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Es ist spä­tes­tens seit Nick Hornby die hei­lige Pflicht junger Väter: Das Kind mit ins Sta­dion zu nehmen. Ihm die fas­zi­nie­rende Welt des Fuß­balls näher­zu­bringen. In seinem kleinen Herzen womög­lich die Flamme der Lei­den­schaft zu ent­zünden. Unzäh­lige Autoren haben seither den gemein­samen Sta­di­on­be­such mit dem Nach­wuchs roman­tisch ver­klärt, so wie in ame­ri­ka­ni­schen Filmen ver­läss­lich irgend­wann Vater und Sohn beim gemein­samen Bas­ket­ball vor dem Haus zuein­an­der­finden („Lass uns ein paar Bälle spielen, Junge“). Es sei ihnen ver­ziehen. Sie waren ja nie im Fami­li­en­block.

Denn in der Rea­lität ist der Besuch von Bun­des­li­ga­sta­dien mit dem noch nicht schul­pflich­tigen Nach­wuchs an der Hand schlicht Horror in Tüten. Kein Vater, der nach einem sams­täg­li­chen Aus­flug ins Sta­dion nicht zu Tode erschöpft in die hei­mi­sche Sofa­land­schaft sinkt und beschließt, den Sohn erst dann wieder mit­zu­nehmen, wenn er alt genug ist, sich den ört­li­chen Ultra­gruppen als Nach­wuchs anzu­dienen.

Ver­spre­chungen, die man bitter bereuen wird

Schon die Anreise ist eine echte Prü­fung für Körper und Geist. Natür­lich will der Vater dem Kind nicht zumuten, wie beim letzten Mal in der völlig über­füllten U‑Bahn von aus­wär­tigen Anhän­gern mit­ge­teilt zu bekommen, dass es wahl­weise unter Brü­cken schlafe oder in der Bahn­hofs­mis­sion. Also juckelt die Rumpf­fa­milie im eigenen Wagen zum Sta­dion. Das Anziehen des Kindes hat aller­dings deut­lich länger gedauert als geplant, also ist man viel zu spät dran und muss das Auto etwa zehn Kilo­meter ent­fernt vom Sta­dion parken. Die Stim­mung auf dem Fuß­marsch ist derart mies, dass der Vater kurz­zeitig erwägt, ein­zelne Mit­glieder der Expe­di­tion zurück­zu­lassen. Nach etwa einem Kilo­meter greint der Sohn bereits so stei­ner­wei­chend, dass Pas­santen über eine Kin­des­ent­füh­rung spe­ku­lieren. Nach drei Kilo­me­tern will er getragen werden, nach sieben Kilo­me­tern flüchtet sich der Vater in bizarre Not­lügen („Direkt hinter der Ecke ist die Roll­treppe zum Sta­dion!“) und Ver­spre­chungen, die er noch bitter bereuen wird. Aber dazu später.

Vor den Ein­tritt ins Sta­dion haben die Götter die Kar­ten­kon­trolle gestellt. Nach einer halben Stunde lang­samen Vor­rü­ckens in der Schlange steht man end­lich am Gitter, was bei Erwach­senen ohnehin schon ungute Gefühle erzeugt. Es ist schließ­lich noch nicht allzu lange her, dass sie sich selbst mit eigen­händig ver­län­gertem Schü­ler­aus­weis ermä­ßigte Tickets ergau­nert haben. Nun aber sorgt der Sohn für eine außer­plan­mä­ßige Stre­cken­sper­rung, weil er sein Ticket ver­kehrt herum ins elek­tro­ni­sche Lese­gerät stopft, das dar­aufhin aus­fällt, was wie­derum Pogrom­stim­mung bei den War­tenden aus­löst, die sich auch nicht dadurch ver­bes­sert, dass der Sohn anschlie­ßend die Durch­su­chung durch den Ordner ver­wei­gert, was wie­derum ver­ständ­lich ist, weil der Ordner aus­sieht, als wolle er den Sohn auf mit­ge­brachte Marsch­flug­körper unter­su­chen, wäh­rend nebenan drei Jung­spunde mit der Jah­res­pro­duk­tion einer chi­ne­si­schen Feu­er­werks­fa­brik durch­ge­wunken werden, worauf aller­dings nie­mand achtet, weil alle gerade erstaunt dem Sohn dabei zusehen, wie er mit einer Kör­per­täu­schung die Ord­ner­kette durch­bricht.