Bixente Lizarazu ist der bisher einzige Spieler, der gleichzeitig amtierender Welt‑, Europa‑, Confed-Cup‑, Champions-League- und Weltpokalsieger war. Nach seiner Karriere hat er vor allem eins gewonnen: das Leben.
Es ist der 14 Jahre jüngere Philipp Lahm, der Bixente Lizarazu auf der Position des Linksverteidiger beim FC Bayern beerben soll. Das Jahr 2006: Sommermärchen in Deutschland, Frankreich im Finale. Lizarazu hatte bereits zwei Jahre zuvor die Karriere für sein Land beendet, zum Ende der Saison wird er schließlich ganz mit dem Fußball aufhören: „Mit 36 Jahren fühlst du dich alt als Fußballer“.
Statistisch gesehen war Lizarazu einer der besten Fußballer unserer Zeit. Er balancierte stets zwischen Orientierung und Aggressivität. Die Mischung aus konstanter Gleichförmigkeit und rasanten unerwarteten Aktionen machte seine Spielweise aus. Sie hatte Positives wie Negatives, aber im jeden Fall war sie besonders.
Der Franzose hat alles gewonnen, was es im bezahlten Fußball zu gewinnen gibt. Weltmeister, Europameister, Champions-League-Sieger, Deutscher Meister, Pokalsieger. Seine Titelsammlung liest sich wie die Vorstellung eines Achtjährigen, der davon träumt, einmal in einem großen Stadion aufzulaufen. Der Junge aus dem Baskenland hat sich all diese Träume erfüllt.
Die Laufbahn des Ausnahme-Sportlers begann 1977 beim Provinzverein „Les Églantins Hendaye“. Neun Jahre später wechselte er zum damals stärksten Verein Frankreichs, Girondins Bordeaux. Dort spielte er unter anderem mit Zinédine Zidane zusammen. Die Titeljagd begann genau hier.
Zuhause im Baskenland
Lizarazu ist bis heute einer der wenigen Nicht-Spanier, die bei Athletic Bilbao unter Vertrag standen. Der Verein legt viel Wert darauf, lediglich baskische Spieler im rot-weißen Athletic-Trikot auflaufen zu lassen. Da er im französischen Teil des Baskenlandes geboren wurde, lief er sogar einmal für deren Fußballauswahl auf. Und dennoch spielte er fortan vor allem für Frankreich, fühlte sich im Herzen aber als Baske. Der Terrororganisation ETA, deren Ziel die politisch und soziale Souveränität des baskischen Volkes ist, reichte das nicht. 2000 erhielt er einen Erpresserbrief. Ihm wurde vorgeworfen für eine „feindliche Nation“ zu spielen, er müsse deswegen Schutzgeld zu zahlen. Lizarazu und seine Familie wurden daraufhin unter Polizeischutz gestellt.
Nach nur einer Saison bei Bilbao wechselte er 1997 zum FC Bayern – mit Ausnahme eines kurzen Abstechers zu Olympique Marseille – den Rest seiner Karriere verbrachte. Mit den Bayern wurde er unter anderem sechs mal deutscher Meister, fünf mal Pokalsieger und gewann 2001 den Champions-League-Titel. Das Finale wurde im Mailänder „Giuseppe Meazza Stadion“ ausgetragen. Elfmeterschießen gegen den FC Valencia. Lizarazu lief entschlossen an und verwandelte sicher halb hoch ins rechte Eck. Nein, mit seinem starken linken Fuß zimmerte er den Ball regelrecht ins Netz. Als Spieler war Bixente Lizarazu vor allem eins: zuverlässig.