Mit 18 jagte ihn halb Europa. Mit 24 war er der Depp vom Dienst. Inzwischen ist Marko Arnautovic wieder oben auf. Aus gutem Grund.
Fast wäre Marko Arnautovic beim FC Schalke gelandet. Und so merkwürdig das klingt bei einem Verein, der beständig für Unbeständigkeit steht: Vermutlich hätte sich zumindest Österreichs Nationalspieler dadurch eine Menge Ärger erspart. Dass Arnautovic dann doch nicht ins Ruhrgebiet wechselte lag vor allem an dem Mann, der ihn überhaupt erst zu einem der begehrtesten Talente Europas gemacht hatte, damals, im Frühjahr 2009: Fred Rutten.
Denn der Holländer war es, der den jungen Arnautovic beim FC Twente in die erste Mannschaft holte, ihn dort mit 17 debütieren ließ. Seinen ersten Spitznamen hatte er da längst weg: „Der neue Zlatan Ibrahimovic“. Die Trefferquoten und Erzählungen über seine Fähigkeiten eilten ihm voraus. Für die Nachwuchsmannschaft des FC Twente absolvierte er alles in allem 32 Spiele, in denen er 27 Tore erzielte und die er als überragende Figur des Wettbewerbs zur Meisterschaft führte.
Wettbieten zwischen Chelsea und Inter
Nicht schlecht für einen, dem sie in der Wiener Heimat nicht allzu viel zugetraut hatten, als er sie 2006 Richtung Holland verließ. Und sie hatten ja auch allen Grund zur Skepsis. Schließlich konnte Arnautovic in Österreichs Hauptstadt nie so richtig Fuß fassen. Er tingelte von seinem Heimatverein, dem Floridsdorfer AC zu Austria Wien, dann zu First Vienna, nur um sich erneut bei Austria und schließlich auch bei Rapid zu versuchen. Erfolglos. Da kam der Ruf aus der holländischen Provinz nur allzu gelegen.
Und auch nachdem Fred Rutten sich in Richtung Schalke 04 verabschiedet, geht es für Arnautovic weiter steil bergauf. Unter dem neuen Trainer Steve McClaren ist er in der Saison 2008/09 nicht mehr aus der Stammelf wegzudenken. Zusammen mit Eljero Elia bildet er eine Flügelzange, die der Eredivisie das Fürchten lehrt. Twente wird überraschend Vizemeister und Arnautovic zum heißen Eisen auf dem Transfermarkt. Nachdem sich ein Wechsel zu Fred Rutten und dem FC Schalke zerschlägt, weil der Holländer im März 2009 von Mike Büskens abgelöst wird, sind es im folgenden Sommer vor allem der FC Chelsea und Inter Mailand, die um Arnautovic buhlen.
Und ziemlich genau zu dieser Zeit fängt der ganze Mist an.
Noch im März 2009 schreibt Arnautovic erstmals negative Schlagzeilen. Willem II Tilburgs dunkelhäutiger Spieler Ibrahim Kargbo behauptet, während eines Spiels rassistisch beleidigt worden zu sein. Arnautovic streitet ab, das Verfahren wird eingestellt. Doch wie es eben so ist: Irgendwas, und sei es nur ein „Da war doch mal was“, bleibt immer haften.
„Charakter eines Kindes“
Dazu gesellt sich eine Verletzung zum ungünstigsten Zeitpunkt. Chelsea scheint das Rennen gemacht zu haben, ist bereit, zwölf Millionen Euro auszugeben für den inzwischen 20 Jahre alten Flügelflitzer. Doch beim Medizin-Check stellen die Ärzte eine Stressfraktur im Mittelfuß fest. Der Klub nimmt von einer Verpflichtung Abstand. Und auch Inter ist nun vorsichtig geworden, leiht ihn aber immerhin noch aus.
In Italien bekommt Arnautovic kaum ein Bein auf den Boden. Dank der Verletzung verpasst er die Vorbereitung fast komplett. Zudem kommt er mit Trainer Mourinho nicht zurecht. Der Portugiese bescheinigt ihm den „Charakter eines Kindes“. Denn mal kommt Arnautovic zu spät zum Training. Dann wieder vier Stunden zu früh. Und ganz nebenbei ist die Konkurrenz nicht gerade ohne. Immerhin gewinnt das Team in diesem Jahr die Champions League. Die Anteil Arnautovics daran könnte selbst ein Kind aufsummieren: Null Spielminuten.