Nico Schulz hat in dieser Saison fünf Tore vorbereitet – kein besonders hoher Wert. Und trotzdem gehört der Nationalspieler zu den besten Vorlagengebern der Liga. Der Grund: Eine besondere Statistik.
Der Berliner Nico Schulz, dereinst ausgebildet bei Hertha BSC, hat sportlich gerade die beste Zeit seiner Karriere. Nach einem etwas unglücklichen Wechsel zu Borussia Mönchengladbach wurde er in Hoffenheim in den letzten beiden Jahren erst zum unumstrittenen Stammspieler und debütierte im vergangen August sogar in der deutschen Nationalmannschaft. Im Sommer wird Schulz, daran besteht kaum ein Zweifel, zu einem größeren Klub wechseln, vor allem Borussia Dortmund ist sehr interessiert.
Niemand würde bestreiten, dass Schulz mit nun 26 Jahren zu einem außergewöhnlich guten Spieler geworden ist. Aber vermutlich ist er sogar noch besser als angenommen, nämlich als Torvorbereiter. Er hat in dieser Bundesligasaison fünf Tore vorbereitet, das ist zweifellos ein guter Wert für einen Außenbahnspieler aber auch kein atemberaubender. Man könnte aber auch sagen, dass Nico Schulz hinter Bayerns Joshua Kimmich der zweitbeste Torvorbereiter der Bundesliga ist. Nur, wie kommt man dazu?
Qualität der Vorlagen
Um einen Spieler als Vorbereiter zu bewerten, ist es interessanter als die Zahl der Torvorbereitungen deren Qualität anzuschauen. Wer nämlich eine miserable Flanke in der Strafraum schaufelt, die ein Torjäger doch noch irgendwie über die Linie stochert, bekommt zu Unrecht Beifall. Wer seinen Goalgetter mit einem Zauberpass vor dem Tor freispielt, der aber unkonzentriert verstolpert, taucht nicht in der Statistik für Assists auf.
Abhilfe leistet ein Wert, der Expected Assists heißt, also etwa „zu erwartenden Torvorlagen“. Er hält fest, wie gut die Torchance war, die ein Spieler vorbereitet hat. Man kann heute errechnen, dass in einer bestimmten Spielsituation der Torschuss etwa eine zehnprozentige Wahrscheinlichkeit hat, ins Tor zu gehen. Oder anders gesagt: Bei zehn Schüssen aus dieser Position ist durchschnittlich einer drin. Für den Spieler, der die direkte Vorarbeit dazu geliefert hat, wird also 0,1 Expected Assists gutgeschrieben. Oder ein höherer Wert, wenn die Position besser war. Und das passiert unabhängig davon, ob sein Kollege nun getroffen hat oder nicht.
Passgerecht: Nico Schulz
Bislang stehen bei Nico Schulz 10,14 Expected Assists zu Buche, der nach Kimmich zweithöchste Wert aller Bundesligaspieler, und das ist nicht nur als statistische Spielerei interessant. Mit besseren Mitspielern oder einfach nur etwas mehr Spielglück kann der nächste Verein von Schulz davon ausgehen, dass die Lücke zwischen zu erwartenden und wirklichen Torvorlagen kleiner wird. Oder anders gesagt: Wer fürs nächste Jahr einen guten Vorbereiter sucht, schaut besser nicht nur bei den Torvorlagen, sondern auch den Expected Assists.