Ernst Huberty, das ist deut­lich zu sehen, weiß nicht so recht, wie er die Sache angehen soll. Vor ihm steht Beverly Ranger, die als zweite Frau über­haupt für das Tor des Monats“ geehrt wird, und der Grand­sei­gneur der Sport­schau muss mit ihr vor der obli­ga­to­ri­schen Über­gabe der Gewin­ner­pla­kette noch einen kleinen Plausch halten. Huberty will wohl etwas Nettes sagen und sagt: Schön und kaf­fee­braun sind alle Frau’n in King­ston Town. Hier ist der lebende Beweis – Beverly Ranger.“

Nach dieser ele­ganten Eröff­nung fragt er die Jamai­ka­nerin nach ihren männ­li­chen Vor­bil­dern. Die schil­lernde Aus­wahl der Geehrten (Pelé, Vogts, Bonhof, Kos­tedde) spielt weiter keine Rolle, inter­es­sant ist aller­dings, dass es die ein­zige Frage zum Thema Fuß­ball bleibt. Was folgt, ist die Emp­feh­lung Hubertys, die Sie­ger­me­daille zum Hals­kett­chen umzu­funk­tio­nieren – und Abgang.

Was sich nicht geän­dert hat..

Das war 1975, und seitdem hat sich viel getan. Frau­en­fuß­ball ver­fügt mitt­ler­weile über eine selbst­ver­ständ­liche mediale Prä­senz, die nur wenig von der Hoch­not­pein­lich­keit frü­herer Tage hat. Und wenn Kapi­tänin Alex­andra Popp im heiß dis­ku­tierten Com­merz­bank-Spot des Natio­nal­teams mit strengem Blick in die Kamera fragt Weißt du eigent­lich, wie ich heiße?“, dann ist das schon auch ein wenig kokett, weil ver­mut­lich mehr Leute Popp auf der Straße erkennen würden als, sagen wir mal, Lukas Klünter, der in diesem Sommer mit der deut­schen U21 um den EM-Titel kämpft.

Was sich aller­dings nicht geän­dert hat: dass Frau­en­fuß­ball immer noch oft über den Män­ner­fuß­ball defi­niert wird, statt ihm ein­fach seine eigene Iden­tität zu lassen. Um im Natio­nal­mann­schafts­kon­text zu bleiben:

- Wer sind Ihre Vor­bilder, Frau Popp?

- Haben Sie Eier, Frau Schult?

- Und machst du uns diesen Sommer den Jogi, Mar­tina?

Ist diese Form des Ein­nor­dens vor allem bei Wohl­mei­nenden zu finden, so nutzen die Gegner des Frau­en­fuß­balls bevor­zugt eine andere Stra­tegie: Ver­glei­chen, um zu dis­qua­li­fi­zieren. Eine kleine Aus­wahl vom Stamm­tisch:

- Boah, ist das langsam!

- Da fehlt mir ein­fach die Zwei­kampf­härte!

- Die würden ja sogar gegen unsere B‑Jugend ver­lieren!