Mit einem Doppelpack gegen Real Madrid meldete sich Fernando Torrres zurück bei seinem neuen, alten Arbeitgeber Atletico Madrid. Wird nun doch noch alles gut für den verlachten Stürmer?
Am Abend des 24. April 2012 schien die Geschichte doch noch ein gutes Ende zu finden. Lionel Messi kniete auf dem Rasen des Nou Camp und blickt ins Nichts. Er und sein FC Barcelona, seinerzeit die beste Vereinsmannschaft der Welt, hatten sich gerade die Zähne am Mannschaft gewordenen Granitfelsen namens FC Chelsea ausgebissen. Es war das Rückspiel des Champions-League-Halbfinals, eine der vielleicht epischsten Schlachten der jüngeren Königsklassen-Geschichte. Wütend rannten Messi, Xavi und Co. einem 0:1‑Hinspiel-Rückstand hinterher.
Märchenheld einer epischen Schlacht
Beim Stand von 2:1 im Rückspiel setzte Messi höchstselbst einen Elfmeter an die Latte. Fortan verteidigte Chelsea mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, zeitweise half sogar Didier Drogba als Linksverteidiger aus. Wer diesen Defensivstil Betonfußball nannte, beleidigte alle Arbeiter im Tief- und Hochbau. So dreckig hatte sich noch keiner ins Champions-League-Finale mauern wollen. Dass aus dieser Abwehrschlacht am Ende auch noch ein Märchen wurde, lag an dem Mann, der Sekunden vor dem Abpfiff, keine hundert Meter vom desillusionierten Messi entfernt, ebenfalls auf dem Rasen kniete. Die Arme ausgestreckt, ein Lächeln auf den Lippen. „Soeben hat er 50 Millionen Pfund zurückbezahlt“, brüllt ein englischer Kommentator ins ein Mikro. „Es ist ein Märchen“, legt Co-Kommentator Gerry Neville nach. Der Mann, von dem sie sprachen, war Fernando Torres.
Soeben hatte der Spanier, Weltmeister, Europameister, EM-Torschützenkönig, ein Tor für den FC Chelsea geschossen. Das war zwar eigentlich sein Job, doch am Ende seiner Odyssee war dieser kalt abgeschlossene Konter in der Nachspielzeit mehr als ein Treffer. Er war Genugtuung, Befreiung und Hoffnungsschimmer zugleich. Denn unter der Last jener 50 Millionen Pfund (58 Millionen Euro), die Chelsea-Boss Roman Abramowitsch im Winter 2011 für die Dienste von Fernando Torres an den FC Liverpool überwiesen hatte, war der Spanier im Laufe der vergangenen 13 Monate zusammengebrochen. Nachdem er die ersten zwölf Spiele im Trikot der „Blues“ nicht traf, wurde er zum Ersatzspieler degradiert. Der einst gefährlichste Angreifer der Welt war binnen kürzester Zeit zu einem Häufchen Elend verkommen. Die eigenen Fans lachten Torres bei jeder Einwechslung aus. Jedes Spiel ein Spießrutenlauf. Jede Ballberührung ein Nadelstich in das Herz des sensiblen Angreifer mit dem Spitznamen „El Nino“, das Kind.
Die Ehe Torres/Chelsea war gescheitert
Aus den 45 Toren in 172 Spielen für Chelsea errechneten Anhänger gar, dass er lediglich alle 3,8 Spiele traf und damit jedes Tor 1,1 Millionen Pfund gekostet habe. Alles vergessen, denn in dieser magischen Nacht von Barcelona war Fernando Torres der heimliche Held in Blau. Auf den Rängen lagen sich die Fans in den Armen und schwärmten vom neuen Torres, der nun sein Versprechen einlösen sollte. Doch es kam anders. Denn auch in den kommenden Monaten blieb Torres Sündenbock, Lachnummer und Dorn im Auge der Fans, die sportliche Rückschläge immer wieder auf den spanischen Angreifer bezogen. Die Ehe Torres/Chelsea war gescheitert, bevor sie überhaupt erblühen konnte.