Seit neun Spielen unge­schlagen, Vierter in der Regio­nal­liga Nordost – sport­lich läuft es für Rot-Weiß Erfurt durchaus anspre­chend. Kein Zufall, denn nach der kata­stro­phalen letzten Saison, die mit dem erst­ma­ligen Abstieg in die Viert­klas­sig­keit endete, sollte in der Dom­stadt alles besser werden. Ange­führt vom acht­fa­chen deut­schen Natio­nal­spieler Thomas Brdaric wollte man ein junges, hung­riges Team zusam­men­stellen, das mit einer erfolg­rei­chen Saison ver­loren gegan­gene Zuschauer zurück ins Stei­ger­wald­sta­dion holen sollte. Dazu mussten die Ver­ant­wort­li­chen mit einem Insol­venz­ver­fahren einen klaren Schluss­strich unter die jah­re­lange finan­zi­elle Hän­ge­partie ziehen. Der Weg war somit frei für einen Neu­an­fang des zuvor schul­den­ge­plagten Klubs.

Erfurt bräuchte mehr Zeit 

Was in der Theorie nach einer guten Aus­gangs­lage klingt, stellt im Nach­hinein wohl den Anfang vom Ende dar. Wie sich jetzt her­aus­ge­stellt hat, muss der Verein in den nächsten Tagen eine sechs­stel­lige Summe auf­bringen, um dem Spiel­be­trieb der ersten Mann­schaft weiter zu gewähr­leisten. Geld, das man in Erfurt nicht hat, weil laut Insol­venz­ver­walter Volker Rein­hardt die Zusage über ein Mas­se­dar­lehen über­ra­schend zurück­ge­zogen wurde. Solche Dar­lehen werden auf­ge­nommen, um den Geschäfts­be­trieb insol­venter Unter­nehmen durch Sicher­stel­lung der Zah­lungs­fä­hig­keit weiter zu gewähr­leisten. In Erfurt wollte man dadurch Zeit auf der Suche nach poten­zi­ellen Spon­soren und Inves­toren gewinnen.

Doch Zeit hat man in der thü­rin­gi­schen Lan­des­haupt­stadt eben­so­wenig wie Geld. Wenn das ange­spro­chene Mas­se­dar­lehen nicht durch ein Wunder in den nächsten Tagen von anderer Seite gewähr­leistet werden kann, sieht das Insol­venz­recht klare Kon­se­quenzen vor: Rot-Weiß Erfurt müsste sich aus der Regio­nal­liga zurück­ziehen und den Spiel­be­trieb ein­stellen. Wie Pres­se­spre­cherin Lena Berglez auf 11FREUNDE-Anfrage bestä­tigt, ist das darauf zurück­zu­führen, dass der Verein bereits im März Insol­venz bean­tragt hat: Das ist der Grund dafür, dass jetzt nicht mehr ein bloßer Abzug von neun Punkten droht, son­dern die Lage weitaus ernster ist“. Anfang nächster Woche soll eine Ent­schei­dung zur Zukunft von Rot-Weiß Erfurt ver­kündet werden, bis dahin wolle man laut Berglez inten­sive Gespräche mit poten­zi­ellen Geld­ge­bern führen“. Doch ob diese den gewünschten Erfolg bringen werden, steht in den Sternen. In einer Mit­tei­lung bereitet der Verein seine Anhänger darauf vor, besser mit allem zu rechnen.

Das trau­rige Ende droht

Wie es danach weiter gehen könnte, weiß keiner. Die Ober­liga, die Sechst­klas­sig­keit – ja sogar die Auf­lö­sung des Klubs scheint nicht aus­ge­schlossen. Der Verein lässt der­weil ver­lauten, dass der Fort­be­stand des (…) FC Rot-Weiß Erfurt e.V. am sei­denen Faden“ hänge. Es wäre das trau­rige Ende eines Klubs, der einst DDR-Meister wurde und nach der Wende im Euro­pa­pokal gegen Ajax Ams­terdam spielte.