mal wieder als Erfinder der Schraub­stollen gefeiert wurde.

Was geschah dann?

Vor zwei Jahren erhielt ich einen Hin­weis, dass eine Patent­schrift über die Schraub­stol­len­er­fin­dung exi­siert. Dazu muss man sagen, dass ver­schie­dene Patent­schriften exi­si­teren. So gab es etwa schon 1925 Ver­suche, Schraub­stollen zu ent­wi­ckeln – diese waren aber nicht pra­xis­reif. Der Hin­weis, den ich 2008 bekam, bezog sich ohne Zweifel auf das Patent meines Vaters. Dieses besitze ich heute. Es ist datiert auf den 30. August 1949, das Patent wurde am 9. August 1951 erteilt.

Was hatten die Schuhe Ihres Vaters, was den vorigen Modelle fehlte?

Die Modelle meines Vaters hatten Gewinde und den Gegenpol in die Sohle inte­griert. Zuvor war es üblich, Eisen­platten oder ähn­li­ches in die Sohle zu legen. Für meinen Vater war es außerdem wichtig, dass die Schuhe ein geringes Gewicht haben. Zum Ver­gleich: 1949 wogen die Schuhe meines Vaters zwi­schen 330 und 350 Gramm, je nach Größe. Das ist inter­es­sant vor dem Hin­ter­grund, dass Adidas stets behaup­tete, ihre Schuhe wären 1954 die leich­testen, die es bis dato je gegegen hätten – diese wogen aller­dings 450 Gramm. 

Ihr Vater hatte seine Idee schon lange zuvor.

Mein Vater war Schuh­ma­cher, er legte seine Gesel­len­prü­fung 1925 ab, spielte selber beim Blu­men­thaler SV und war dort beauf­tragt, die Schuhe seiner Mit­spieler zu pflegen und zu warten. Wenn er die Schuhe aber drei oder vier Mal mit Stollen gena­gelt hatte, war die Sohle hin­über. So ent­wi­ckelte er Ende der zwan­ziger Jahre die Idee mit den Schraub­stollen.

Dann kamen Hitler, der Krieg…

…und mein Vater legte die Idee auf Eis. Doch direkt nach dem Krieg ging es wieder los. Im Juni 1945, einen Monat nach Kriegs­ende, machte er sich selbst­ständig. Ende der Vier­ziger hatte er sogar einen Mit­ar­beiter, und ich half nach der Schule aus. Anfangs pro­du­zierten wir Schuhe und Stollen in unserer Wasch­küche, später in einem kleinen Gar­ten­haus, das ein befreun­deter Tischler gebaut hatte. Unser Werk­zeug: Eine Näh­ma­schine, eine Aus­putz­ma­schine, Nägel und Pressen.

Fer­tigte Ihr Vater 1950 nur für Blu­men­thaler Spieler an?

Nein, 1950 hatte er längst einige Natio­nal­spieler als Kunden, Her­bert Bur­denski etwa. Und 1950 träumte er davon, dass in den nächsten Jahren einige eng­li­sche Klubs und sämt­liche Ober­li­gisten mit seinen Schuhen spielen würden (dies­be­züg­lich berich­tete auch der Spiegel“ über Salots Erfin­dung. Die Geschichte trug den Titel Mit Gewinde“, Anm. d. Red.).

Georg Knöpfle vom HSV soll die Stollen und das geringe Gewicht der Schuhe gelobt haben.


1952 standen aber zwei Herren vor unserer Tür. Einer gab sich als Anwalt aus. Beide for­derten, dass mein Vater seine Pro­duk­tion ein­stellt. Ihr Argeu­ment: Er besitze ja gar kein Patent.

Er besaß doch eines.

Das wusste er aber nicht. Mein Vater hatte die Patent­an­mel­dung ein­ge­reicht, aber nie geprüft, ob sie tatä­sch­lich ange­nommen wurde. Wissen Sie, wir lebten im Norden von Bremen, sehr pro­vin­ziell, da konnte man nicht mal eben in die große Stadt reisen und fragen, ob Doku­mente geneh­migt wurden. Er hatte es scheinbar auf die lange Bank geschoben…

Waren die Herren von Adidas?


Das weiß ich nicht. Ich kenne auch den genauen Wort­laut des Gesprächs nicht. Ich weiß nur, dass mein Vater die Pro­duk­tion der Schraub­stollen nach diesem Besuch ein­stellte. Er sah keine Chance mehr. Auch weil Adidas immer größer wurde.

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Die Geschichte vom Blu­men­thaler Schuh­ma­cher Alex­ander Salot findet ihr im 11FREUNDE SPE­ZIAL Das waren die Fünf­ziger“. Ab heute im Handel.