Äußerst kritisch nahmen die Fans des VfB Stuttgart den neuen Trainer Tayfun Korkut auf. Zeit, Druck vom Polemik-Kessel zu nehmen und zu schauen, wofür der neue Mann steht und wie das bei seinem Debüt in Wolfsburg spielerisch aussah. Und das macht durchaus Hoffnung.
Es gibt Trainern, denen eilt ein gewisser Ruf voraus: der Ruf, eine bestimmte Art Fußball spielen zu lassen. Pep Guardiola? Viel Ballbesitz. Roger Schmidt? Gegenpressing über alles. Pal Dardai? Kontrollierte Offensive aus einer sicheren Defensive.
Und Tayfun Korkut? Viele Fans des VfB Stuttgart reagierten missmutig, da der gebürtige Stuttgarter als neuer Trainer des VfB Stuttgart vorgestellt wurde. Ein Grund dürfte sein, dass Korkut trotz mehrerer Stationen in der ersten und zweiten Liga kein wirkliches Profil entwickelt hat. Korkut ist ein Trainerphantom, es ist schwer, ihn auf einen bestimmten Stil festzulegen. Und solch einem Trainer soll der VfB die wichtige Mission Klassenerhalt anvertrauen? Viele Fans zweifeln.
Anhänger des 4 – 2‑3 – 1‑Systems
Doch auch wenn der Trainer Korkut der Öffentlichkeit eher unbekannt ist: Es gibt ihn, den Korkut-Fußball — nur ist dieser weder spektakulär noch sticht er aus der Masse an Bundesliga-Trainern hervor. Korkut ist ein pragmatischer Trainer, der seine Taktik an die realistischen Möglichkeiten des Kaders anpasst.
Bei all seinen Stationen war Korkut ein Anhänger der klassischen Viererkette. Korkut ließ seine Teams zumeist in einem 4−2−3−1 oder 4−4−2 agieren, abhängig davon, ob er einen oder zwei Stürmer zur Verfügung hat. Korkut ist eher nicht bekannt für taktische Spielereien wie ständige Systemwechsel oder ausgefallene Machtpläne.
Somit ist auch der Korkut-Fußball unspektakulär: Im Vordergrund steht eine solide Defensive. Bei Ballbesitz soll der Ball zunächst gesichert werden. Korkut-Teams bauen langsam, fast schon behäbig auf, bis sich die Lücke in der gegnerischen Verteidigung auftut. Daher spielen die Innenverteidiger eine große Rolle im Spielaufbau; der Ball läuft vergleichsweise lang in der eigenen Viererkette.
Anfangsphase gegen Wolfsburg misslingt
Im ersten Spiel gegen den VfL Wolfsburg griff Korkut gleich auf sein favorisiertes 4 – 2‑3 – 1‑System zurück. Klare Abläufe sollten das Spiel prägen: Christian Gentner unterstützte als Zehner Mario Gomez im Pressing. Linksaußen Erik Thommy rückte weit in die Mitte ein, während Rechtsaußen Anastasios Donis an der Außenlinie klebte. Stuttgarts Spiel hatte damit ein Ungleichgewicht auf beiden Flügeln, das ganz typisch ist für Korkut-Mannschaften.
Es waren allerdings die Wolfsburger, die erste Akzente im Spiel nach vorne setzten. Gegen Wolfsburgs aggressives Pressing konnten Stuttgarts Innenverteidiger den Ball nicht zirkulieren lassen, wie es Korkut vorschwebte. Die Wolfsburger eroberten den Ball früh, während Stuttgart sich mangels Pressing weit nach hinten drängen ließ.