Alles sollte anders werden bei Schalke in dieser Saison. Doch nach zwei Spieltagen fällt das Fazit aus wie in der vergangenen Saison: Defensive hui, Spielgestaltung pfui.
Es gehört zur Saisonvorbereitung wie Bundesliga-Vorschauhefte und Transfergerüchte: Jedes Jahr auf’s Neue soll alles anders werden auf Schalke. „In diesem Jahr, da greifen wir an!“, hoffen die Fans. In diesem Jahr hatte man vor der Saison das Gefühl, dass diese Hoffnung tatsächlich begründet ist: Mit Domenico Tedesco präsentierte Christian Heidel einen jungen, unverbrauchten Trainer. Ein Wunderknabe wie Julian Nagelsmann, so die Hoffnung.
Nun verlor Schalke am Wochenende das erste Pflichtspiel unter dem neuen Trainer. 0:1 hieß es gegen den Aufsteiger aus Hannover. Und die alten Zweifel sind wieder da. Wie gut ist Tedesco wirklich? Hat sich auf Schalke überhaupt etwas verändert? Und wann stellt man die alten Probleme ab Was funktioniert – und was noch nicht?
1. Neue Formation: 3−4−3
Die augenscheinlichste Neuerung unter Tedesco betrifft das taktische System: Der neue Trainer hat aus Aue sein 3 – 4‑3-System mitgebracht. Defensiv kann dies zu einem 5−2−3 werden, wenn sich die Außenverteidiger fallen lassen.
Auffällig ist, wie zentrumslastig Schalkes Spieler dieses System interpretieren: Die beiden Außenstürmer rücken weit in die Mitte, überladen damit das Zentrum. Die Flügel beackern ausschließlich die Außenverteidiger – und selbst diese rücken ab und an ins Zentrum ein. Nur im Spielaufbau besetzt Schalke die Breite, vorne suchen sie über das Zentrum den Weg in die Spitze. Dies führt uns direkt zur zweiten Neuerung:
2. Schalke überspielt das Mittelfeld
Schalkes Dreierkette ist für die Ballzirkulation zuständig. Diese werden von Sechser Nabil Bentaleb unterstützt, sollen aber grundsätzlich eigenständig das Spiel eröffnen. Durch die spärliche Besetzung des Mittelfeldzentrums – Bentaleb steht tief, sein Partner Leon Goretzka rückt vor – versucht Schalke, direkt aus der Abwehr den Ball in die Spitze zu spielen.
Gegen Leipzig äußerte sich diese Spieleröffnung in Form von zahlreichen Diagonalbällen. Gegen Hannovers aggressives, mannorientiertes Pressing spielte Schalke viele lange Bälle in die Spitze. In beiden Varianten wird das Spiel direkt nach vorne getragen.
3. Mehr Variabilität gegen den Ball
Im Spiel gegen den Ball erkennt man bereits deutlich, dass Tedesco seiner Mannschaft mehr Variabilität einimpfen will. Passive Phasen, in denen sich Schalke im 5−4−1 zurückzieht, wechseln sich ab mit aggressiven Phasen, in denen Schalke im 3−4−3 stört.
Durch ihr enges System können sie besonders den Raum im Zentrum gut kontrollieren. Die offensive Dreierreihe steht eng, lenkt den Gegner raus auf den Flügel. Was gegen Leipzigs ebenfalls zentrumslastiges System funktionierte, scheiterte jedoch gegen Hannover. Die 96er schufen auf den Flügeln Überzahl-Situationen und kombinierten sich über die Außen vor das Tor. Dies wiederum zeigt ein Problem auf