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Immer wenn ich traurig bin, besuche ich die Home­page von Space Jam, die aus irgend­einem Grund noch online ist. In ihrer unbe­hol­fenen Schlicht­heit erin­nert sie mich an ein­fa­chere, schö­nere Zeiten, in denen das Leben noch aus Nin­tendo und Panini bestand und nicht aus Steu­er­erklä­rungen und Fett­werden. Ist gerade kein Com­puter in der Nähe, um meine Nost­algie zu befrieden, denke ich an Bern­hard Winkler. 

Mit 1860 hatte ich nie viel am Hut, aber Bern­hard Winkler hat mich immer fas­zi­niert. Winkler wirkte stets wie einer, der noch Minuten vor dem Spiel an einer bay­ri­schen Eck­bank saß und nach einem großen Schluck Wei­zen­bier mit den Worten Ich mach‘ das jetzt“ auf­stand, sich den Schaum mit dem rie­sen­haften Unterarm von der Ober­lippe wischte und auf den Platz trot­tete. Wo er dann einem bedau­erns­werten Gegen­spieler ein tel­ler­großes Hämatom in die Seite wuch­tete und den Ball über die Linie quälte, egal wie. Winkler war sicher nicht der beste Stürmer seiner Gene­ra­tion, aber er hatte etwas ange­nehm Nah­bares. Er war aus der Bay­ern­liga in die Bun­des­liga gekommen, und seine Art zu Spielen sug­ge­rierte einem, dass man es selbst ja viel­leicht auch noch irgendwie nach oben schaffen könnte. Winkler war per­fekt Unper­fekt. 

Der Fuß­ball frisst seine Kinder

Aber es ist nun mal so: Der Fuß­ball frisst seine Kinder. Mit­tel­läufer, Vor­stopper, Mann­de­cker – Sie alle sind von der Ent­wick­lung des Spiels über­holt worden, an ihre Stelle traten hoch­ste­hende Außen­ver­tei­diger und abkip­pende Irgend­wasse. Der Lauf der Dinge eben, aber eine dieser Ent­wick­lungen hat mich immer sehr gestört: Die Ver­drän­gung der echten Neun durch die Fal­sche. Im Match­plan der Laptop-Trainer war plötz­lich kein Platz mehr für Wink­ler­hafte Kanten. Statt­dessen brauchte man plötz­lich nur genü­gend wen­dige offen­sive Mit­tel­feld­spieler, ein paar Götzes und Özils, einer von ihnen würde den Ball am Ende einer Tiki-Taka-Staf­fette schon ins Tor wie­seln. Wäh­rend die großen Bro­cken schwer­fällig auf der Tri­büne saßen, ein iso­to­ni­sches Getränk in der über­großen Hand, und sich fragten, wann die Dinge sich eigent­lich zu Ihren Ungunsten ent­wi­ckelt hatten. Und so starb sie aus, die gute, alte Sturm­kante. 

Dachte man. 

Aber dannn war plötz­lich Guido Burg­staller am Start. Für 1,5 Mil­lionen aus der Zweiten Liga geholt, wirkte der Burg­staller-Transfer wie einer jener hek­ti­schen Schalke-Not­käufe, die dann nach drei schlechten Spielen auf der Bank und anschlie­ßend in zahl­losen Leih­ge­schäften ver­schwinden. Aber nicht Burg­staller. In seinem ersten Spiel für Schalke würgte der Öster­rei­cher einen Ball in letzter Sekunde so wun­der­voll unper­fekt über die Linie, dass Bern­hard Winkler seine helle Freude daran gehabt hätte.